Von Stephan Schön
Die Böden sind ausgetrocknet. In den Wäldern herrscht höchste Waldbrandwarnstufe. Hitzerekorde. Dann Starkregen und zerstörerische Gewitterfallböen. Wieder Hitze und noch einmal extremer Regen. – Nein, das ist nicht die Beschreibung der letzten Wochen, es ist die Klimaanalyse für Sachsens Standard-Sommermonate. In diesem Sommer passiert genau das, was bereits neuer Wetterdurchschnitt ist.
Grafiken: Klimawandel in Sachsen
Das Sommerwetter hat sich in den letzten 50 Jahren grundlegend geändert, sagt Christian Bernhofer, Klimaforscher der TU Dresden. Gestern stellte er in Dresden eine neue Klimastudie vor. Demnach werden die Sommer anfangs trocken, dann heiß. Und wenn später im Juli, August ausreichend Niederschlag kommt, dann fällt er immer öfter als Starkregen. „Die Daten sind eindeutig“, sagt Bernhofer. „Und sie sind diesmal auch sehr lokal.“ Die Forscher haben im Auftrag des Landesumweltamtes erstmals bundesweit mit einem Raster von nur einem Kilometer gerechnet. Aus diesen Puzzleteilen geht verlässlich hervor, wo welches Risiko für Extremwetter besteht.
Um 0,6 Grad hat die Temperatur sachsenweit zugenommen, verglichen mit der Durchschnittstemperatur von 1961 bis 1990. Nicht gleichmäßig, sondern vor allem im Sommer in Form von Hitzewellen. Die Zahl der Sommertage mit mehr als 25 Grad ist im Sachsendurchschnitt von 28 auf 35 Tage gestiegen. Im Leipziger Tiefland und auch in Dresden sogar von 35 auf knapp 50 Tage im Jahr.
Auch wird ein so trockenes Frühjahr wie dieses geradezu zum Standard. Im Durchschnitt fehlen zwölf Prozent Regen, was sehr schlecht für die Landwirtschaft ist. Diese zwölf Prozent kommen dann aber in den Monaten Juli bis September dazu, was auch wieder schlecht für die Landwirtschaft ist. Und zu alldem fällt dieser Niederschlag immer öfter als Starkregen. „Nicht nur das“, sagt Bernhofer, „diese Starkregen sind zudem auch noch deutlich heftiger geworden.“ Sie verteilen sich keinesfalls schön gleichmäßig übers Land. Sie kommen vor allem dort noch häufiger vor, wo sie schon immer mal gewütet haben: in den Mittelgebirgen und im Gebirgsvorland. Damit steigt vor allem das Flutrisiko für die kleinen Flüsse und Bäche, was sowohl die Häufigkeit als auch die Heftigkeit betrifft.
Während an den großen Flüssen schon viel für den Hochwasserschutz getan worden sei, geschehe an den kleinen Flüssen viel zu wenig, sagt Sachsens Umweltminister Frank Kupfer (CDU). Für diese Gebirgsbäche und kleinen Flüsse wären die Kommunen zuständig. Doch die bereitgestellten Landesgelder seien nicht einmal aufgebraucht worden. Kupfer will daher eine neue Fachinstitution gründen. Ähnlich der Landestalsperrenverwaltung soll diese dann den Hochwasserschutz für die kleinen Flüsse landesweit koordinieren und auch kontrollieren.