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Sachsen hat die meisten Chefinnen

Jede dritte oberste Führungskraft in der Wirtschaft ist eine Frau. Dafür gibt es ganz spezielle Gründe.

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© imago/Symbolfoto

Nora Miethke

Dresden. Die jahrelange Diskussion um die Frauenquote hat die Chefetagen in den Unternehmen nicht weiblicher gemacht. Im Jahr 2014 war jede vierte Führungskraft in der obersten Leitungsebene in der deutschen Privatwirtschaft eine Frau. Das zeigen Daten einer repräsentativen Befragung durch das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB). Damit hat sich seit der ersten Erhebung im Jahr 2004 nichts getan. Auch damals lag der Anteil der Frauen auf der ersten Führungsebene bei 25  Prozent.

Außer im Freistaat Sachsen. Hier ist jeder dritte oberste Chef eine Frau. Von den insgesamt 128 900 Führungskräften in der obersten Ebene sind 45 300 weibliche Vorgesetzte – ein Anteil von 35,1 Prozent. Damit liegt Sachsen im bundesweiten Vergleich an der Spitze, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern (32,2 Prozent) und Sachsen-Anhalt (31,5 Prozent).

Auf der zweiten Führungsebene ist hingegen mehr Bewegung erkennbar. Dort stieg der Frauenanteil seit 2004 um sechs Prozentpunkte auf 39 Prozent. Sachsen liegt mit einem Anteil von 39,1 Prozent auf Bundesniveau. Von den 50 400 Abteilungs- und Bereichsleiterposten in den sächsischen Firmen sind rund 20 000 mit Frauen besetzt. Dass die Zahl der Führungskräfte auf der ersten Ebene mehr als doppelt so groß ist als auf der zweiten Ebene erklärt sich aus der Wirtschaftsstruktur. In Sachsen sind viele Betriebe sehr klein und haben meist nur einen Chef oder Chefin. Denn kleine Betriebe werden häufiger von Frauen geführt als große, wie die IAB-Studie zeigt. Am häufigsten sind Chefinnen im Dienstleistungssektor zu finden.

Ein weiterer Grund für den höheren Frauenanteil in Sachsen liegt an der traditionell höheren Erwerbsneigung der sächsischen Frauen. Dennoch müssten auch hier die Potenziale von Frauen weiter gefördert und genutzt werden, schreiben die Autorinnen der IAB-Studie.

Susanne Köhler, Vorsitzende des Landesfrauenrats in Sachsen, betont, dass es keinen Grund gebe, sich in der Frauenförderung zurückzulehnen. Vielmehr sollte die Studie Anlass sein, die Erhöhung des Frauenanteils aktiv zu fördern. „In Sachsen fehlt es nach wie vor an durchgreifenden Maßnahmen für eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf, für praktizierte Rückkehrrechte von Teilzeit- und Vollzeitarbeit und für die Aufwertung ’typischer‘ Frauenberufe“, sagt Köhler.

In diesem Jahr soll das Landesgleichstellungsgesetz reformiert werden. Das biete für den Freistaat Gelegenheit, Vorbildfunktion zu zeigen, so Köhler, in dem er Quotenregelungen für Führungsebenen auch in landeseigenen und kommunalen Unternehmen trifft.