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Traurige Gewissheit im Fall Anneli-Marie

Die 17-jährige Anneli-Marie aus der Nähe von Meißen ist tot. Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Dienstag in Dresden mitteilten, wurde die Unternehmertochter von ihren Entführern getötet.

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© Jürgen Lösel

Dresden. Auf einer Pressekonferenz hat die Staatsanwaltschaft Dresden am Dienstagnachmittag zum aktuellen Erkenntnisstand im Fall Anneli-Marie informiert.

Die 17-jährige aus der Nähe von Meißen ist von ihren Entführern getötet worden. Wie der Dresdner Polizeipräsident Dieter Kroll sagte, handele es sich bei der am Montagabend auf einem Hof bei Meißen gefundenen Frauenleiche um die seit Donnerstag vermisste Gymnasiastin. „Alle Hoffnungen und Gebete haben sich nicht erfüllt“, sagte Kroll.

Seit Bekanntwerden der Entführung hatten über 1 200 Polizeibeamte nach Anneli-Marie gesucht.

Der Fall Anneli-Marie

Eine brennende Kerze an der Hofeinfahrt eines Bauernhofes in Lampersdorf. Nun ist es traurige Gewissheit: die entführte Anneli-Marie ist tot.
Eine brennende Kerze an der Hofeinfahrt eines Bauernhofes in Lampersdorf. Nun ist es traurige Gewissheit: die entführte Anneli-Marie ist tot.
Die 17-jährige Unternehmertochter hatte das Wohnhaus der Eltern in einem Dorf bei Meißen am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr verlassen. Nach Bekanntwerden der Entführung rücken am Freitag Polizisten zu einem Gehöft in Luga aus.
Die 17-jährige Unternehmertochter hatte das Wohnhaus der Eltern in einem Dorf bei Meißen am Donnerstagabend gegen 19.30 Uhr verlassen. Nach Bekanntwerden der Entführung rücken am Freitag Polizisten zu einem Gehöft in Luga aus.
Am frühen Morgen durchkämmt ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Anwesen. Allerdings finden die Beamten nichts.
Am frühen Morgen durchkämmt ein Sondereinsatzkommando der Polizei das Anwesen. Allerdings finden die Beamten nichts.
Die Polizei teilt am Sonntagabend auch der Öffentlichkeit mit, sie gehe wegen einer Lösegeldforderung von einer Entführung aus. Es werde wegen erpresserischen Menschenraubes ermittelt. Die Eltern des Mädchens wenden sich in diesem offenen Brief an die Täter.
Die Polizei teilt am Sonntagabend auch der Öffentlichkeit mit, sie gehe wegen einer Lösegeldforderung von einer Entführung aus. Es werde wegen erpresserischen Menschenraubes ermittelt. Die Eltern des Mädchens wenden sich in diesem offenen Brief an die Täter.
Als Reaktion auf einen Zeugenaufruf gehen mehr als 50 Hinweise bei der Polizei ein.
Als Reaktion auf einen Zeugenaufruf gehen mehr als 50 Hinweise bei der Polizei ein.
Ein Großaufgebot von Polizei und Spezialeinsatzkräften durchsucht am Montag Gebäude im Gebiet Klipphausen südlich von Meißen, darunter einen Bauernhof samt Umgebung in Lampersdorf und eine Wohnung in Dresden-Cotta.
Ein Großaufgebot von Polizei und Spezialeinsatzkräften durchsucht am Montag Gebäude im Gebiet Klipphausen südlich von Meißen, darunter einen Bauernhof samt Umgebung in Lampersdorf und eine Wohnung in Dresden-Cotta.
In einem Ort bei Bamberg (Bayern) und in Dresden werden zwei Verdächtige im Alter von 39 und 61 Jahren festgenommen. Das Foto zeigt das Haus in Bayern.
In einem Ort bei Bamberg (Bayern) und in Dresden werden zwei Verdächtige im Alter von 39 und 61 Jahren festgenommen. Das Foto zeigt das Haus in Bayern.
Insgesamt waren 1.200 Beamte an der Suche nach Anneli-Marie beteiligt.
Insgesamt waren 1.200 Beamte an der Suche nach Anneli-Marie beteiligt.
Die Suche dauerte den ganzen Montag lang an.
Die Suche dauerte den ganzen Montag lang an.
Auf dem Hof in Lampersdorf habe man die Leiche einer jungen Frau gefunden, teilte die Polizei in der Nacht zu Dienstag mit.
Auf dem Hof in Lampersdorf habe man die Leiche einer jungen Frau gefunden, teilte die Polizei in der Nacht zu Dienstag mit.
Am Dienstagnachmittag bestätigt die Polizei auf einer Pressekonferenz in Dresden: Das tote Mädchen ist mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Anneli-Marie.
Am Dienstagnachmittag bestätigt die Polizei auf einer Pressekonferenz in Dresden: Das tote Mädchen ist mit allerhöchster Wahrscheinlichkeit Anneli-Marie.
Polizeipräsident Dieter Kroll erläutert  Einzelheiten zum Fall.
Polizeipräsident Dieter Kroll erläutert Einzelheiten zum Fall.
Gegen die beiden Verdächtigen - die hier in einem Transporter das Amtsgericht in Dresden verlassen - wurde Haftbefehl erlassen.
Gegen die beiden Verdächtigen - die hier in einem Transporter das Amtsgericht in Dresden verlassen - wurde Haftbefehl erlassen.

