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Puppen hängen von Brücken

In und um Leipzig haben Unbekannte lebensgroße Puppen an Brückengeländern aufgehängt. Hinter der Aktion stecken offenbar Fußballfans.

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© Marcel Murche

Leipzig. Vor dem Hochsicherheitsspiel im sächsischen Fußball-Landespokal zwischen der BSG Chemie und dem 1. FC Lokomotive Leipzig sind rund um Leipzig Strohpuppen an Autobahn- und Bundesstraßenbrücken aufgehängt worden. Sie seien ein eindeutiger Hinweis auf das Viertelfinale zwischen den Erzrivalen am Sonntag, wie Polizeisprecher Uwe Voigt am Donnerstag sagte. Die Fan-Lager beider Vereine sind seit Jahrzehnten verfeindet, aus diesem Grund ist das Duell als Hochsicherheitsspiel eingestuft. Die Polizei ist am Spieltag mit mehreren Hundertschaften sowie Hubschraubern und Pferdestaffel im Einsatz.

Auf den Puppen standen verschiedene Schriftzüge. Unter anderem „64“, „1964“ und „Ultra 54/64 youth“.
Auf den Puppen standen verschiedene Schriftzüge. Unter anderem „64“, „1964“ und „Ultra 54/64 youth“. © Polizei Leipzig

Um 4.30 Uhr seien die ersten Anrufe von Autofahrern eingegangen. Bis zum Donnerstagmittag sammelte die Polizei laut Voigt mehr als 30 Puppen ein, unter anderem an den Autobahnen 14 und 38 sowie an der Bundesstraße 2. Es habe sich um mit Stroh gefüllte grüne Overalls gehandelt, die zu Körpern mit Armen und Kopf geformt worden seien. Einige seien mit Schriftzügen „Ultra 54/64 youth“ und „1964“ versehen worden und hätten zwei Mal den Buchstaben X auf den Köpfen gehabt.

Grün-Weiß sind die Farben von Chemie Leipzig. Vor kurzem waren bereits einige Lok-Anhänger in den Alfred-Kunze-Sportpark, Heimspielstätte von Chemie und Austragungsort des Derbys, eingedrungen.

Im Zusammenhang mit den aufgehangenen Puppen kam es auch zu einem Auffahrunfall mit Sachschaden, wie Polizeisprecher Voigt bestätigte. Im Falle der Puppen an den Autobahnbrücken ermittelt die Polizei wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr. Sie sucht zudem nach Zeugen.

Das Spiel am Sonntag (ab 12.20 Uhr live im MDR) ist mit 4 999 Zuschauern ausverkauft. Davon gingen 750 Karten an Lok-Fans. Da um das Stadion von der Polizei eine weiträumige Sicherheitszone eingerichtet wird, in die nur Fans mit Eintrittskarte kommen, hat die Fanszene Lokomotive Leipzig einen am Sonntag geplanten Fanmarsch zum Stadion abgesagt. Zudem wurde durch die Stadt Leipzig gegen 150 Personen aus der Lok-Szene ein Betretungsverbot für ein bestimmtes Gebiet rund um den Kunze-Sportpark ausgesprochen. Außerdem erteilte die BSG Chemie Hausverbote gegen einige Lok-Fans.

Jetzt wollen diese am Freitag ihr Team beim Abschlusstraining unterstützen. „Lasst uns aus einem normalen Training, einen Spieltag machen“, hieß es in einem Facebook-Aufruf, der mit den Worten endete: „Für immer Fußballclub Lokomotive! Chemieschweine raus!“

Chemie-Spieler Andy Müller hofft, dass es nicht zu den erwarteten Ausschreitungen kommt. „Ich finde es schade, dass so ein Aufwand betrieben werden muss, um das Spiel abzusichern. Es schadet beiden Vereinen, wenn das Ding nach hinten los geht. Da lacht sich ein dritter Verein in Leipzig kaputt über uns. Wir können Werbung für unsere Clubs machen“, sagte er der „Leipziger Volkszeitung“.

Das Viertelfinale um den Sachsenpokal eröffnet am Freitag Drittligist Chemnitzer FC beim Regionalligisten FSV Budissa Bautzen (19.00 Uhr). Auch Drittliga-Aufsteiger FSV Zwickau hat am Samstag (13.00 Uhr) mit dem VfB Auerbach einen Gegner aus der 4. Liga. Zur gleichen Zeit spielen zudem die beiden NOFV-Oberligisten Bischofswerdaer FV und VFC Plauen gegeneinander. (dpa)