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Sachsen wirbt Lehrer in Tschechien und Polen

Schon jetzt arbeiten hier 53 Pädagogen aus den Nachbarländern. Dort reagiert man kritisch auf sächsische Lockangebote.

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© Symbolfoto: dpa

Von Karin Schlottmann

Dresden. Für Sachsens Schulen wird es in den nächsten Jahren immer schwieriger, genügend Lehrer zu finden. Der Altersdurchschnitt ist hoch, und junge Pädagogen stehen nicht in ausreichendem Maß zur Verfügung. Bereits jetzt, drei Wochen vor Beginn des nächsten Schuljahres, ist die Unterrichtsversorgung immer noch nicht vollständig abgesichert. Hilfe soll nun auch aus Polen und Tschechien kommen.

Das Kultusministerium plant, sich aktiv um Lehrer aus den beiden Nachbarländern zu bemühen. Nach SZ-Informationen hat eine Werbeagentur ein Konzept erarbeitet und unter anderem Zeitungsanzeigen in großen polnischen Tageszeitungen sowie auf Job-Onlineportalen vorgeschlagen.

Sachsen will mit einem deutlich höheren Gehaltsniveau, preiswerten Wohnungen, einer sicheren Festanstellung sowie einem attraktiven Umfeld für Ehepartner und Familie locken. Tschechen, für die Regionen in der Oberlausitz, im Erzgebirge und im Vogtland eine Option wären, könnten zudem als Tagespendler arbeiten.

Derzeit arbeiten insgesamt 53 Lehrer aus Tschechien und Polen im sächsischen Schuldienst. Sie werden in fast allen Fächern eingesetzt, unterrichten aber am häufigsten Deutsch als Zweitsprache oder ihre eigene Muttersprache, teilte das Kultusministerium auf Anfrage mit.

Noch hängt der Start der Anwerbeaktion von der Zustimmung der zuständigen Stellen in den beiden Nachbarländern ab, sagte die Sprecherin des sächsischen Kultusministeriums, Susann Meerheim. Mit dem polnischen Kultusministerium seien bereits Gespräche geführt worden, die tschechische Seite wurde angefragt.

Polen erwartet aufgrund des Geburtenrückgangs in den nächsten Jahren einen Überhang an Lehrkräften. Tausende wurden bereits entlassen, Hochschulabsolventen haben zudem kaum Zugang zum Arbeitsmarkt. Deshalb rechne Sachsen mit einem wachsenden Interesse jüngerer und mobiler Pädagogen an einer Tätigkeit in Deutschland.

Eine große Hürde seien allerdings die mangelnden Deutschkenntnisse. Bewerbern mit Grundkenntnissen soll eine Nachqualifizierung angeboten werden. Eine großangelegte Werbekampagne sei jedoch nicht geplant, versichert Meerheim. Sie würde auch auf wenig Gegenliebe bei unseren Nachbarn stoßen, sagte sie.

Alternativ dazu denkt das Kultusministerium darüber nach, polnische Lehramtsstudenten dafür zu gewinnen, einen Teil ihrer Ausbildung in Sachsen zu absolvieren und sie auf diese Weise zum Bleiben zu motivieren. Fachleute sprechen von „Klebeeffekten“. Auch die Gewerkschaften, die die Pläne des Ministeriums grundsätzlich unterstützen, sollen gebeten werden, ihre Kontakte zu nutzen.