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Sachsen hat am wenigsten Kita-Personal

Für eine pädagogisch sinnvolle Arbeit bräuchte es im Freistaat laut einer Empfehlung fast doppelt so viele Erzieher.

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© Symbolfoto: dpa

Von Carola Lauterbach

Gütersloh. Eine sächsische Erzieherin betreut in der Krippe im Schnitt 6,4 und im Kindergarten 13,5 Kinder. Damit hat Sachsen bei Krippen den schlechtesten Personalschlüssel bundesweit, bei Kitas ist nur Mecklenburg-Vorpommern schlechter. Das ist das Ergebnis des aktuellen Ländermonitors Frühkindliche Bildungssysteme der Bertelsmann Stiftung.

Demnach wird den Bundesländern bescheinigt, in den vergangenen drei Jahren einiges zur Verbesserung der Qualität der Betreuung und Bildung in den Einrichtungen wie auch für den Ausbau von Plätzen getan zu haben. Dennoch seien die meisten weit entfernt von einem pädagogisch sinnvollen Betreuungsschlüssel. Nach Empfehlung der Bertelsmann Stiftung sollte eine Erzieherin höchstens drei Krippenkinder bzw. 7,5 Kinder über drei Jahre betreuen.

Im bundesweiten Durchschnitt liegt das Verhältnis heute bei 1 zu 4,3 (Krippe) und bei 1 zu 9,3 (Kita). Allerdings falle der tatsächliche Schlüssel deutlich ungünstiger aus, da sich die Erzieherinnen etwa ein Viertel ihrer Arbeitszeit Tätigkeiten widmen müssten, die nicht unmittelbar mit den Kindern zu tun hätten. „Der Kita-Besuch allein verbessert nicht die Bildungschancen der Kinder“, warnt Jörg Dräger, Vorstand der Bertelsmann Stiftung. Es komme auf die Qualität der Angebote an.

Die Unterschiede beim Personalschlüssel zwischen den einzelnen Bundesländern, insbesondere das Ost-West-Gefälle, seien enorm. Die Sachsen müssen demnach neidisch nach Baden-Württemberg schauen, wo eine Erzieherin drei Kinder unter drei beziehungsweise 7,3 über drei Jahren betreut, annähernd halb so viel wie hier.

Allerdings besuchen in Sachsen deutlich mehr Kinder Einrichtungen, 97 Prozent sind es bei den Drei- bis Sechsjährigen und 44 Prozent bei den unter Dreijährigen. Während auch in westdeutschen Bundesländern nahezu alle Kinder die Kita besuchen, sind es nur 24 Prozent in der Krippe.

Sachsen wird im Ländermonitor bescheinigt, den Personalschlüssel gegenüber 2012 „geringfügig verbessert“ zu haben. Allerdings seien im Krippenbereich Brandenburg und Sachsen-Anhalt am Freistaat vorbeigezogen. Zum Zeitpunkt der Datenerhebung am 1. März 2015 gab es knapp 18 000 Fachkräfte in Sachsens Kitas, knapp 8 000 davon in Krippen. Deren Qualifikation ist höher als in Westdeutschland.

Um den Personalschlüssel in Sachsen auf das von der Stiftung empfohlene Niveau zu heben, seien weitere 16 900 Vollzeitkräfte erforderlich. Diese würden jährlich rund 774 Millionen Euro kosten, was ebenfalls fast einer Verdopplung gleichkäme. Sachsens CDU/SPD-Regierung will den Schlüssel in Kitas in diesem Jahr auf 1 : 12 und bei Krippen bis 2018 auf 1 : 5 senken.