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Papa macht die Haare schön

Mädchen Zöpfe zu flechten ist eine Wissenschaft für sich. Die können Väter jetzt mit professioneller Hilfe erlernen.

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© Gernot Menzel

Von Anja Wallner

Die kleine Marie schaut ein wenig skeptisch in einen Spiegel im Hoyerswerdaer Friseursalon „HaarSchneider“. Ihr Papa Tobias Herrmann versucht gerade, ihr kunstvoll die Haare am Oberkopf zu befestigen, Strähnen herauszuziehen und wie bei einer großen Schleife festzustecken. Am Ende ziert ein respektabler „Minnie-Maus-Zopf“ den Kopf der Sechsjährigen. „Besser hätte ich es auch nicht hingekriegt“, lobt Salon-Inhaber Heiko Schneider. Auf dem Platz nebenan flicht ein junger Mann seiner Tochter mit geschickten Händen straffe Zöpfe.

In Heiko Schneiders Geschäft sind am Mittwoch die Väter gefragt. Zum ersten Mal veranstaltet „HaarSchneider“ einen Tochter-und-Väter-Tag, ein „Zopf- und Pferdeschwanz-Bootcamp für coole Daddys“, so heißt es in der Einladung. Sprich: Papas können unter Anleitung der Profi-Stylisten üben, ihren kleinen Mädchen Zöpfe zu flechten, Haarschleifen zu binden, Strähnen hochzustecken. Ein Bootcamp, das wird meist verbunden mit Drill, Schweiß, irrer Anstrengung. Und ja – für so manchen Vater mag das Frisieren des Töchterleins Bootcamp-Charakter haben.

„Für Männer ist es schwierig. Einige können Zöpfe machen, andere wissen nicht so richtig, wie man Haare anfasst“, so die Erfahrung des Salon-Chefs. Männliche Kunden hatten den Papa-Tochter-Nachmittag angeregt. Die „HaarSchneider“-Mitarbeiter machen daraus familiäre, unterhaltsame Stunden. Denn natürlich geht es nicht darum, die perfekte Frisur zu kreieren oder Profi-Qualitäten im Pferdeschwanzbinden zu entwickeln. Sondern darum, Zeit miteinander zu verbringen, die man sich im Alltag oft nicht nimmt.

Die Idee kommt jedenfalls an: 17 Vater-Tochter-Gespanne haben sich angemeldet, eine Resonanz, mit der Heiko Schneider nicht gerechnet hatte. Fünf Stylisten kümmern sich um die Gäste, zwei Junior-Stylisten hat Heiko Schneider extra noch zur Unterstützung in den Salon beordert. Die Väter sind vornehmlich jung und ganz unterschiedliche Typen: vom „Geschäfts-Papa“ im adretten Hemd über den Jeans-und-Fan-Shirt-Vater bis hin zum bezopften, mit schweren Ketten geschmückten, tätowierten Typ, den man eher auf einem Metal-Konzert verorten würde. Zur Begrüßung bekommt jeder Teilnehmer eine Tüte mit „Equipment“ geschenkt – verschiedene Gummis und Klemmen, die sich in der Regel nicht im väterlichen Werkzeugkasten finden. Für die Kinder liegen Malsachen bereit, außerdem stürzen sich Klein und Groß gleichermaßen auf die Schalen mit Keksen, Gummibärchen und Schokolade.

Tobias Herrmann hat das Prinzip des „Minnie-Maus-Zopfes“ erkannt. „Die Umsetzung muss noch geübt werden“, meint er schmunzelnd. Also gleich noch mal. Seine Frau hat den Nachmittag für ihn gebucht. Mehr Familienzeit ist angesagt, die kommt beim Hausbau-Stress gerade etwas kurz. „Eigentlich müsste ich jetzt auf der Baustelle sein.“ Nein, jetzt ist Marie dran.

Gemeinsam Zeit zu verbringen, das ist auch für Dr. Volker Wieland ausschlaggebend. „Ein Event fürs Kind“, sagt der Hoyerswerdaer, der mit seiner fünfjährigen Tochter Caroline gekommen ist. Stylistin Angela zeigt ihm, wie er das blonde, lange Haar des Mädchens mithilfe einer Haarschlinge am Hinterkopf hübsch zusammenhalten kann. Für das stundenlange „Fingerverrenken“ werden die Männer am Ende gesondert belohnt: Alle erhalten ein Zertifikat für die erfolgreiche Teilnahme am Bootcamp. Ab morgen darf der Papa dann immer ran an den Kamm. Und keine Angst, Männer, wenn der kindliche Schopf dann doch nicht ganz akkurat aussieht: Messy hairstyle, also gewollt „unordentliche“ Frisuren, sind gerade total angesagt.