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Parksünden zum Budenzauber

Das Ordnungsamt Radebeul hat wieder rund um den Weihnachtsmarkt kontrolliert. Die Fahrer werden immer rücksichtsloser.

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© Norbert Millauer

Von Ulrike Keller

Radebeul. Das Zwei-Mann-Gespann in Tiefblau ist sich einig: „Die müssen wir scharf mitnehmen“, sagt M. Dietze vom Ordnungsamt Radebeul. Sein Kollege E. Schuster erklärt: „Der Feuerwehrstellplatz ist nicht ohne Grund hier.“ Hier, am einen Ende des Weihnachtsmarkts auf dem historischen Dorfanger. Wo sich die Straßen Altkötzschenbroda und An der Festwiese kreuzen, stehen drei Autos im Halteverbot. Auf dem Fußweg hat sich noch ein weißer Transporter niedergelassen. Der Fahrer entpuppt sich als Händler, der nur kurz ausladen will. In fünf Minuten ist er weg, verspricht er. M. Dietze verzichtet auf ein Knöllchen. Bei den anderen drei Pkws landet eines am Scheibenwischer.

Teures Parken: Knöllchen gab es für jene, die in Altkö den Feuerwehrstellplatz vor der Metzgerei Wirthgen blockierten (gr. Bild). Fotos: Norbert Millauer
Teures Parken: Knöllchen gab es für jene, die in Altkö den Feuerwehrstellplatz vor der Metzgerei Wirthgen blockierten (gr. Bild). Fotos: Norbert Millauer © Norbert Millauer

Es ist Sonnabend, gegen halb eins. Seit um 10 laufen die Männer der Ortspolizeibehörde Radebeul-West ab. An allen Weihnachtsmarkttagen sind zwei Mitarbeiter im Einsatz. Die meisten Falschparker reisen vor oder zu der Eröffnung des Weihnachtsmarkts an, besagt die Erfahrung im Rathaus. Nachmittags und abends kämen dann Gäste vor allem mit den öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß. „Es ist ein Volksfest“, sagt E. Schuster. „Darum kontrollieren wir im Rahmen unseres Ermessens nicht ganz so streng wie in der Woche.“ Über abgelaufene Parkuhren sehen sie also schon mal hinweg. „Wir verwarnen bei groben Verstößen und Behinderungen“, so M. Dietze. Wie auf der Herrmann-Ilgen-Straße Richtung Kötitzer Straße. Gleich mehrere Autos stehen auf dem schmalen Gehweg. „Sie behindern Fußgänger und Rollstuhlfahrer“, sagt E. Schuster, „und Feuerwehrfahrzeuge haben ein Problem.“

Die Ordnungshüter nähern sich der Ziegeninsel an der Ecke Elbstraße. Zurzeit gibt es hier keinerlei Park-Auffälligkeiten. Die Runde führt vorbei an der Festwiese. Diese ist jetzt, kurz vor 13 Uhr, bereits zu etwa drei Vierteln gefüllt. Weiß-rote Absperrbänder liegen auf der Erde, zur Orientierung, wo geparkt werden darf und wo eine Fahrgasse frei bleiben muss, damit am Ende auch jeder wieder raus kommt. Handyklingeln. Die Polizei meldet sich zum Dienst. Bis zum Abend sind zwei Beamte in Altkö vor Ort. Ein paar Minuten später folgt das persönliche Gespräch. Die Telefonnummer des Abschleppdiensts wird ausgetauscht. Für alle Fälle.

Die Ordnungshüter laufen die Bahnhofstraße hinauf und biegen rechts in die Ilgen-Straße. Vor der Sparkasse springen gerade eine Frau und zwei junge Männer aus einem Audi, der den einzigen Schwerbehindertenparkplatz einnimmt. Auf die Frage nach dem Behindertenausweis poltert die Frau los: „Mann, nirgends kann man hier parken. Das geht mir auf den Sack!“ E. Schuster bleibt freundlich, die Frau dreist: „Sag mir, wo ich mich hinstellen soll“, duzt sie den Uniformierten. Er verweist auf die Festwiese. Die Frau kontert: „Ich weiß. Wir arbeiten hier.“ Genervt fährt sie davon.

Die nächste geballte Parksünde wartet auf der Ilgen-Straße nahe „Dittrichs Gold“. Sechs Autos stehen hintereinander auf dem Radweg und blockieren ihn komplett. Was eigenartig ist: Einen Skoda mittendrin ziert bereits ein Knöllchen. Wie der Fahrer zugibt, ist es ein altes, vorsorglich drangesteckt. Er bekommt ein aktuelles. Weiter Richtung Gottesacker. An der Vorwerkstraße parkt ein BMW mit Bewohnerausweis auf dem Fußweg. „Das Problem hier ist der Nachahmungseffekt“, erklärt E. Schuster das Knöllchen. „Abends steht die ganze Seite voll und die gegenüber auch.“ Der Gehweg sei dann nicht mehr nutzbar.

Auf dem Gottesacker sieht es gut aus. Die Männer treten den Rückweg an – über die Neue Straße. Denn auch von dieser Seite des Weihnachtsmarkts müssen die Rettungsgassen frei sein. Doch vor den Pollern, am „Gasthaus Oberschänke“, parkt ein VW-Bus. Hinter der Scheibe entdecken die Ordnungshüter eine Telefonnummer. Ran geht ein Mann. Seine Frau sei mit dem Auto unterwegs, sagt er, und will sogleich ihre Handynummer diktieren. Das weisen die Uniformierten dann doch zurück.

Schnurstracks geht es ins Festbüro. Dort sitzt Cornelia Bielig, die Verantwortliche für Feste und Märkte. „Wie sieht’s aus?“, lässt sie sich auf den aktuellen Stand bringen. Die Frau vom Kulturamt appelliert an die Gäste mit Auto, Rücksicht auf die Anwohner zu nehmen und so weit zu fahren, bis sie einen zulässigen Stellplatz gefunden haben. Nach wie vor sucht sie mit der Stadt nach einer besseren Parklösung, sagt sie. Was sie überrascht: Viele Besucher kämen mit der Frage, warum es keinen gebührenpflichtigen Parkplatz gibt. Die Uhr zeigt 14 Uhr. Der weiße Transporter vor der Metzgerei Wirthgen steht immer noch. Da, wo er vor anderthalb Stunden nur noch kurz ausladen wollte.