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Pilotversuch soll Wolf fernhalten

Der Schäfer Martin Just verlor 64 Schafe an den Räuber. Ein Projekt soll seine Tiere nun besser schützen.

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© Archivfoto: Matthias Schumann

Von Nicole Preuß

Cunnewitz. Die Sache ist eigentlich klar. Der Schäfer Martin Just schützt seine Tiere auf allen Weiden mit einem 1,60 Meter hohen Festzaun und teilweise auch Elektrozäunen vor dem Wolf. Damit erfüllt der Landwirt im Nebenerwerb die geforderten Schutzmaßnahmen des Freistaats. Der Wolf dürfte eigentlich gar nicht in seine Koppel kommen. Die Realität sieht aber anders aus. Mehrere Male haben vermutlich Wölfe des Rosenthaler Rudels seine Schafe in Cunnewitz überfallen. 64 Tiere hat er verloren. Besonders häufig kamen die Wölfe dabei auf die Weide am Verbindungsweg zwischen Cunnewitz und Kotten. Meist übersprangen sie den Festzaun der Weide, der erst vor dem letzten Riss zusätzlich noch durch einen Elektrozaun gesichert worden war. Die Wölfe haben sich offenbar daran gewöhnt, dass dort zuverlässig Schafe standen und sie nur durch einen Sprung über den Zaun erreichbar waren.

Das soll sich nun durch einen zunächst eher klein angelegten Pilotversuch ändern. Der Freistaat prüft zurzeit, ob der Festzaun dieser einen Weide zusätzlich noch mit einer stromführenden Litze oberhalb des Zauns ausgestattet werden kann. Zudem ist nach Angaben des Schäfers eine ausfahrbare Elektrolitze über dem Tor zur Koppel im Gespräch. Der zusätzliche Schutz soll verhindern, dass die schlauen Wölfe sich eines Tages wieder an die Koppel erinnern und Schafe auf der Weide reißen.

Beispiel könnte Schule machen

Das Sächsische Ministerium für Umwelt und Landwirtschaft hat den Schäfer deshalb zu dem Förderantrag ermuntert. „Da die Qualität der Festzäune bei dem betreffenden Schäfer grundsätzlich gut ist, die Zäune noch langfristig stehenbleiben sollen und weil Wölfe bisher die Zäune nicht untergraben, sondern diese nur durch Überspringen oder Überklettern überwunden haben, wird hier der Versuch unternommen, mit einer stromführenden Litze das Überspringen zu unterbinden“, sagt der stellvertretende Sprecher des Ministeriums Jörg Förster. Das allerdings hat seinen Preis. Der Cunnewitzer Schäfer rechnet damit, dass die Ertüchtigung der Koppel 4 000 Euro kosten wird. „Und das sind nur zehn Prozent meiner Weideflächen“, sagt er. Deshalb lehnt er es ab, die Maßnahme wie üblich vorzufinanzieren. Zurzeit ist man im Gespräch darüber, wie man eine Lösung für das Problem finden könnte. Die Fachleute im Ministerium gehen aber davon aus, dass das Beispiel Schule machen könnte, wenn es denn erfolgreich ist. „Sollte diese Variante den Wolf am Überspringen/Überklettern des Zauns nachhaltig hindern, könnten weitere vergleichbare Zäune in gleicher Weise in ihrer Schutzwirkung verbessert werden“, sagt Jörg Förster vom Ministerium.

Bisher fördert der Freistaat nur den Kauf von mobilen Elektrozäunen, Flatterband, Herdenschutzhunden und die Anschaffung und die Installation von Unterwühlschutz bei Wildgattern. Die Ausstattung von Festzäunen mit Elektrolitzen könnte damit noch dazukommen. Das würde auch das Problem lösen, dass Schäfer hatten, die bisher hinter den Festzaun noch einen Elektrozaun stellten. Die verbliebene Fläche zwischen den Zäunen konnte nicht genutzt werden. Über die Förderung ist aber noch nicht entschieden.

Der Schäfer Martin Just hat trotzdem noch eine weitere Idee, wie Landwirten geholfen werden kann. Er ist im Gespräch mit Versicherern, die bei Rissen durch den Wolf einspringen können. Sie würden die Summe übernehmen, die zwischen dem festen Ausgleichsbetrag des Freistaats und dem tatsächlichen Wert des Tieres bleibt. Die Absprachen mit Versicherer und Ministerium stehen aber erst am Anfang.