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Neunjährige in Plauen erstochen

Tragisches Familiendrama in Sachsen: Eine vermutlich psychisch kranke Mutter soll ihre Tochter erstochen haben. Dem Jugendamt war die Familie bekannt.

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© dpa

Plauen/Zwickau. Im Wahn soll eine Mutter aus Plauen im Vogtland ihre neun Jahre alte Tochter erstochen haben. Die 49-Jährige sei in einer Psychiatrie und werde an diesem Mittwoch dem Haftrichter vorgeführt, sagte ein Polizeisprecher am Dienstag in Zwickau. Es werde wegen Totschlags ermittelt. Polizisten hatten das Kind mit mehreren Stichverletzungen in der Wohnung gefunden. Ein Notarzt versuchte vergeblich, es wiederzubeleben. Dem Jugendamt sind die Familie und die psychischen Probleme der Frau bekannt.

Die Tochter hatte laut Landratsamt des Vogtlandkreises bis Ende Februar mehrere Monate lang überwiegend in einem Kinderheim gelebt. Sie konnte danach wieder komplett zu ihrer Mutter zurückkehren, weil dem Amt zufolge keine Gefahr für das Kindeswohl erkennbar war.

Am Dienstagmorgen hatte eine Anwohnerin die Polizei alarmiert, weil die 49 Jahre alte Mutter Gegenstände aus dem Fenster geworfen hatte. Sie habe so etwas schon öfter getan, hieß es. «Als die Einsatzkräfte eintrafen, war die Wohnung von innen verschlossen», sagte der Sprecher der Staatsanwaltschaft Zwickau, Bernd Sämann. In der Wohnung seien nur das Kind und die Mutter gewesen, die sich in einem «psychiatrischen Ausnahmezustand» befunden habe. «Wir haben derzeit keine Hinweise auf ein Einwirken Dritter», betonte Sämann.

Nach Polizeiangaben war die Frau zunächst nicht vernehmungsfähig. Deshalb war der Tathergang noch unklar, die Leiche des Kindes sollte obduziert werden. Gegen die Mutter wurde laut Sämann bereits im vergangenen Jahr einmal wegen Körperverletzung ermittelt. «Es gab Hinweise, dass sie ihre Tochter derbe am Arm angefasst haben soll.» Die Ermittlungen seien aber mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt, die zuständigen Behörden informiert worden.

Nach Auskunft des Jugendamtes war die Frau unter anderem im September 2012 in verwirrtem Zustand aufgegriffen und später in die Psychiatrie eingewiesen worden. Weil der Vater beruflich viel unterwegs sei, sei das Mädchen vom Jugendamt zwischenzeitlich in Obhut genommen worden. Es war den Angaben zufolge von September 2012 bis Ende Februar 2013 in einem Kinderheim untergebracht, durfte jedoch an den Wochenenden und in den Ferien nach Hause.

Am 21. Februar hatte die Mutter dann mitgeteilt, dass sie ihr Sorgerecht wahrnehmen und die Tochter nicht mehr ins Heim zurückbringen wolle. Der Kindesvater habe zugestimmt, erklärte das Landratsamt. Das Jugendamt hatte demnach den Fall positiv eingeschätzt, keine Gefährdungssituation gesehen und die Hilfe zur Erziehung am 23. Februar beendet. (dpa)