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Radweg endet im Niemandsland

Warum die Baustelle auf der B 170 in Altenberg für Rathauschef Thomas Kirsten zum Dauer-Ärgernis wird.

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© F. Baldauf

Von Mandy Schaks

Altenberg. Am Mittwochabend glimmte bei Altenbergs Bürgermeister Thomas Kirsten (Freie Wähler) noch ein Fünkchen Hoffnung. Das neue Asphaltband auf der Bundesstraße B 170 vom Ortsausgang in Altenberg bis zur ehemaligen Grenzzollanlage in Zinnwald glänzte in der Sonne. Dicke, weiße Striche trennen nun den Rad- und Fußweg vom Fahrzeugverkehr ab, den das Landesamt für Straßenbau und Verkehr auf der dritten Fahrspur anlegen ließ. Doch am Donnerstagmittag war die Stimmung im Eimer – nur Schwierigkeiten.

Radler sollen den Weg dann über den Parkplatz nehmen und auf kurzer Abfahrt am Abzweig nach Zinnwald wieder auf die B170 rollen. Kirsten hält das für gefährlich.
Radler sollen den Weg dann über den Parkplatz nehmen und auf kurzer Abfahrt am Abzweig nach Zinnwald wieder auf die B170 rollen. Kirsten hält das für gefährlich. © SZ/M. Schaks

Problem I: Doppelt starke Leitplanken wirken wenig einladend

Kirsten will den markierten Schutzstreifen zwischen Radweg und Fahrbahn mit einem farbigen Belag versehen, so wie er das entlang der Mosel an der Bundesstraße B 9 gesehen hat. Damit auch im Winter, wenn die Straße zugeschneit ist, die Sicherheit der Fußgänger gewährleistet ist, könnten auf den Schutzstreifen Leitpfosten montiert werden statt wie geplant Leitplanken und das auch noch doppelseitig. „Das sieht doch wie im Käfig aus“, sagt Kirsten. „Aber wir sind in einem Tourismusgebiet, und zum Tourismus gehört auch Ästhetik.“ Den Vorschlag hatte er vor Wochen an die Straßenbaubehörde herangetragen. Da er nichts mehr hörte, hoffte er, dass es ein Einlenken und eine einfache – also gästefreundlichere und auch kostengünstigere – Lösung gibt. Doch am Donnerstag nach einer Vor-Ort-Besichtigung kam die Ernüchterung. „Einmal mehr verloren“, sagte der Rathauschef sarkastisch. Eine Bohrmaschine hämmerte gerade Löcher in die Straße.

Problem II: Radweg bricht abrupt am Wanderparkplatz ab

„Die Sinnhaftigkeit leuchtet mir zudem nicht ein“, ist Kirsten sauer. Auf der einen Seite wolle man mit einer Doppelleitplanke Radfahrer vom Fahrzeugverkehr außerorts besser schützen. „Und dann setzt man sie zehn Meter weiter genau dem Verkehr aus.“ Denn der Radweg an der B 170 endet vor der ehemaligen Grenzzollanlage, die zum Teil von der Stadt als zentraler Loipen- und Wanderparkplatz genutzt wird. Oder, wie es Kirsten bezeichnet, im Niemandsland. Er will das Straßenbauamt davon überzeugen, den Radweg entlang der B 170 noch die schätzungsweise 150 Meter bis zum Abzweig nach Zinnwald zu verlängern. „Wir haben doch hier Platz“, sagt er. „Das Bankett ist da.“ Die Stadt ließ den Randstreifen sogar noch ein Stück verbreitern, nahm drei Straßenlampen aus dem Weg und verrückte noch ein Straßenschild. Zudem verschwanden im Zuge der Bauarbeiten in dem Bereich die Leitplanken. Doch nun steht mitten auf der von Kirsten favorisierten Radtrasse ein Mast, an dem ein Verkehrsschild angebracht werden soll. „Das muss weg.“ Aber er macht sich nun kaum noch Hoffnungen, dass das gelingt.

Problem III: Die Radfahrer werden den Umweg nicht annehmen

Radfahrer sollen stattdessen ein kurzes Stück über den Parkplatz weiterrollen, um in Höhe des Abzweiges nach Zinnwald wieder auf die B 170 zu gelangen – in einer kurzen, steilen Abfahrt, die mit einem Geländer gesichert werden soll, damit niemand in den vorbeirauschen Verkehr donnert. Kirsten befürchtet, dass es in Zinnwald nicht anders wird wie in Ulberndorf. Dort nehmen auch die meisten Radler den direkten Weg an der B 170 und holen sich am Bahnübergang blutige Nasen, statt irgendwo hinten herumzufahren. „Es wird gebaut, wie im Planfeststellungsverfahren festgelegt“, sagt Kirsten enttäuscht. Der Beschluss stammt von 1999. Die Baugenehmigung für die neue Grenzzollanlage gab es damals nur unter der Maßgabe, dass sie wieder verschwindet, wenn die Grenzkontrollen wegfallen. Damals hatte natürlich keiner eine Ahnung davon, dass die Stadt einen Teil der Anlagen übernimmt und der Landkreis hier ein Asylbewerberheim einrichtet. „Ich hätte mir gewünscht, dass man die Bauarbeiten den Gegebenheiten anpasst“, sagt er. „Wenn wir schon die kleinen Dinge vor Ort nicht hinbekommen, wie wollen wir die großen Räder drehen?“ So komme Altenberg im Tourismus nicht voran und werde von anderen abgehängt.