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Sachsen stellt Hunderte Lehrer ein

Der Freistaat rechnet mit 5 000 ausländischen Schülern. Für Deutsch als Zweitsprache sind neue Fortbildungen geplant.

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© dpa

Gabriele Fleischer

Dresden. Über 3 700 Flüchtlinge lernen an Grund-, Ober- und Berufsschulen in Sachsen, 70 Prozent mehr als im Vorjahr. Auf ihrem Stundenplan stehen zunächst nicht Fächer wie Mathematik und Physik, sondern Grundbegriffe der deutschen Sprache. Schulpflicht gilt im Freistaat für alle Kinder – egal welcher Herkunft. Auf 5  000 wird die Anzahl junger Asylsuchender an den Schulen bis Jahresende steigen, schätzt das Kultusministerium. Die Mädchen und Jungen kommen nach Angaben der Sächsischen Bildungsagentur vor allem aus Syrien, Afghanistan und den Balkanländern. Sie sprechen kein Deutsch, bringen unterschiedliche Kenntnisse mit, manche sind Analphabeten. Für sie braucht der Freistaat Lehrer, die speziell ausgebildet sind und Deutsch als Zweitsprache unterrichten.

Waren es bisher 332 Lehrer, geht das Ministerium jetzt von weiteren 300 aus, die nötig sind, um allen jungen Ausländern den Unterricht zu ermöglichen. 150 Lehrer sind im August neu eingestellt worden, weitere 150 sollen einen befristeten Vertrag erhalten. „Steigt der Bedarf weiter, sind wir darauf vorbereitet“, sagt Ministeriumssprecherin Susann Meerheim. Keinesfalls gehe das zulasten anderer Schüler: „Wir haben genügend Lehrer eingestellt.“

Lehrer für Deutsch als Zweitsprache machen die Flüchtlingskinder für den regulären Unterricht fit. In Sachsen werden auch Migranten über das 18. Lebensjahr hinaus unterrichtet: „Junge Erwachsene bis zum vollendeten 27. Lebensjahr können nach Einzelfallprüfung in Klassen lernen, die sie auf eine spätere Berufsausbildung vorbereiten“, sagt Michaela Bausch von der Bildungsagentur. Mit jungen Migranten zu arbeiten, die traumatisiert sind und sich in einer neuen Lebenswelt zurechtfinden müssen, ist eine Herausforderung, sagt André Grupe vom Berufsschulzentrum in Großenhain.

63 Grund- und Oberschulen sowie 17 Berufsschulzentren im Bereich der Regionalstellen der Bildungsagentur Dresden und Chemnitz bieten Deutsch als Zweitsprache an. Darauf müssen sich die Universitäten einstellen. Die Uni Leipzig bietet die Spezialisierung im Lehramtsstudium als drittes Fach an. Ausgebaut werden Weiterbildungs- und Fortbildungsangebote. Mit dem Wintersemester startet in Leipzig eine berufsbegleitende Weiterbildung, die zur Lehrbefähigung führt. Fortbildungskurse für Lehrer sollen in den nächsten Februar-Ferien in Chemnitz und im November 2016 in Dresden beginnen. Angesichts steigender Flüchtlingszahlen fordert Professor Winfried Thielmann von der TU Chemnitz einen berufsbegleitenden Weiterbildungsstudiengang Deutsch als Zweitsprache auf Master-Niveau.