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Plauen will Rechten nicht die Straße überlassen

Neonazis haben Plauen zum wiederholten Mal zum Aufmarsch-Ziel erkoren. Sie werden sich dort aber kaum ungestört versammeln können. Ungeachtet dessen warnt der Oberbürgermeister.

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© dpa

Plauen. Mit „1 000 Meter Musik gegen Nazis“, einem bunten Bürgerfest und einer großen Gegendemonstration will die Stadt Plauen am 1. Mai zeigen, dass rechtes Gedankengut auf ihren Straßen nichts zu suchen hat. Für den Tag der Arbeit haben sich nach Angaben des Plauener Landratsamtes etwa 200 Rechtsradikale angesagt. Der Verfassungsschutz rechnet nach Angaben aus dem Rathaus mit Hunderten Links- und Rechtsextremisten. Oberbürgermeister Ralf Oberdorfer (FDP) befürchtet „eine neue Härte“ auf der Straße.

Angemeldet wurde der Aufzug, der ab 11.00 Uhr durch das nördliche Zentrum führen soll, von der Vereinigung „Der III. Weg“. Sie gilt als rechtsextremistisch und wird vom Verfassungsschutz beobachtet. Bereits seit Wochen wird auf einschlägigen Internetseiten bundesweit für den 1. Mai in Plauen mobilisiert. Auch die Stadt der Spitze macht seit Bekanntwerden der Nazidemonstration ebenfalls mobil. Unter dem Dach des „Runden Tisches für Demokratie, Toleranz und Weltoffenheit“, dem Kommunen, Vereine, Parteien und Kirchen angehören, soll es diverse Gegenaktionen geben.

„Diesmal machen zwei Lager gegeneinander mobil, die zum Teil für Gewalt bekannt sind“, sagte Oberdorfer der Deutschen Presse-Agentur dpa. Die Stadt „könnte zum Schauplatz von extremistischem Demo-Tourismus“ werden, warnte er und empfahl den Bürgern, nicht dort zu sein, wo die Marschrouten aufeinandertreffen. Die Stadt will mit einem Bürgerfest und Gegendemonstration zeigen, dass rechtes Gedankengut auf ihren Straßen nichts zu suchen hat.

So hält der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) ab 10.30 Uhr seine traditionelle Maikundgebung auf dem Theaterplatz ab. Anschließend werde dazu aufgerufen in Sichtweite der Rechtsradikalen seinen Protest kundzutun. Zudem sollen regionale Bands auf der „Straße für Musik“ entlang einer 1 000 Meter langen Strecke gegen Rechts aufspielen - in unmittelbarer Hörweite. Die August-Bebel-Straße verläuft in weiten Teilen parallel zur Marschroute der Rechten.

„Ab 13.00 Uhr wollen wir darüber hinaus denjenigen Menschen eine friedliche Alternative bieten, die nicht aktiv demonstrieren wollen“, sagte Kristin Polzin vom Plauener Verein Vivere. Bei einem bunten Bürgerfest bis in den frühen Abend werde man zeigen, dass man sich nicht einschüchtern lasse. Zusätzlich sind drei Mahnwachen in Kirchen sowie zwei Gottesdienste geplant.

„Als Landrat ärgert es mich schon, dass Plauen wiederholt Ort einer derartigen Veranstaltung ist, mit der sich alle demokratischen Kräfte des Vogtlandes keinesfalls identifizieren“, sagte der Verwaltungschef des Vogtlandkreises, Rolf Keil (CDU). Aufgrund der Rechtslage habe man jedoch keine andere Möglichkeit, als die Demonstration - unter scharfen Auflagen - zuzulassen. Bereits 2014 waren rund 700 Rechte durch Plauen marschiert.

Laut Landratsamt sind für die Veranstaltungen insgesamt 5 000 Teilnehmer angemeldet. Ob es bei den 200 Rechtsextremisten bleibt, ist fraglich. Aus Sicherheitskreisen heißt es, dass Teilnehmer im „mittleren bis höheren dreistelligen Bereich“ erwartet werden.

Zudem rufen Linksautonome deutschlandweit zur Fahrt nach Plauen auf. Aus diesem Spektrum sind 700 Demonstranten angemeldet. Nach dpa-Informationen ist von der Beteiligung „teils gewaltorientierter Linksextremisten und massiven Störaktionen“ auszugehen. „Wir sind sensibilisiert und werden mit einem entsprechenden Aufgebot vor Ort sein“, sagte ein Sprecher der zuständigen Polizeidirektion Zwickau. (dpa)