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Rutschen im Hains werden zum Risiko

In der Röhre hat es schon wieder Unfälle gegeben. Das Freitaler Freizeitzentrum schließt deshalb einen Umbau nicht mehr aus.

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© Karl-Ludwig Oberthür

Von Tobias Winzer

Freital. Der Umbau der Hains-Schwimmhalle zum Spaßbad scheint dank stark gestiegener Besucherzahlen ein Erfolg zu sein. Doch dieser Erfolg wird durch neue Unfälle in den Rutschen getrübt. Nachdem es im November bereits mehrere „Auffahrunfälle“ in der Rutsche gegeben hat, weil einige Wagemutige zu langsam unterwegs waren (die SZ berichtete), gab es kurz nach dem Jahreswechsel wieder Verletzte. Als Gefahr erweist sich nun genau die Stelle, die von TÜV-Prüfern schon im Oktober bemängelt und danach eigentlich entschärft worden war. Nun schließt das Hains neuerliche Umbauten nicht mehr aus.

„Da muss dringend etwas getan werden“, sagt Marcel Weichelt, eines der Unfallopfer. Er hat sich mit seinem Fall an die Sächsische Zeitung gewandt, um auf das Problem aufmerksam zu machen. Der Bannewitzer kommt regelmäßig zum Schwimmen ins Hains und testete am 3. Januar erstmals die neuen Rutschen. In der Rutsche, die mit einer Doppelröhre ausgestattet ist, wurde er kurz vor dem Ziel so schnell, dass er in einer Linkskurve durch die Fliehkräfte nach rechts abgetragen wurde. Weichelt rutschte eine Plexiglaswand hoch, konnte sich nicht mehr auf dem Rücken halten und landete mit dem Kopf auf der Bahn. Der Familienvater trug einen Schrecken und eine Beule davon.

Lösung hat nicht funktioniert

Brisant ist, dass an eben jener Stelle auch ein Rutschentester im Oktober einen Unfall hatte. Der Mann kam damals wegen der hohen Geschwindigkeit ebenso nach rechts ab und schlitterte über die Begrenzung, die die beiden Einzelröhren voneinander trennte. Um solche Unfälle künftig zu vermeiden, erhöhte das Hains damals die Begrenzung mit Plexiglas. Daraufhin war der TÜV-Test wiederholt worden und die Kontrolleure gaben die Rutschen für die Besucher frei.

Dass diese Lösung offenbar nicht funktioniert, schildert Marcel Weichelt nun. Denn sein Unfall war nicht der einzige an diesem 3. Januar. Direkt nach ihm zog sich ein anderer Mann an der gleichen Stelle eine Platzwunde zu. Deswegen sei sogar der Krankenwagen gerufen worden, erzählt er. Weichelt versichert, dass er sich beim Rutschen an die Sicherheitshinweise, die auf Tafeln aufgedruckt sind, gehalten hat. „Natürlich steht dort überall geschrieben, dass das Benutzen der Rutschen auf eigene Gefahr geschieht. Aber so einfach kann es sich der Betreiber nicht machen.“

Das Hains bestätigt die Fälle. „Wir bedauern natürlich sehr, dass es zu diesem Rutschunfall gekommen ist“, sagt Hains-Sprecher Daniel Wirth. „Grundsätzlich kann aber nicht jeder abstrakten Gefahr durch eine vorbeugende Maßnahme begegnet werden. Selbst ein relativ hohes Maß an Sicherheit kann Unfälle nicht völlig ausschließen.“ Er verweist auf die Sicherheitsmaßnahmen mit einer zeitgesteuerten Ampelanlage, der kindgerechten Darstellung der Benutzungsregeln mit Piktogrammen und den zusätzlichen Einsatz eines Schwimmmeisters inklusive Videoüberwachung.

Neuer Versuch mit Sensoren

Die Frage, wie viele Unfälle es in den Rutschen bislang insgesamt gegeben hat, beantwortet Wirth nicht. Im Freizeitzentrum denkt man aber zumindest über erneute Umbauten nach. Man stehe mit dem Rutschenbauer, einem Schweizer Unternehmen, auch weiterhin im regen Kontakt und beobachte die Vorfälle, so der Sprecher. Zukünftige Umbaumaßnahmen an der Rutsche seien nicht ausgeschlossen.

Unterdessen arbeitet das Hains auch an weiteren Sicherheitsvorkehrungen. Bei den beiden zuvor bekannt gewordenen Unfällen vom November waren zwei Rutscher so langsam unterwegs, dass nachfolgende Rutscher in sie gekracht waren. Die Rutschenden hatten sich vermutlich nicht, wie vorgeschrieben, flach in die Rutsche gelegt, sondern waren aufrecht geschlittert. Dadurch nimmt die Geschwindigkeit extrem ab und ein Stehenbleiben in der Röhre ist möglich.

Mehr Sicherheit in solchen Fällen soll eine Sensorsteuerung bringen, die eigentlich von Anfang geplant war. Der Einbau verzögerte sich aber. Nach diesem System schaltet die Startampel am Start der Rutschen erst auf Grün, wenn der zuvor Rutschende unten angekommen ist. Zurzeit springt die Ampel starr alle 25 Sekunden um – egal was in der Rutsche passiert. Wie Wirth mitteilt, sei der Sensor vor zwei Wochen eingebaut und getestet worden. Allerdings habe er nicht richtig funktioniert. In dieser Woche soll es nun einen erneuten Versuch geben.

Der insgesamt rund vier Millionen Euro teure Hains-Anbau war Mitte November eröffnet worden. Neben den beiden Rutschen gibt es außerdem ein neues Mehrzweckbecken und einen Wasserspielplatz. Die beiden 114 und 142 Meter langen Röhren sind das Highlight des Neubaus.