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Sachsen rüttelt am Wolfsschutz

Die Zahl der Rudel wächst dynamisch. Der Umweltminister wagt nun einen Vorstoß beim Bund.

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© dpa

Von Jana Ulbrich

Dresden. Sachsens Umweltminister Thomas Schmidt (CDU) fährt diese Woche mit gewichtigen Unterlagen zur Jahreskonferenz seiner Länderkollegen nach Berlin: Es geht um den Wolfsschutz in Deutschland und die Frage, wie lange der noch gerechtfertig ist.

Bisher stehen Wölfe in den Ländern der Europäischen Union unter strengem Artenschutz. Der könnte nach Ansicht des Ministers sein Ziel aber inzwischen erreicht haben. Zumindest in Deutschland. „Tatsache ist, dass sich das Wolfsvorkommen in Deutschland sehr dynamisch entwickelt“, sagte Thomas Schmidt im Gespräch mit der SZ. „Wenn aber ein guter Erhaltungszustand erreicht ist, dann kann der Wolf in seinem Schutzstatus herabgestuft werden“, so der Minister. Sachsen und Mecklenburg-Vorpommern werden deshalb auf der Konferenz einen Antrag an die Bundesregierung einbringen mit der Bitte, die Gesamtentwicklung der Wölfe in Deutschland einzuschätzen und den Erhaltungszustand der Wolfs-Population zu bewerten.

Nach zahlreichen Wolfsangriffen auf Nutztiere in der Lausitz mehren sich im Freistaat die Forderungen, den Schutzstatus des Wolfes herabzusetzen und Problem-Wölfe aus der Natur zu entnehmen, im Zweifelsfall also zu töten. Sie kommen nicht nur von Tierhaltern und dem Landesbauernverband. Auch der Bautzener Landrat Michael Harig (CDU) hat öffentlich die Entnahme eines Rudels gefordert, das in den Dörfern nordöstlich von Kamenz bereits 150 Schafe und Ziegen gerissen hat. Das Umweltministerium sieht in diesem Fall die Voraussetzungen für einen Abschuss aber nicht gegeben.

Generell sei ein behördlich angeordneter Wolfs-Abschuss auch heute kein Tabu, so der Minister. Wenn ein Wolf zur Gefahr für Menschen wird, müsse gehandelt werden, ebenso wenn Wölfe trotz vorgegebener Schutzmaßnahmen immer wieder Nutztiere reißen. In Sachsen sei ein solcher Fall aber bisher noch nicht eingetreten. (dpa)