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Royaler Besuch im Plattenbau

Energie, Wissenschaft und Wohnen sind Schwerpunkte beim Besuch des niederländischen Königspaares in Leipzig. Von Plattenbauten umgeben zeigen sich Willem-Alexander und Máxima in Grünau wissbegierig.

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© dpa

Jörg Aberger

Leipzig. Bei Minustemperaturen warten Kindergartenkinder und Erwachsene im Leipziger Stadtteil Grünau auf das niederländische Königspaar. „Und sie haben uns einen warmen Empfang bereitet“, gibt König Willem-Alexander zu Protokoll. Fähnchen in den niederländischen und sächsischen Farben schwenken die Menschen, die den Gang des Königspaares über einen kleinen Wochenmarkt zum Quartiersmanagement des Stadtteils begleiteten, der von Plattenbauten geprägt ist. Dort informieren sich die royalen Gäste am Donnerstag über den Umbau des Gebietes nach dem Ende der DDR.

Königlicher Besuch in Leipzig

Am dritten Tag seines Aufenthalts in Deutschland hat das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima am Donnerstag das Leipziger Plattenbauviertel Grünau besucht.
Am dritten Tag seines Aufenthalts in Deutschland hat das niederländische Königspaar Willem-Alexander und Máxima am Donnerstag das Leipziger Plattenbauviertel Grünau besucht.
Die royalen Gäste informierten sich anschließend im Quartiersmanagement des Stadtteils über die Erfahrungen, die im ehemals zweitgrößten Plattenbauviertel der DDR nach der Wende im Stadtumbau gemacht wurden.
Die royalen Gäste informierten sich anschließend im Quartiersmanagement des Stadtteils über die Erfahrungen, die im ehemals zweitgrößten Plattenbauviertel der DDR nach der Wende im Stadtumbau gemacht wurden.
Kindergartenkinder und zahlreiche Erwachsene empfingen das niederländische Königspaar.
Kindergartenkinder und zahlreiche Erwachsene empfingen das niederländische Königspaar.
Kurzer Stopp am Stand des Käsehändlers Rene Lang.
Kurzer Stopp am Stand des Käsehändlers Rene Lang.

„Königin Máxima wollte Tipps von uns“, berichtet Sara Faulian im Anschluss. Die alleinerziehende Mutter zweier Kinder war eine der Bewohner des Stadtteils, die zum Gespräch mit dem Königspaar geladen waren. „Sie wollte wissen, was Grünau ausmacht, wie die Kommunikation zwischen Jung und Alt hier im Quartier funktioniert“, sagt Faulian. Und so erzählt sie der interessiert lauschenden Monarchin, wie die Grünauer mit Ehrenamtlern und mit Hilfe von Vereinen Veranstaltungen organisieren, ihr Zusammenleben gestalten.

Zudem zeigen sich Willem-Alexander und Máxima beeindruckt vom Gedanken der Genossenschaften. Sie lassen sich erklären, wie die Menschen durch ihren Genossenschaftsanteil günstige Mieten zahlen, welche Mitbestimmungsmöglichkeiten sie haben. Denn die Hälfte der Wohnungen in Grünau ist im Besitz von Genossenschaften, wie schon zu DDR-Zeiten.

Klaus Wagner lebt schon lange hier. Der 74-Jährige wohnt fast seit 40 Jahren in Grünau und freut sich, dem Königspaar berichten zu können: „Wann hat man schon mal die Gelegenheit, royalen Besuch zu empfangen.“

Da es auch in den Niederlanden in Großstädten wie Amsterdam oder Rotterdam Plattenbaugebiete gibt, sind der König und seine Frau offen für Anregungen, wie das Leben dort gestaltet werden kann. „Familienfreundlich ist es hier, Schulen, Kindergärten gibt es dicht an dicht“, können ihnen Faulian mit auf den Weg geben. Sie selbst wuchs in Grünau auf, siedelte aus beruflichen Gründen zwischenzeitlich in einen anderen Stadtteil über - und kam zurück.

So vertieft sind die königlichen Gäste in die Gespräche mit den Grünauern rund um Quartiersmanagerin Antje Kowski, dass sie das Aufbruchsignal von Oberbürgermeister Burkhard Jung (SPD) glatt überhören - oder freundlich ignorieren. Doch es muss weitergehen, schließlich stehen noch andere Termine auf dem Programm des Paares. Im Gründerzentrum SpinLab kommen sie mit Start-up-Unternehmern ins Gespräch, bei der Europäischen Energiebörse EEX informieren sie sich über die Rolle der Strombörsen bei der Umsetzung der europäischen Energiepolitik.

Für Sachsens Ministerpräsident Stanislaw Tillich ist der niederländische Besuch mit 70-köpfiger Handelsdelegation eine gute Gelegenheit, für den Standort zu werben. „Aktuell sind knapp 60 niederländische Investoren in Sachsen tätig“, so der CDU-Politiker. Bereits im Jahr 2008 eröffnete das Königreich in Leipzig ein Handelsbüro. Auch im Bereich der Wissenschaft gibt es eine Vielzahl von Kooperationen mit Hochschulen und Forschungseinrichtungen.

Von Leipzig aus geht es am Nachmittag weiter nach Sachsen-Anhalt. Dort steht für Willem-Alexander und Máxima ein Besuch in der Wittenberger Schlosskirche an. Seit Dienstag ist das Paar zu einem viertägigen Besuch in Ostdeutschland unterwegs. Schon in Thüringen stand zum Auftakt mit einem Besuch der Wartburg 500 Jahre nach Beginn der Reformation Martin Luther im Mittelpunkt. In Weimar und Leipzig gedachte das Königspaar zudem der Opfer von Nationalsozialismus und Zweitem Weltkrieg. (dpa)