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Polizei fasst den Rodelhang-Hitler

Die Polizei hat einen offenkundig Rechtsradikalen identifiziert, der Mitte Januar in Geising - ausgestattet mit Stahlhelm und Hitlerbärtchen - zwei Afghanen beleidigt und geschlagen haben soll.

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© Egbert Kamprath

Franz Herz

Altenberg. Es war ein gespenstischer Vorfall, der am Sonntag, dem 17. Januar, auf dem Rodelhang in Geising passiert ist. Ein Mann mit Hitlerbart und Stahlhelm hat zwei afghanische Asylbewerber beleidigt und geschlagen. Erst das Eingreifen von Passanten konnte ihn stoppen. Er ist dann davongelaufen.

Jetzt hat die Polizei den „Hitler vom Rodelhang“ identifiziert. Zeugenhinweise und weitere Ermittlungen brachten sie auf die Spur. Es handelt sich um einen 31-Jährigen aus Geising. Die Polizisten haben am Dienstag seine Wohnung durchsucht und dabei auch den Helm gefunden. Es war kein historischer Stahlhelm, sondern ein neueres Produkt, auf den aber vorne mit einem Stift ein Hakenkreuz aufgemalt war. Der Mann wird nun ein Strafverfahren bekommen wegen gefährlicher Körperverletzung und des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen. Vor dem Vorfall am Rodelhang war er der Polizei nicht durch politisch motivierte Straftaten aufgefallen.

Die Opfer seines Angriffs, zwei junge Männer, die aus Afghanistan geflohen sind und seit wenigen Monaten in Deutschland leben, waren von dem Vorfall geschockt, wie sie der Sächsischen Zeitung berichteten. Mohammad R. ist zuerst angegriffen worden. Es hatte vorher einen kleinen Zusammenstoß mit einem anderen Schlitten gegeben. Doch bei seiner nächsten Abfahrt ist er von dem 31-Jährigen angegriffen worden. Blaue Flecke und Schmerzen hat er davongetragen.

Ahmad Zaki B., ein anderer Afghane, der ebenfalls in der Unterkunft im ehemaligen Hotel Schellhas in Geising lebt, ist ihm zu Hilfe gekommen. Auch er wurde angegriffen, bis andere Leute, die dort auf dem Hang waren, eingriffen. Sie riefen dann Polizei und Rettungsdienst. Von diesen Passanten gab es auch schon erste konkrete Hinweise, die der Polizei geholfen haben, den Tatverdächtigen zu identifizieren.

Die beiden jungen Männer, die er angegangen ist, sind vor den Taliban aus Afghanistan geflohen. Die hatten den Vater von Mohammad R. umgebracht und die Schule geschlossen, zu der er bis dahin gegangen war. In Deutschland hatte er sich sicherer gefühlt – bis zu dem Moment, als der gespenstische Angreifer auf sie einschlug.

Bis dahin sind die beiden gerne auch einmal durch Geising gegangen. Seit dem Vorfall haben sie die Asylbewerberunterkunft jedoch nur noch verlassen, wenn es unbedingt sein musste. Vorsichtig gehen sie einkaufen und schnell wieder zurück. Dennoch wollen beide gerne in Deutschland bleiben. Der Jüngere, Mohammad R., will die Sprache lernen, seine versäumte Schulbildung nachholen und eine Ausbildung beginnen.

Der Ältere, Ahmad Zaki B., ist gelernter Koch, der in seiner Heimat auch schon in Hotels gearbeitet hat. Auch er will die deutsche Sprache lernen und gerne in seinem Beruf arbeiten. Beide hoffen, dass ihnen so eine Begegnung wie am Rodelhang nie wieder passiert.