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Polizei sucht Zeugen für Mord an Kollegen

Auch in Sachsen wird nach dem Mörder gefahndet, der in Lauchhammer brutal einen Polizisten erstach. Das Motiv ist noch unklar.

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Von Beowulf Kayser

Der am Montag Abend vor seiner Garage im südbrandenburgischen Lauchhammer getötete Polizist ist nicht nur an Stichverletzungen gestorben. Die Obduktion ergab, dass der 46-jährige Hauptkommissar Steffen M. neben den Stichwunden in Brust und Rücken auch schwere Kopfverletzungen hatte. „Beide Verletzungen haben in ihrer Gesamtheit zum Tode geführt“, sagte gestern der Cottbuser Oberstaatsanwalt Horst Nothbaum.

Weitere neue Erkenntnisse wurden gestern nicht mitgeteilt. Wie viele Täter es waren, welche Tatwaffe sie benutzten, welches Motiv sie hatten – all diese Fragen soll eine 80-köpfige Sonderkommission so schnell wie möglich klären. Auch zur kriminaltechnischen Untersuchung des am Dienstag in der Nähe von Ortrand nahe der Landesgrenze zu Sachsen gefundenen Autos des Polizisten gab es keine Auskünfte. Justiz und Polizei warten dringend auf Hinweise aus der Bevölkerung, die Angaben zum Geschehen im Garagenkomplex „Friedenseck“ oder zur Flucht der Täter im Opel des Opfers in Richtung Sachsen machen. Die Großfahndung läuft auch im Freistaat.

Brandenburgs Polizisten hatten gestern an den Antennen ihrer Dienstautos auf halber Höhe weiße Bänder als Zeichen der Trauer befestigt. „Wir sind alle schockiert über den Tod unseres Kollegen“, sagte die Senftenberger Polizeisprecherin Anja Gutschmidt der SZ.

Der Leiter der Polizeiwache Lauchhammer, Gerd Seemann, kannte den aus Grünewald bei Lauchhammer stammenden Steffen M. seit über 15 Jahren als zuverlässigen, erfahrenen und motivierten Schutzpolizisten. „Sein rätselhafter Tod wirft Fragen auf“, erklärte Seemann. Ob das Verbrechen zufällig oder absichtlich seinen Kollegen traf, könne im Moment niemand sagen.

M. soll zwar während seiner Dienstzeit einmal Streit mit einem Bürger gehabt und auch mehrere Jugendliche zur Ordnung gerufen haben, aber dass hier das Motiv für ein solches Verbrechen liegt, hält man in der Dienststelle in Lauchhammer für unwahrscheinlich. Die Ermittler gehen eher davon aus, dass der Polizist zufällig Opfer wurde. Die starken Prellungen am Kopf lassen vermuten, dass Steffen M. zunächst völlig überraschend von einem oder mehreren Tätern angegriffen, niedergeschlagen und danach erstochen wurde.

Am Montag Nachmittag hatte er seinen 17-jährigen Sohn noch zum Arzt begleitet und gegen 17.30 Uhr ein Medikament für ihn aus der Apotheke geholt. Danach könnte er zu der Garage in Wohnungsnähe gefahren sein, um den dunkel-silberfarbenen Opel Vectra mit dem Kennzeichen OSL-B 154 abzustellen. Der Polizist war an diesem Tag nicht im Dienst und trug auch keine Uniform. Nachdem die Ehefrau mehrmals vergeblich versucht hatte, ihren Mann über Handy zu erreichen, fand sie ihn gegen 20.45 Uhr in der offen stehenden Garage. Der Notarzt konnte nur noch den Tod von Steffen M. feststellen.