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Parkplätze nur für Frühaufsteher

Bei schönem Wetter hagelt es im Bielatal Knöllchen. Ausflügler mit Auto wünschen sich mehr Entgegenkommen.

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© Marko Förster

Von Katharina Klemm und Gunnar Klehm

Bielatal. Sommerzeit ist Wanderzeit ist Parkplatzstress. Besonders in der Sächsischen Schweiz sind die Stellflächen für Autos an Wochenenden mit schönem Wetter schnell überfüllt. Das mussten auch zwei Freitaler kürzlich erfahren. Sie wollten Karfreitag mit der Familie im Bielatal wandern gehen. Endlich die Sonne genießen, an der frischen Luft sein und sich bewegen. Doch als sie halb elf am Waldparkplatz an der Ottomühle ankamen, war der schon übervoll. Sie parkten daher am Waldrand. Nicht auf der Straße, betonen sie, um niemanden zu behindern. „Schließlich wollten wir uns bewegen und nicht weitere kostbare Zeit mit aussichtsloser Parkplatzsuche vergeuden“, begründet Uwe Wolf das Vorgehen.

Als Familie Wolf von ihrer Wanderung zurückkam, hatte sie ein Knöllchen vom Königsteiner Ordnungsamt an der Windschutzscheibe. Für Uwe Wolf und seine Frau ein Unding und alles andere als touristenfreundlich.

Lieber mit den Öffentlichen anreisen

Grund für den Bußgeldbescheid über 15 Euro: Die Familie parkte ihr Auto im eingeschränkten Halteverbot. Dort darf man nicht parken, sondern maximal bis zu drei Minuten halten, um beispielsweise jemanden ein- oder aussteigen zu lassen oder etwas aus- oder einzuladen. Das Verbot gilt, weil auf den schmalen Straßen noch genug Platz sein muss, damit Rettungsfahrzeuge hindurch fahren können, erklärt Königsteins Bürgermeister Tobias Kummer den Grund. Mitarbeiter des Ordnungsamts sind daher jedes Wochenende und an den Feiertagen unterwegs, um stichprobenartig zu kontrollieren, so Kummer. Beschwerden wegen der Knöllchen gebe es immer mal wieder. Auch ihm ist klar: Es gibt schlicht und einfach zu wenige Parkplätze für Ausflügler in der Region.

Auch die Freitaler Familie beschwerte sich per E-Mail beim Königsteiner Ordnungsamt. Die Stadt solle darüber nachdenken, die Mitarbeiter des Amtes als Parkeinweiser einzusetzen, schrieben sie an das Amt. Dann müssten Touristen nicht mehr krampfhaft Parkplätze suchen, sondern würden zu freien Plätzen geleitet. Auch die Straßen blieben dann frei. Erlebt haben sie diese Praxis beispielsweise in Nassau/Frauenstein im Erzgebirge. Ihre Beschwerde blieb bisher jedoch ohne Erfolg.

Nicht nur im Bielatal ist die Parkplatzsituation an den Wochenenden der Saison, an Feiertagen und in Ferienzeiten angespannt. Auch im Kirnitzschtal oder der Gegend um die Bastei findet man ab zehn Uhr keinen Parkplatz mehr. Die haben die Frühaufsteher schon alle besetzt. Auch nahe der Bastei ist es kein unbekanntes Bild, dass Autos entlang der schmalen Zufahrt geparkt werden.

Wer sich nicht mit der Sorge um einen Parkplatz herumärgern will, sollte mit den öffentlichen Verkehrsmitteln anreisen. Dazu rät auch Tino Richter, Geschäftsführer des Tourismusverbands Sächsische Schweiz. Besonders an Wochenenden, an denen viel los ist, sollte man auf Bahn und Bus umsteigen. Für Familie Wolf war das keine Alternative. Sich mit S-Bahn und Bus von Freital bis ins Bielatal zur Ottomühle aufzumachen, nur für einen Tagesausflug, sei einfach nicht realistisch, schreiben sie. Dass die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln tatsächlich teils schwierig ist, weiß auch Tino Richter. Der Tourismusverband arbeite jedoch mit dem Verkehrsverbund Oberelbe daran, das Angebot zu verbessern. Auch mit dem Mobilitätsmanager der Region sei man deswegen im Kontakt.

Mehr Parkflächen im Bielatal

In der Gemeinde Rosenthal-Bielatal ist man sich der angespannten Parkplatzsituation bewusst. „Da müssen wir was tun und haben auch schon Ideen. Ob uns die Umsetzung gelingt, ist allerdings eine andere Sache und liegt nicht nur in unserer Hand“, sagt Bürgermeister Gebhard Moritz (CDU). Aus seiner Sicht werde sich die Situation auch noch verschärfen, wenn erst die Ortsumgehung Pirna fertig ist und man noch schneller von Dresden aus ins Bielatal gelangt. Dann rechnet der Bürgermeister mit noch mehr Ausflüglern.

Grobes Ziel des Rathauses ist es deshalb, bis 2021 weitere Parkflächen zu schaffen. Andererseits ärgert es die Gemeinde aber auch, dass es selbst dann nahe der Ottomühle Falschparker gibt, wenn am Hochofen noch Parkplätze frei sind. Ein Tagesticket kostet überall drei Euro. Am Geld kann es eigentlich nicht liegen, dass manche trotzdem in Verbotszonen parken.