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Lößnitzgrundbahn erfasst Auto

Ein BMW hatte die Gleise an der Jägermühle in Radebeul fast überquert, als es plötzlich krachte. Es ist nicht der erste Unfall an dieser Stelle.

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© Nina Schirmer

Von Nina Schirmer

Radebeul. Es ist kurz nach ein Uhr mittags am Mittwoch, als eine 60-jährige BMW-Fahrerin auf den Bahnübergang An der Jägermühle zurollt. Von Oberlößnitz aus will sie die Schienen und den Lößnitzbach überqueren. Plötzlich ein lauter Schlag. Ihr Auto wird am Heck gerammt, der Wagen dreht sich, schleudert gegen das Brückengeländer und ein Andreaskreuz. Die Fahrerin hatte die herannahende Schmalspurbahn zu spät gesehen. Der Lokführer konnte nicht mehr rechtzeitig bremsen.

„Wir haben das Auto noch kurz gesehen und sind dann voll in die Eisen gegangen“, sagt Lokheizer Andreas Marek. Doch die Kollision ist nicht mehr vermeidbar. Erst ein paar Meter weiter kommt der Zug zum Stehen. Der Zugchef sei dann sofort zu der Autofahrerin geeilt und habe Hilfe angefordert, erzählt Marek. „Der Krankenwagen war sehr schnell hier.“

Die Frau hatte offenbar großes Glück. Auf den ersten Blick sei sie nicht verletzt gewesen, berichtet eine Polizistin später. Vielleicht ein Schock. Zur genaueren Abklärung kommt sie vorsichtshalber ins Radebeuler Krankenhaus.

Als der Unfall passiert, sind auch 50 Fahrgäste in der Schmalspurbahn. Sie bleiben bei der Kollision unverletzt. Weiter gehen kann die Fahrt nach Moritzburg aber erst einmal nicht. „Die Leute sind ausgestiegen und zurück zur Haltestelle Weißes Ross gelaufen“, sagt die Polizistin. Von dort aus ging es für sie mit dem Schienenersatzverkehr weiter.

Lokheizer Andreas Marek muss derweil den Zug sichern, damit dieser nicht rückwärts rollt. Er unterbricht die Luftzufuhr und pumpt Wasser in den Kessel, um ihn zur Ruhe zu bringen. An der Lok selbst sind auf den ersten Blick kaum Schäden zu erkennen. „Es gibt einen minimalen Schaden an der Kupplung“, sagt Marek. Die Polizei wird ihn später auf 2 000 Euro schätzen. Das Unfallauto hingegen ist nicht mehr fahrtüchtig. Sein Heck ist eingedrückt, das hintere linke Rad steht schief. Mindestens 5 000 Euro Schaden sind hier entstanden.

Knapp 1,5 Stunden bleibt der Bahnübergang blockiert. Autofahrer, die ihn passieren wollen, müssen wenden und eine andere Route nehmen. Kurz vor 14.30 Uhr fährt der Zug dann wieder los.

Es ist nicht der erste Unfall mit dem Lößnitzdackel an dieser Stelle. Bereits 2013 kam es an der Schmalspurbahnkreuzung Weinbergstraße Lößnitzgrundstraße zu einem schweren Unfall. Damals war ein Reisebus unvermittelt in die Lok gefahren, obwohl auf dem Verkehrsspiegel vor dem Bahnübergang der herannahende Zug zu sehen war. Wie sich damals herausstellte, hatte der Busfahrer die Lößnitzgrundbahn übersehen. Damals war niemand verletzt worden.

Der Bahnübergang ist sehr schlecht einsehbar. Lichtsignale gibt es nicht, die Züge können nur durch Hupen auf sich aufmerksam machen. Um die Stelle zu entschärfen, hatte die Stadt im Frühjahr überlegt, eine Einbahnstraße anzuordnen. Autofahrer hätten den Übergang dann nur noch aus Niederlößnitz kommend in Richtung Lößnitzgrundstraße überqueren können. Von dieser Seite aus sind die Schienen besser einsehbar.

Doch gegen die Pläne regte sich Widerstand. Einwohner und Winzer protestierten, wollten den Umweg über die Meißner Straße nicht in Kauf nehmen. Die Stadt beugte sich schließlich dem Willen der Bürger.

Was die Anwohner sich stattdessen wünschen: ein Lichtsignal für den Bahnübergang. Das hätte gleich mit gebaut werden sollen, als die Brücke im letzten Jahr saniert wurde, finden viele. Das Problem: Die Fördergelder für die Sanierung kamen aus dem Fond für Hochwasserschadensbeseitigung. Eine Ampel hätte darüber nicht finanziert werden können. Nach dem Unfall am Mittwoch könnte die Diskussion über die Signalanlage jetzt aber wieder aufkommen.