Merken

Plötzlich kommt die Decke runter

Ein Monopolyabend in Döbeln endet mit einem Feuerwehreinsatz. Und eine junge Mutter braucht eine neue Wohnung.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Braun

Von Cathrin Reichelt

Döbeln. Es sollte ein gemütlicher Spieleabend werden. Aber er endete anders, als sich das die vier Freunde vorgestellt hatten. Gegen 21.30 Uhr legten sie am 18. April beim Monopoly in der Wohnung von Steffi Kind an der Zwingerstraße 10 eine Pause ein. Zufällig endete in diesem Augenblick auch die Musik, die sie aufgelegt hatten, so dass es kurz ganz still war in dem Raum. „In diesem Moment knallte es und die Decke im Wohnzimmer ist mehrere Zentimeter abgesackt“, erzählt Florian Anton, einer der Besucher der Mieterin. Nur wenige Sekunden später wiederholte sich das Geräusch in der benachbarten Küche. Ein Riss im Fensterbrett war dort die Folge.

Eine junge Mutter darf ihr Wohnzimmer nicht mehr betreten. Die Decke wird mit einem Balken gestützt.
Eine junge Mutter darf ihr Wohnzimmer nicht mehr betreten. Die Decke wird mit einem Balken gestützt. © André Braun
Auch außen gibt es Schäden. An mehreren Stellen der Fassade sind Risse sichtbar.
Auch außen gibt es Schäden. An mehreren Stellen der Fassade sind Risse sichtbar. © André Braun

Nachdem sie den ersten Schock verdaut hatten, versuchten die Vier, den Vermieter des Hauses zu erreichen. Andreas Gassner, der in München wohnt, sei allerdings nicht erreichbar gewesen. „Da haben wir den Notruf gewählt“, sagt Florian Anton. Die Rettungsleitstelle schickte nicht nur Polizeibeamte zum Haus. Auch die Feuerwehr wurde über den drohenden Einsturz eines Gebäudes informiert. 18 Kameraden rückten mit fünf Fahrzeugen für eine mögliche Evakuierung der Bewohner aus.

Die war allerdings nicht mehr notwendig. Denn Florian Anton hatte bereits dafür gesorgt, dass alle Mieter ihre Wohnungen verlassen. „Ich war sehr erschrocken, als er um diese Zeit bei mir geklingelt hat“, sagt Hella Beyer. Mit ihrem Hündchen ging sie hinunter auf die Straße und war froh, als ihr eine Frau aus dem gegenüberliegenden Haus einen Raum anbot, in dem sie sich aufwärmen konnte. Denn erst gegen 1 Uhr konnten die Mieter in ihre Wohnungen zurück. In der Zwischenzeit leuchteten die Feuerwehrleute die Fassade des Hauses ab, entdeckten aber keine großen Schäden. An zwei Stellen gab es kleine Risse. Im Inneren sahen sich Polizisten, eine Bausachverständige und ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes um. Die Sachverständige habe die Vermutung geäußert, dass ein Balkenkopf durch Fäulnis beschädigt wurde und sich dadurch die Decke im Wohnzimmer der jungen Mutter gesenkt habe, erklärt der Vermieter auf Nachfrage des Döbelner Anzeigers. Der Bereich wurde mit einem Balken und Stangen stabilisiert.

Steffi Kind kann aber nicht in der Wohnung bleiben. Denn sie dürfte nur den Flur, das Kinderzimmer und das Schlafzimmer nutzen. Das Wohnzimmer, die Küche und das Bad sind gesperrt. Gestern hat die junge Frau noch einige Sachen aus der Wohnung geholt. Ihre achtjährige Tochter ist bei ihrem Vater untergekommen. Steffi Kind wohnt vorerst bei Freunden. „Ich werde ihr kurzfristig eine kostenlose Ausweichwohnung anbieten“, sagt Vermieter Gasser. Aber seine Mieterin erklärt: „Ich werde definitiv in keine Ersatzwohnung von ihm einziehen.“

Nicht nur sie ist schon länger mit der Wohnsituation unzufrieden. Die Fenster seien undicht. Durch Bauarbeiten im Haus fehlten im Flur des Erdgeschosses bereits seit dem Herbst vergangenen Jahres Oberlichter, dadurch sei es kalt. Die Biotonne sei wochenlang nicht geleert worden. Eine Nachfrage bei der Entsorgungsgesellschaft habe ergeben, dass der Vermieter die Rechnung nicht bezahlt habe.

Andreas Gasser hat unterdessen Größeres mit dem 110 Jahre alten Gebäude vor. „Wir planen eine Generalsanierung. Dabei ist ein kompletter Dachausbau vorgesehen. Der soll mit einer Dachsanierung verbunden werden“, sagt er. Jetzt gehe es allerdings erst einmal darum, den entstandenen Schaden zu begrenzen. Die Decke müsse geöffnet werden, um festzustellen, welche Art der Sanierung nötig ist. Der Vermieter plant, sich am morgigen Freitag selbst ein Bild vom Zustand seines Hauses Haus in Döbeln zu machen.