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Radfahrer ignorieren Sperrung

Die Baustelle in Obervogelgesang in der Sächsischen Schweiz bereitet Probleme. Anwohner sind sauer. Die Polizei will jetzt reagieren.

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© Kristin Richter

Von Mareike Huisinga

Pirna. Sandy Zschornack hat es satt. „Radfahrer sind egoistisch und unverschämt. Die zertrampeln hier alles und zerstören meine Gartendeko“, stellt die junge Frau aus Obervogelgesang fest.

Direkt vor ihrem Grundstück verläuft momentan eine Baustelle. Rund 1,3 Kilometer des Elberadweges in Obervogelgesang sind gesperrt, da im Auftrag der Stadt Pirna die Hochwasserschäden aus dem Jahr 2013 beseitigt werden. Doch die eindeutigen Sperrschilder scheinen bei den Radfahrern nicht gut anzukommen. „Viele ignorieren die Sperrung und fahren hier trotzdem durch“, ärgert sich Sandy Zschornack. Teilweise müssen die Radler ihre Drahtesel dabei über die Grundstücke der Anwohner schieben, weil sie sonst nicht an der Baugrube und den Baggern vorbei kommen. Auch das Grundstück der Familie Zschornack ist betroffen.

Leider handelt es sich nicht um wenige Ausnahmen. „Bei schönem Wetter passieren hier täglich um die 200 Radfahrer von beiden Seiten verbotenerweise die Strecke“, ärgert sich auch Rainer Glöckner, der Lebensgefährte von Sandy Zschornack. Er hat bereits Fotos gemacht.

Sandy Zschornack hingegen spricht die Radfahrer direkt an, um ihnen mitzuteilen, dass sie ein Privatgrundstück betreten. „Oft werde ich dann angepöbelt, das geht bis unter die Gürtellinie“, berichtet sie. Mit einigen Radlern hatte sie jedoch auch ein vernünftiges Gespräch führen können. „Viele antworteten, dass sie die ausgeschilderte Umleitung nicht verstanden haben“, sagt die Anwohnerin.

Radfahrer im Baugraben

Genauso geht es an diesem Vormittag zwei jungen drahtigen Männern mit schwäbischem Akzent. „Wir dachten, wir kommen hier weiter und haben wohl die Umleitung in Pirna verpasst“, meint der eine. Dann quetschen sie sich an der Absperrung vorbei. „Vielleicht kommen wir ja doch durch“, ist die Hoffnung seines Kumpels. Ihre Namen wollen sie nicht nennen. Während Rainer Glöckner erneut seine Kamera zückt, schüttelt Sandy Zschornack fassungslos den Kopf und stellt fest, dass auch die Nachbarn betroffen sind. „Einer hat sein Grundstück mit einem rot-weißem Band abgesperrt. Das wurde von den Radfahrern einfach weggefetzt.“

Vergangene Woche platzte ihr der Kragen. Sie rief kurzerhand die Polizei, und die Beamten gaben Tipps, wie sie ihr Grundstück besser schützen kann. Unter anderem schlug man vor, Steine zu legen. Sandy Zschornack bleibt skeptisch. „Das haben die Nachbarn auch schon versucht, leider ohne Erfolg.“ Und ihr eigenes Grundstück komplett einzuzäumen, sei zu teuer. Dabei denkt sie nicht nur an sich, sondern sieht auch die Situation aus Sicht der Bauarbeiter. „Sie mussten vorige Woche einen Radfahrer aus dem Baugraben ziehen. Das ist doch alles unmöglich“, sagt Sandy Zschornack und wünscht sich mehr Kontrollen seitens der Stadtverwaltung.

Diesem Wunsch kann das Rathaus allerdings nicht nachkommen. „Das Ordnungsamt darf in diesem Fall nicht eingreifen, weil der fließende Verkehr ausschließlich von der Polizei kontrolliert wird“, erklärt Stadtsprecherin Jekaterina Nikitin. Die Polizeibehörde sei bereits informiert. Das bestätigt Marko Laske, Sprecher der Polizeidirektion Dresden. „Die Kollegen vor Ort haben ein Auge auf das Problem und werden in Abständen Kontrollen durchführen“, sagt er.

Unterdessen haben Mitarbeiter der Stadt Pirna sich nochmals vor Ort die Baustelle in Obervogelgesang angesehen und weitere Anpassungen bei der Ausschilderung vorgenommen, erklärt Stadtsprecherin Jekaterina Nikitin. Sie betont, dass die Sperrung sicherheitsrelevant sei. „Die Radfahrer begeben sich in Gefahr, wenn sie die Sperrung ignorieren, da schweres Gerät im Einsatz ist“, informiert die Sprecherin. Die Möglichkeit, an der Baustelle einen Interimsweg für Radfahrer zu errichten, habe es in Obervogelgesang nicht gegeben. „Denn die angrenzenden Grundstücke befinden sich im Privatbesitz und nicht in städtischer Hand.“

Im Juni sollen die Arbeiten abgeschlossen sein, sodass dann wieder freie Fahrt für alle auf dem Elberadweg in Obervogelgesang herrscht.