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Sachsen nimmt 2 000 minderjährige Flüchtlinge auf

Der Freistaat nimmt die Kinder und Jugendlichen auf, die ohne ihre Eltern gekommen sind. Ihre Familien sollen zunächst nicht einreisen dürfen.

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© Symbolfoto: dpa

Thilo Alexe

Dresden. Sie kommen aus Syrien, Afghanistan oder dem Irak ohne Eltern und Geschwister nach Deutschland. Bislang haben unbegleitete minderjährige Flüchtlinge versucht, vor allem in westdeutschen Großstädten Sicherheit aber auch Kontakt zu Landsleuten zu finden. Das ändert sich nun. Da die innerdeutschen Verteilungsregeln zum November neu gefasst wurden, nimmt Sachsen in den kommenden Wochen und Monaten rund 2 000 geflohene Kinder und Jugendliche auf, die bereits im Land sind.

Diese Flüchtlinge benötigen besonderen Schutz, wie Sachsens Sozialministerin Barbara Klepsch (CDU) am Montag bei der Vorstellung der Daten in Dresden sagte. Dazu zählen neben einer sicheren Unterkunft vor allem einfühlsame Betreuung und Sprachkurse.

Bereits im Sommer hat Sachsen dazu ein Konzept vorgelegt. Demnach sollen bis zum Jahr 2017 rund 60 Millionen Euro für Investitionen etwa in Heime und andere Wohnstätten fließen. Zudem erhalten die Kreise und Großstädte Geld für die Betreuung vom Land. Kalkuliert wird dabei mit einem Betrag von 23 500 Euro pro Jahr und jugendlichem Flüchtling, der allein nach Sachsen gekommen ist.

Noch im Mai lebten im Freistaat lediglich 141 solcher Flüchtlinge. Zum Stichtag 19. November waren es bereits 1 192. Dazu kommen die rund 2 000 aus anderen Bundesländern, die gemäß der Quotenregelung des Königsteiner Schlüssels nach Sachsen zugewiesen werden.

Im Schnitt sind diese Jugendlichen rund 15 Jahre alt. In Deutschland leben derzeit etwa 57 000 dieser Flüchtlinge im Alter zwischen 12 und 18 Jahren. Für sie gelten besondere Regeln, erst ab der Volljährigkeit müssen sie sich dem Asylverfahren unterziehen.

Klepsch sprach sich gegen ein pauschales Nachzugsrecht für deren Familien aus. „Den Familiennachzug sollte man bewusst steuern“, sagte sie. Nach ihren Vorstellungen könnte die Nachzugsmöglichkeit für enge Angehörige für zwei Jahre ausgesetzt werden. Das solle verhindern, dass Minderjährige mit dem Ziel, die Familie nachzuholen, allein auf die gefährliche Flucht nach Deutschland geschickt werden.

In dieser Woche sollen sächsische Kommunen erstmals mehr als 2 000 Asylbewerber aufnehmen, die bislang in einer der 41 Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes leben. Bis zum Jahresende will die Regierung die Zahl auf je 3 000 pro Woche steigern, wie der Sprecher des Innenministeriums, Andreas Kunze-Gubsch, sagte. In diesem Jahr hat Sachsen 58 000 Flüchtlinge aufgenommen. Im Zuge der Erstaufnahme bestehen Plätze für 16 600 Menschen. 15 000 sind belegt, 800 sollen bald dazukommen.