Merken

Riskanter Sommer-Schnee

Pappelsamen fliegen derzeit auch in Radeberg kräftig. Und das hat hier und da sogar schon die Feuerwehr beschäftigt.

Teilen
Folgen
© Thorsten Eckert

Von Jens Fritzsche und Sandro Rahrisch

Lauert am Rand der Schillerstraße in der Radeberger Südvorstadt etwa eine unterschätzte Brandgefahr? Denn derzeit sammelt sich hier wieder kräftig herumfliegender Pappelsamen – und liegt nun fast wie weißer Sommer-Schnee zum Beispiel auf dem schmalen Wiesenstreifen zwischen dem Stadion und dem Fußweg. Und die Schillerstraße ist auch nicht die einzige Straße der Bierstadt, in der es derzeit diesen „Pappelschnee“ gibt. Und der könnte nun durchaus zur Gefahr werden, wie etliche Beispiele aus anderen Städten zeigen.

In Berlin musste die Feuerwehr zuletzt zu immerhin 150 Bränden in nur zwei Tagen ausrücken, weil sich dort Pappelsamen in der Sonne selbst entzündet hatten. Denn wenn zum Beispiel ein Regen- oder Tautropfen quasi als „Lupe“ wirkt, kann sich das Ganze ruckzuck entzünden. „Auch wir mussten vor Kurzem ein Feuer dieser Art löschen“, sagt Dresdens Feuerwehrsprecher Ralf Schröder. Allerdings ließen sich solche Brände relativ schnell löschen, fügt er gleich beruhigend an.

In Radeberg musste die Feuerwehr bisher noch nicht zu solchen durch die Sonne ausgelösten „Schnee-Bränden“ ausrücken. „Mir ist da wirklich kein einziger Fall aus den vergangenen Jahren bekannt“, so Radebergs Feuerwehrchef Frank Höhme. Und das trotz nun wirklich brütend heißer Sonne in den vergangenen Wochen …

Weggeworfene Kippen als Gefahr

Wobei mitunter auch Unachtsamkeit ein solches „Pappel-Schnee“-Feuer auslösen kann. In Berlin seien beispielsweise nicht wenige der dort in diesem Zusammenhang aufgetretenen Brände zum Beispiel durch weggeworfene Zigarettenkippen oder auch Funken von Grill- oder Lagerfeuern ausgelöst worden, hieß es jüngst von der Feuerwehr in der Bundeshauptstadt.

Bei den Früchten der Pappel handelt es sich um Kapseln, die Ende Mai aufplatzen. Heraus fallen die flauschigen Samen, die sich miteinander verbinden und vom Wind kilometerweit getragen werden. Somit stellt die Natur sicher, dass sich diese Art so weit wie möglich verbreiten kann. Es dauert etwa zwei Wochen, bis ein Baum alle Samen verloren hat. Sturm und Regen könnten das beschleunigen. Und dieser behaarte Pappelsamen wirbelt nun auch wieder kräftig durch die ganze Stadt und lässt es schneien; wie eben entlang der Schillerstraße. Oder auf den Wellen im Radeberger Stadtbad – wobei dort dann keine wirkliche Brandgefahr besteht … 

Allergiker können aufatmen

Wenigstens sind Pappeln für Allergiker kein Problem. Sie setzen zwar auch Pollen frei. Diese gelten aber nicht als allergen. Auch die Samen, die derzeit fliegen, sollten bei Heuschnupfen-Patienten keine Niesattacke auslösen. Die größten Probleme bereiten aktuell Gräser und Roggen. Die hohe Pollenkonzentration soll laut Deutschem Wetterdienst (DWD) nun allerdings wieder etwas abnehmen.

Trotz des schlechten Images des Baumes: Die Dr.-Silvius-Wodarz-Stiftung hat die Schwarz-Pappel 2006 zum Baum des Jahres gekürt. Ein Grund: Die Art ist bedroht. Von den insgesamt 52 000 Straßenbäumen zum Beispiel im benachbarten Dresden machen Pappeln nur etwa ein Prozent aus, wie die Elbestadt in ihrem neusten Umweltbericht mitteilt. Und trotzdem so viel „Pappel-Schnee“? Ja, denn eine Pappel kann bis zu 25 Millionen Samen pro Jahr produzieren, heißt es …

Und sogar eine wirklich berühmte Pappel gibt es am südwestlichen Dresdner Stadtrand und die wird ganz besonders gehegt und gepflegt: Die Babisnauer Pappel nämlich. Die war 1808 als Grenzbaum gepflanzt worden und ist heute ein Naturdenkmal. Mehrere Stürme zehrten an ihrer Krone.