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Rattenprobleme in Riesa?

Anwohner an der Heine-Straße vermuten eine Brache als Ursache für den Befall. Im Rathaus hat man eine andere Theorie.

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© Jutrczenka/dpa

Von Stefan Lehmann

Riesa. Die Wortmeldung von Ingeborg Reinacher ließ aufhorchen. „An der Heine-Straße gehen die Ratten schon spazieren“, schimpfte die CDU-Stadträtin zuletzt im Bauausschuss. Anwohner hätten sie auf die Zustände angesprochen – und auch eine mögliche Erklärung mitgeliefert. Ursache des Rattenproblems soll das leer stehende alte Kasernengebäude gegenüber sein.

An der Heinrich-Heine-Straße in Riesa sollen auch schon Ratten über die Straße geflitzt sein.
An der Heinrich-Heine-Straße in Riesa sollen auch schon Ratten über die Straße geflitzt sein. © Sebastian Schultz

Ob dem wirklich so ist? Die Stadtverwaltung jedenfalls äußert Zweifel. „Vom Gebäude Heine-Straße kann es unserer Ansicht nach nicht kommen, das steht komplett leer, dort ist nichts drin, was irgendwie für Ratten fresstechnisch interessant wäre“, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler auf Anfrage.

Die aus städtischer Sicht plausiblere Variante: Die Tiere kommen aus Riesas Kanalisation. „Da kommt auch mal eine aus der Schleuse. Das wurde vereinzelt im Stadtgebiet schon beobachtet.“ Der Abwasserzweckverband legt wegen der Nagetiere regelmäßig Giftköder aus, erklärt die Leiterin des Klärwerks in Riesa-Gröba, Kerstin Stöbel. In der Regel passiere das nach der turnusmäßigen Reinigung. Für gewöhnlich meldeten sich Anwohner, wenn sie Ratten in der Nähe ihrer Wohnungen sehen. Aus der Heinrich-Heine-Straße sei ihr zuletzt aber nichts zugetragen worden, sagt Stöbel. Ratten sind in Riesa allerdings ein gängiges Problem, wie in vielen Städten. „Wo viele Menschen leben, wo zentral Müll gesammelt wird, da gibt es meist auch viele Ratten.“

Frank Raschke aus Großenhain bestätigt das. „Das Einsatzgebiet in Riesa geht von Weida bis rein in die Stadt“, erzählt der Kammerjäger. „Aber in Riesa wird relativ viel gemacht. Fragen Sie mal, wie es in Berlin aussieht!“ Anders als die Stadtverwaltung hält Raschke es aber durchaus für denkbar, dass die Tiere sich in dem leer stehenden Gebäude wohlfühlen. Er habe dort vor vielen Jahren selbst schon einmal Köder ausgelegt. „Es ist möglich, dass die Ratten zum Fressen beispielsweise in die Kanalisation gehen und dann wieder dorthin zurückkehren.“ Nachweisen ließe sich ein Rattenbefall mittels sogenannter Kontrollköder. Die sind ungiftig und werden ausgelegt. Sind sie nach einiger Zeit verschwunden, sind Ratten in der Nähe. Gerade bei verdreckten Objekten seien andere Spuren relativ schwer nachzuweisen. So oder so brauche es aber die Zustimmung des Grundstückseigentümers. Der war bis Mittwoch für die SZ nicht zu erreichen.

Er wäre auch zuständig, einen eventuellen Rattenbefall zu beseitigen, erklärt Stadtsprecher Uwe Päsler. Denn das Infektionsschutzgesetz verpflichtet Grundstückseigentümer dazu, die Tiere zu bekämpfen, weil sie Krankheiten übertragen. „Das untersteht dann der Wachsamkeit des Gesundheitsamtes im Landratsamt“, so der Stadtsprecher. Das wiederum wird eigenen Angaben zufolge nur sehr selten beratend hinzugezogen. Generell raten sowohl Stadt als auch Landratsamt den Anwohnern dazu, Essensreste und Gelbe Säcke nicht draußen wegzuwerfen, offen zu lagern oder gar über die Toilette zu entsorgen. Das ziehe die Nager erst recht an – Bauruine hin oder her.