Der Tat verdächtigt werden zwei Männer im Alter von 61 und 39 Jahren, die am Montag in Dresden und in einem Ort nahe Bamberg in Bayern festgenommen worden waren. Der in Dresden festgenommene 61-Jährige habe ein Teilgeständnis abgelegt und schließlich auch den Hinweis auf den Fundort der Leiche gegeben.

Einer der beiden Verdächtigen war den Behörden bereits aufgrund eines Sexualdeliktes bekannt. Der 39-Jährige sei außerdem im Zusammenhang mit Brandstiftung und Versicherungsbetrug aktenkundig, jedoch war es in beiden Fällen nicht zu einer Verurteilung gekommen.

Der Entführung folgt der „Verdeckungsmord“

Den Männern wird gemeinschaftlicher Mord und erpresserischer Menschenraub mit Todesfolge vorgeworfen. In beiden Fällen wurden am Dienstag Haftbefehle erlassen. Es gibt keine Hinweise auf ein Sexualverbrechen, das im Zusammenhang mit der Entführung stehen könnte. Es soll sich vielmehr um einen so genannten „Verdeckungsmord“ handeln. Die Täter waren während der Entführung offenbar nicht maskiert und hätten durch die Entführte identifiziert werden können. Vermutlich war Anneli-Marie schon am Freitag getötet worden.

Nach den derzeitigen Erkenntnissen der Polizei lauerten die Männer der 17-Jährigen auf, als sie am Donnerstagabend den Hund der Familie mit dem Fahrrad ausführen wollte. Sie brachten Anneli-Marie in ihre Gewalt und zwangen sie, in ein Auto zu steigen. Mit dem Mobiltelefon des Mädchens hätten sie dann den Vater über die Entführung informiert und 1,2 Millionen Euro Lösegeld verlangt. Außerdem behaupteten die Täter, dass das Mädchen sich in Tschechien befinde. Das Geld sollte per Online-Banking an die Entführer überwiesen werden - was bei einer Summe dieser Höhe gar nicht möglich ist.

Mehrfach habe es danach Kontakt zwischen Entführern und Eltern gegeben. Nach Angaben der Ermittler habe einer der Täter dabei versucht, einen tschechischen Akzent zu imitieren, um den Verdacht von sich abzulenken.

Am Sonntag schließlich hatten sich Eltern und Polizei an die Öffentlichkeit gewandt. Nach Angaben der Ermittler hatte dies aber keinen Einfluss mehr auf den tragischen Verlauf des Falls. Es habe laut Polizei keine Chance gegeben, Annelie-Marie zu dieser Zeit noch lebend zu finden.

Die Entführer haben ihr Opfer wahrscheinlich nicht zufällig ausgewählt. Mindestens einer der beiden Verdächtigen habe die junge Frau vermutlich vom Sehen gekannt, sagten Ermittler in der Pressekonferenz. Außerdem hätten sie sich vor der Entführung bei Facebook über ihr potenzielles Opfer informiert. (szo/dpa)