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Schilder, die in die Irre führen

Eigentlich ist der Parkplatz an der Talsperre Kriebstein trotz Straßensperrung erreichbar. Doch Ortsunkundige kommen zum Teil kilometerweit vom Ziel entfernt an.

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© Dietmar Thomas

Jan Leissner (FP) und Tina Soltysiak

Kriebstein. Viele Wege führen nach Rom, nur einer zum Großparkplatz an der Talsperre Kriebstein. Doch den aktuell zu finden, ist für Touristen und Ortsfremde beschwerlich. Dazu müssten sie Umleitungsschilder ignorieren, insbesondere wenn sie aus Richtung Mittweida oder Rochlitz kommen. Wer den gelben „U“-Schildern mit dem Zusatz „Talsperre“ folgt, landet auf teils schmalen Trassen über Tanneberg am Talgut Lauenhain. Das befindet sich zwar an der Talsperre, aber die bedeutenden Ausflugsziele wie Burg Kriebstein, Seebühne und Hafen sind kilometerweit entfernt. Anlass für die ausgewiesene Umleitung ist die Vollsperrung der Kreisstraße in Kriebstein zwischen Parkplatz und Rittergut – die ist bis 2018 geplant.

Finanzielle Einbußen befürchtet

Damit die Gäste in der bevorstehenden Saison an der Talsperre dennoch Autos und Reisebusse in der Nähe von Hafen und Seebühne abstellen können, hatte das für die Baustelle verantwortliche Landratsamt die Zufahrt zum Großparkplatz auch während der Bauzeit garantiert. Darüber war Thomas Caro, Geschäftsführer des Zweckverbandes Kriebsteintalsperre, erleichtert.

Doch nun weiß dieser sich nicht anders zu helfen, als in einem offenen Brief an Landrat Matthias Damm (CDU) den Schilderwald rund um die Talsperre anzuprangern. „Mit der bestehenden Beschilderung werden die Besucher regelrecht fehlgeleitet oder in Sackgassen geführt“, kritisiert Caro. So gebe es am Kreisverkehr bei Schweikershain keinen Hinweis darauf, dass die Zufahrt bis zum Großparkplatz frei ist. Ähnlich verwirrend sei die Ausschilderung aus Richtung Rossau. Dort fehle ein Hinweis darauf, dass die Zufahrt zum Talsperren-Hafen aus dieser Richtung nicht möglich ist. Vielmehr begeben sich Autofahrer über Ehrenberg auf eine „Irrfahrt“ nach Kriebethal, die letztlich an einer Vollsperrscheibe an der Burg endet.

Caro befürchtet in der Folge finanzielle Einbußen unter anderem für den Schifffahrtsbetrieb und Veranstaltungen des Verbandes und des Theaters, genauso wie für andere Vertreter der Tourismusbranche an der Talsperre. Zu denen gehört Alexander Persigehl, Betreiber des Kletterwaldes nahe des Hafens der Talsperre: „Gäste haben uns berichtet, dass es eine Katastrophe ist, hierher zu kommen, wenn man den Schildern folgt.“

Der Mittweidaer Oberbürgermeister und Zweckverbandsvorsitzende Ralf Schreiber (CDU) meint: „Wir brauchen eine klare Ausschilderung, die die Gäste der Talsperre nicht abschreckt.“ Schließlich habe man zuvor dafür gekämpft, dass die Zufahrt zum Großparkplatz offen bleibt.

Das Landratsamt Mittelsachsen hatte am Freitag den Eingang des offenen Briefes von Caro bestätigt und angedeutet, dass die Kritik ernst genommen werde. „Wir wissen um die touristische Bedeutung der Talsperre mit ihrer Seebühne sowie der Burg Kriebstein“, so Kreissprecherin Lisa-Maria Schöne. Die im Brief geäußerte Kritik werde durch die zuständige Abteilung Straßen aufgegriffen, und Vorschläge zur Veränderung würden mit der Stadt Mittweida und dem Verbands-Geschäftsführer abgestimmt.

„Noch am Freitag hat es ein Telefonat gegeben. Ich habe meine Kritikpunkte nochmals vorgetragen“, sagte Thomas Caro am Dienstag auf DA-Nachfrage. Das sind drei an der Zahl: Gäste, die von der Autobahnabfahrt Hainichen kommen, müssen schon in Rossau darüber informiert werden, dass sie den Großparkplatz an der Talsperre nur über Mittweida erreichen. Diese Forderung ist nicht neu. Im Gegenteil. Bereits bei den ersten Planungen hatte Caro dies gefordert. „Warum es nicht berücksichtigt wurde, weiß ich nicht.“

Informationen auf Internetseiten

Ein weiterer Punkt: An der Kreuzung Tanneberg/Crossen müsse eindeutig ausgeschildert werden, dass es rechts in Richtung Talsperre/Lauenhain geht und geradeaus in Richtung Talsperre/Hafen/Burg Kriebstein. Und am Kreisel in Schweikershain könne die Umleitung über Kreuz Hartha entfallen, weil der Parkplatz vom Kreisel aus ganz normal erreichbar ist. Ihm sei vonseiten der Straßenbehörde zugesichert worden, dass die Beschilderung noch vor Freitag geändert wird, so Caro. Dann nämlich beginnt die offizielle Saison an der Talsperre. „Sobald klar ist, wie die Beschilderung ist, werden wir die Reiseveranstalter und die Gäste auf unserer Internetseite informieren“, sagte der Geschäftsführer.

Beim Saisonauftakt ist der Mittelsächsische Kultursommer (Miskus) involviert. Geschäftsführer Olaf Hanemann sagte auf Anfrage: „Auch wir versuchen, die Leute so gut wie möglich zu informieren. Wir werden ebenfalls auf unserer Homepage und bei Facebook Empfehlungen veröffentlichen. Das handhaben wir während der gesamten Saison so, da wir noch mehr Veranstaltungen auf der Seebühne haben.“

Dass Kritik an der Behörde zum gewünschten Ergebnis führen kann, hat die Verwalterin von Burg Kriebstein, Susanne Tiesler, erfahren. So sei auf ihre Anregung hin, die Vollsperrscheibe unterhalb der Burg versetzt worden, damit Gäste an den bestehenden Parkplatz fahren können.