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Polonaise mit Friedel

Ein Tierpfleger päppelt einen Mini-Keiler auf. Der integriert sich bestens in die Schweinebande im Streichelzoo - und ganz Ossig hat etwas zu lachen.

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© Dietmar Thomas

Von Tina Soltysiak

Laut und freudig grunzend rennt Wildschweinjunge Friedel durch das Gehege des Streichelzoos am Sonnenhof in Ossig. Kein Wunder, sein menschlicher Ziehpapa Markus Weinert hat nach ihm gerufen. Und hat Futter dabei. Das ist ganz nach Friedels Geschmack. Von den typischen Streifen der Frischlinge ist kaum noch etwas zu sehen. Die hellen Borsten sind deutlich dunkler geworden. Und der Mini-Keiler ist ganz schön gewachsen. „Er ist wirklich groß geworden“, meint auch Weinert.

Schwerer Start ins Leben

Schätzungsweise 40 bis 50 Zentimeter misst das Tier. Das ist kein Vergleich zu dem kleine Schweinehäufchen Elend, das Friedel war, als er nach Ossig kam. Mitte Juni war das. Da war er schätzungsweise drei Wochen alt und total entkräftet. Passanten hatten den Frischling in einem Straßengraben bei Markritz gefunden. Von seinen Geschwistern und der Bache fehlte jede Spur. Ein Jäger sorgte schließlich dafür, dass das Tier zu Markus Weinert kam. Er und seine Kollegen päppelten den Kleinen auf. Für die nötige Nestwärme sorgte die damals hochschwangere Minischwein-Dame Borsti. Doch als die ihre Ferkel warf, war Friedel zunächst abgemeldet. „Die Sau wollte sich um ihren Nachwuchs kümmern. Da hatte sie keine Aufmerksamkeit für ihn übrig“, sagt der Inhaber des Sonnenhofes. Doch das ist nun anders.

Friedel ist wieder fester Bestandteil der Schweinegruppe. Die sorgt für Abwechslung. An den vier Minischwein-Jungtieren und Friedel scheinen Karnevalisten verloren gegangen zu sein. Ein Ferkel legt die Vorderbeine auf Friedels Hintern – es sieht aus, als wollten sie sich paaren. Aber nein, stattdessen springt das nächste Geschwisterchen aufs Ferkel und dann ziehen die Drei als Polonaise durch den Streichelzoo. Und wirklich, ein weiteres Schweinchen reiht sich ein. Da fliegen einem doch glatt die Löcher aus dem Käse.

Die Schweinebande kommt bei den Besuchern richtig gut an. „So wie der gesamte Streichelzoo. Es gibt Kinder, die kommen dreimal pro Woche her. Die haben die Tiere schon so in ihr Herz geschlossen, dass sie sie wie ihr eigenes Haustier sehen“, erzählt Weinert. Außer den Borstentieren leben noch Ziegen, Hasen und Enten in dem Gehege. „Sie werden zweimal täglich von uns gefüttert. Die Besucher möchten den Tieren auch immer gern etwas geben. Deshalb haben wir Futterautomaten aufgestellt, wie man sie auch aus anderen Streichelzoos kennt“, sagt Weinert. Das Futter sei eine spezielle Mischung mit Vitaminen und Mineralstoffen, die für alle Tiere auf der Anlage geeignet ist. Die fühlen sich augenscheinlich wohl. Allerdings wurde Friedel seiner Männlichkeit beraubt. „Wir haben ihn kastrieren lassen, damit er ruhiger ist“, sagt Markus Weinert. Im Endeffekt ist das Tier vor allem eines: ein extrem neugieriger Zeitgenosse. „Ihm geht es eigentlich auch nur ums Fressen“, so Weinert.

Regelmäßiger Tierarztbesuch

Bald bekommen die Schweine noch mehr Komfort. „Wir werden eine Suhle anlegen, damit die Haltungsbedingungen noch natürlicher sind“, erläutert Weinert. Der Sonnenhof-Chef hat noch mehr Pläne, wie er sein kinder- und familienfreundliches Konzept vorantreiben kann: „Im kommenden Jahr möchten wir auf dem Spielplatz noch eine Holzhütte bauen, mit Bestuhlung und Zapfanlage für rote Limo. Dort können dann Kindergeburtstage gefeiert werden“, kündigt er an. Der Spielplatz, in den er 35 000 Euro investiert hat, werde auch sehr gut angenommen. „Er hat sich neben dem Streichelzoo zu einem echten Gästemagnet entwickelt.“ Durch die Wildschafanlage soll künftig eine Art Naturlehrpfad führen. Und auch Publikumsliebling Friedel sei vom Sonnenhof nicht mehr wegzudenken. „Er bleibt hier. Er ist einmal an den Menschen gewöhnt, sehr zutraulich, neugierig und verspielt“, so Weinert. Wie auch die anderen Tiere werde der Mini-Keiler regelmäßig vom Tierarzt untersucht. „Es ist alles in bester Ordnung.“ Alle sind gesund, quietschvergnügt – und freuen sich über jeden Besucher, der die Anlage betritt. Und wenn der dann noch Futter dabei hat, gibt’s zur Belohnung vielleicht sogar eine kleine Polonaise zum Abschied.