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Pferdehofmörder richtete sich selbst

Das Rätsel um die Wasserleiche aus dem Cospudener See in Leipzig ist gelöst. Am Ende eines Erbschaftstreits um ein Gestüt sind zwei Männer tot.

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© tnn

Von Sven Heitkamp, Leipzig

Nach langer Ungewissheit herrscht seit gestern Klarheit: Der am Wochenende im Cospudener See in Leipzig gefundene Tote war der mutmaßliche Mörder vom nahe gelegenen Reiterhof in Leipzig-Knauthain. Dies bestätigten gestern Polizei und Staatsanwaltschaft. Aufgrund der Obduktion und weiterer rechtsmedizinischer Untersuchungen stehe zweifelsfrei fest, dass es sich um den Österreicher Hermann Haase handele. Außerdem wurden bei der Wasserleiche seine Ausweispapiere gefunden. Der 50-Jährige hat sich offenbar im See erschossen. „Der Leichnam weist eine Schussverletzung am Kopf auf“, berichten die Ermittler. Es sei von einer Selbsttötung auszugehen. Der genaue Ablauf des Geschehens müsse aber noch rekonstruiert werden. Unklar sei auch noch, wann der Mann den Freitod suchte.

Haase war seit Anfang Dezember mit internationalem Haftbefehl gesucht worden. Er soll am Nachmittag des 3. Dezember den Besitzer des Pferdehofes Rocco J. getötet haben. Laut Ermittlern soll er gegen 13:40 Uhr vor dessen Haustür vorgefahren sein, dann geklingelt und nach dem Besitzer gefragt haben und schließlich drei Schüsse auf sein 52 Jahre altes Opfer abgefeuert haben. Nach der Tat raste er davon und warf einen Umschlag mit Gerichtsakten bei der Staatsanwaltschaft in Leipzig ein. Als Motiv für den Mord wird seither ein Erbschaftsstreit um den Pferdehof vermutet, auf den Haases Leipziger Lebensgefährtin Ansprüche erhoben haben soll.

Der mutmaßliche Täter stellte zuletzt seinen schwarzen Audi A8 mit österreichischem Kennzeichen in Connewitz ab. Seither fehlte von ihm zunächst jede Spur. Suchaktionen mit Hubschraubern und Hunden blieben erfolglos. Erst am Sonnabendnachmittag gegen 14.30 Uhr wurde der Leichnam von einem Paddler auf einer Sandbank im Cospudener See entdeckt. Polizei und Feuerwehr bargen ihn schließlich aus dem Wasser. Die Waffe wurde bisher noch nicht gefunden. Polizeitaucher waren gestern erneut im Cospudener See, um im eiskalten Wasser weitere Beweismittel zu suchen, hieß es bei der Polizei.

Laut österreichischen Zeitungen ist Hermann Haase auf einem Bauernhof im Bezirk Wels-Land in Oberösterreich aufgewachsen, er betrieb später einen Handel mit Landmaschinen und Pferden. Zudem war er Jäger. Vor einigen Jahren soll er seine Familie wegen einer Frau aus Leipzig verlassen haben. Sie hatte dem Vernehmen nach Ansprüche auf das große Gestüt erhoben. Haase, so wird spekuliert, soll angesichts der erhofften Erbschaft bereits Schulden gemacht habe, die er nicht begleichen konnte.