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Sachsens Polizei heult amerikanisch

Ein neuer Signalton und rotes Blinklicht sollen Autofahrer zum Anhalten auffordern. Noch dieses Jahr geht es los.

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© dpa

Von Thomas Christmann und Thilo Alexe

Dresden. Autofahrer auf Sachsens Straßen müssen sich auf neue Polizeisignale einstellen. Streifenwagen sollen künftig mit einem amerikanischen Sirenenton ausgerüstet werden. Der sogenannte Yelper gibt einen kreischenden Klang von sich, wie er aus Hollywoodfilmen und US-Polizeiserien hierzulande bekannt ist. Zusätzlich soll zudem bei Fahrzeugkontrollen ein neues optisches Signal zum Einsatz kommen. Das rote Blinklicht nennt sich Flasher.

Die Umrüstung soll nach und nach erfolgen, sagte ein Sprecher des sächsischen Innenministeriums gestern in Dresden. „Blaulicht und Martinshorn bleiben aber erhalten.“ Die neuen Signale – der Yelper hört sich in etwa wie ein lautes Wiuwiuwiu an – sollen zum Stoppen von Autofahrern genutzt werden. Bislang müssen Polizeifahrzeuge meist überholen, um einen Wagen anzuhalten.

Das rote Licht soll Autofahrer dazu veranlassen, in den Rückspiegel zu schauen. Dort erkennen sie dann die Leuchtschrift „Stopp Polizei“ auf dem Dach des Einsatzfahrzeuges. Blaulicht und das Martinshorn haben nach Expertenmeinung den Effekt, dass Autofahrer zwar Platz machen, nicht aber zwingend am rechten Straßenrand anhalten.

Den Einsatz der neuen Technik ermöglicht eine Verordnung des Bundesverkehrsministeriums seit dem vergangenen Jahr. Damals hatte die Deutsche Polizeigewerkschaft die Einführung gefordert. „Das Signal ,Stopp Polizei’, mit dem schon heute vorausfahrende Fahrzeuge von hinten zum Anhalten aufgefordert werden, reicht oftmals nicht aus“, betonte Gewerkschaftschef Rainer Wendt. Beim Überholen könnten riskante Situationen entstehen. Bereits im vergangenen Herbst sind in Niedersachsen die ersten Polizeifahrzeuge mit der Technik ausgestattet worden. Auch die Hamburger Polizei setzt auf die amerikanischen Klänge.

In Sachsen sollen diese erst ertönen, wenn die Bevölkerung darüber informiert ist und ausreichend Polizeifahrzeuge umgerüstet sind. In den sogenannten interaktiven Funkstreifenwagen, die mit moderner Kommunikationstechnik ausgestattet sind, ist die Technik bereits enthalten. Die ersten 100 sollen noch in diesem Jahr auf sächsischen Straßen rollen. Mittelfristig werden voraussichtlich alle Streifenwagen gegen die modernen Polizeifahrzeuge ausgetauscht.

Allerdings müssen der Yelp-Ton und das rote Blitzlicht nicht zwingend von der Polizei angewandt werden, wenn sie ein Fahrzeug stoppen will. Abhängig von Örtlichkeiten und der Gesamtlage können die Beamten auch andere Mittel einsetzen, teilte das Innenministerium weiter mit. Heißt: Soll ein Autofahrer nachts in einem ruhigen Wohngebiet kontrolliert werden, muss der Heulton nicht angeschaltet werden. Anhaltekelle oder die geräuschlose Leuchtschrift sind nach wie vor möglich.