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NPD-Funktionär Heise gibt sich seriös und weltoffen

Auf einer Pressekonferenz am Samstagnachmittag spricht der Organisator des Festivals zu etwa 60 Journalisten. Er wolle „Europa voranbringen“ und freue sich über die „große Vielfalt“ beim Festival. Antisemitismus kenne er nur aus Medienberichten.

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© epd

Ostritz. Thorsten Heise stellte sich bewusst naiv: Er hätte gar nicht gedacht, dass eine ganz normale Veranstaltung bei herrlichstem Wetter auf ein solches Medien-Interesse treffen würde. Heise wirkt ruhig und aufgeräumt. Sein weiß-blau-kariertes, kurzärmeliges Hemd ist gut gebügelt und sieht mehr nach „Business“, also Dienst aus, als nach Freizeit. Selbstbewusst schaut der thüringische Landesvorsitzende der NPD in Dutzende Kameras und sprichte in Dutzende Mikrophone.

Etwa 60 Journalisten waren der Einladung zu einer Pressekonferenz im Eingangsbereich zum Gelände des Hotels „Neißeblick“ gefolgt, wo „national Gesinnte verschiedenster Strömungen“ (Heise) ihr „Schild und Schwert“-Festival feiern. Heise hat das Festival organisiert, zu seiner Seite sitzen weitere hochrangige Funktionäre von NPD und der Partei „Die Rechte“ . Und Hans-Peter Fischer sitzt neben ihm, der Besitzer des Hotels. „Meine Umsätze sind so glänzend wie das Wetter“, sagt er nach der Pressekonferenz zur SZ , er sei „sehr zufrieden“ und spricht von „mehr als 2000 Leuten“ auf seinem Areal.

Thorsten Heise gab sich betont bürgerlich, sprach nur von „Nationaler Gesinnung“, will sich nicht mit dem Begriff „Neonazi“ belegen „und über einen Kamm scheren lassen“. Sein Festival sei geprägt von großer Vielfalt; verschiedenste Strömungen des „nationalen“ Spektrums seien vertreten; Leute aus verschiedenen Berufen, mit verschiedenen Vorlieben, Sport, Kultur. Und mit Fremdenfeindlichkeit, betont Heise, habe das ganze auch nichts zu tun. „Wir haben hier Menschen aus 15 Nationen zu Gast.“ Er wolle „Europa voranbringen“, aber ein „Europa der Vaterländer“ – das ist sein Gegenbegriff zur Europäischen Union. „Ich möchte, dass jeder Christ, jeder Jude, jeder Moslem und jeder Atheist sicher leben kann, und dass alle miteinander reden.“

Judenfeindliche Parolen an Wände („Juden raus!“) habe er persönlich noch nie gesehen, nur in Medienberichten. Antisemitismus sei aber kein Thema seiner Bewegung und der NPD, sondern eher eines, das über muslimische Zuwanderer ins Land gebracht werde. (SZ/fs)