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Postapokalyptischer „Demi“ gefällt vielen Görlitzern

Seit Sarah Buchholz ihr Bild von Görlitz nach dem Weltuntergang ins Netz stellte, hängen es sich immer mehr Leute an die Wand.

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© Sarah Buchholz

Von Ines Eifler

Dass es einen großen Ansturm auf ihr Gemälde „Hometown Glory II“ gegeben hätte, kann die junge Künstlerin Sarah Buchholz zwar nicht behaupten. Aber immerhin haben schon über 30 Leute ihr Bild gekauft.

Ekkehard Schulze zum Beispiel: „Einmal für mich, zweimal habe ich es verschenkt“, sagt der 50-jährige Finanzberater. In seinem Büro am Obermarkt blickt er täglich auf die postapokalyptische Szene um das zerfallende Jugendstilkaufhaus am Demianiplatz, das eine freundliche Natur gerade wieder zu sich holt. „Die Szene ist ja eigentlich eher düster“, sagt Schulze. Und ein Jahr früher hätte er es nicht kaufen mögen, da hätte er die Sichtweise als zynisch empfunden und schlecht ertragen. „Aber seit ich weiß, dass das Kaufhaus demnächst wieder mit Leben gefüllt sein wird, sehe ich gern hin, gerade weil es eine faszinierende Darstellung eines von uns allen nicht gewünschten Szenarios ist.“ Auch hat er das Bild aufgehängt, weil ihn interessiere, wie seine Kunden reagieren. Ältere Leute seien meist eher enttäuscht von einer „so negativen Sicht“ auf die Zukunft von Görlitz. Die Stadt sei doch schon viel weiter. Aber jüngere Leute hätten meist Verständnis und seien beeindruckt von der Machart des Kunstwerks.

So empfindet es auch Silvio Hoffmann. Der 33-jährige Görlitzer lässt sich seit seiner Kindheit von guten Geschichten begeistern, egal, über welches Medium sie erzählt werden. „Besonders spannend finde ich dabei das Fantastische und Unbekannte, also auch die Idee der Welt nach uns Menschen.“ Das Bild von Sarah Buchholz habe ihn deshalb sofort angesprochen. „Auch weil ich zum ersten Mal diesen Gedanken auf meine Heimat bezogen sah.“

Sarah Buchholz selbst lud mit ihrer „Hometown“, Heimatstadt, im Titel schon zur Identifikation mit etwas Vertrautem ein. Und so verstehen es auch Leute, die nicht mehr in Görlitz leben. Emanuel Kirschner etwa, 29 und seit zehn Jahren in Dresden, denkt bei „Görlitz“ zuerst an das Kaufhaus und sagt: „Dieses Bild ist für mich ein Stück meiner Identität.“

Dass mit jeweils zehn Euro der verkauften Poster der Verein Second Attempt unterstützt wird, ist für die Käufer eher ein erfreulicher Nebeneffekt. Sowohl Silvio Hoffmann als auch Emanuel Kirschner sagen, sie wollten vor allem das Bild haben und die Künstlerin unterstützen. Letzterer sagt: „Wenn ich damit außerdem noch einen Teil zur kulturellen Förderung von Görlitz beitrage, ist das doch wunderbar.“