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Schmuggel mit gefährlichen Drogen steigt dramatisch

In Sachsen hat sich die Zahl der Drogendelikte um ein Viertel erhöht. Vor allem das Rauschgift Crystal beunruhigt die Polizei.

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© dpa

Von Marco Henkel

Dresden.Sie sieht harmlos aus, ist hochgefährlich und verbreitet sich rasant. Immer größere Mengen der Partydroge Crystal finden ihren Weg nach Sachsen. Landespolizeipräsident Rainer Kann warnte im SZ-Interview, die Zahl der Delikte im Zusammenhang mit synthetischen Drogen sei im Jahr 2012 gegenüber dem Vorjahr um ein Viertel gestiegen. Der Großteil der Straftaten dürfte hierbei auf Besitz, Handel und Konsum von Crystal entfallen.

Bei Crystal, in Szenekreisen auch Meth, Ice oder Crystal Meth genannt, handelt es sich um ein Aufputschmittel mit kristallenem Aussehen. Geschnupft, geraucht oder gespritzt, unterdrückt es Hungergefühle, Müdigkeit und Schmerz. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Mittel deswegen als Stuka-Tablette oder Panzerschokolade an Soldaten und Kampfpiloten verabreicht. Es sollte Angstgefühle bekämpfen und die Ausdauer erhöhen.

Crystal gilt als eine der gefährlichsten Drogen überhaupt. Ihr Konsum macht schnell abhängig und hat extreme Folgen. Schon innerhalb eines Jahres ist ein dramatischer psychischer und körperlicher Verfall zu beobachten. Psychosen, Nierenschäden, ausfallende Zähne und Hautentzündungen sind nur einige der Nebenwirkungen. Trotzdem nimmt der Missbrauch in Sachsen weiter stark zu. So meldeten sich bei den Beratungsstellen der Diakonie Sachsen im vorigen Jahr 3.500 Hilfesuchende. 2010 waren es nur halb so viele. Der Entzug ist hart: Etwa die Hälfte bricht vorzeitig ab.

Große Mengen des Rauschgifts werden in Drogenküchen in Tschechien hergestellt. Als Umschlagplätze dienen Asiamärkte in Städten wie Rozvatov und Potucky hinter der deutsch-tschechischen Grenze. Von dort gelangt die Droge dann nach Sachsen oder Bayern.

Längst versucht die sächsische Polizei gegenzusteuern. Gemeinsam mit Bayern und der Bundespolizei werden verstärkt Kontrollen vorgenommen. Die 2012 beschlagnahmte Menge Crystal war mit 46 Kilogramm gut sechsmal so hoch wie 2009. Doch das ist allenfalls ein Anfang. „Das Problem ist der sogenannte Ameisenhandel der Drogen auf vielen Märkten. Das heißt, es werden sehr viele sehr kleine Mengen gehandelt“, erklärt Polizeichef Kann. „Die Kolleginnen und Kollegen fischen auf den Asiamärkten viel ab, aber es gibt viele Versteckmöglichkeiten.“

Einen ausführlichen Bericht zum Thema Crystal gibt es im Wochenend-Magazin der Sächsischen Zeitung.