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Neugierige Blicke in die Sauna

In Meißen bewegen sich die Sauna-Gäste im Freibereich des Wellenspiels nackt. Einen Neubau hinter dem Zaun beobachten sie mit Sorge.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Meißen. Der Gang in die Sauna gehört für den Meißner Karlheinz Peter seit Jahren zum Leben dazu. Zweimal pro Woche besucht der 64-Jährige deshalb die Saunalandschaft des Sport- und Freizeitbades Wellenspiel an der Berghausstraße. Das tut der Gesundheit gut und macht Spaß, findet Peter.

Was sich aber seit etwa drei Monaten auf einem Grundstück neben dem durch eine Begrenzungsmauer abgetrennten Freibereich tut, das sei – nett gesagt – kurios, so der Saunagänger. „Andere würden sagen, es ist eine absolute Frechheit und fragen sich, wer so etwas genehmigt“, berichtet der Ruheständler von anderen verwunderten Besuchern. Der Grund für die Erregung ist ein im Rohbau bereits fertiges Wohnhaus auf einem Grundstück neben dem Wellenspiel. Es ist zweigeschossig und es braucht nicht viel Fantasie, um zu ahnen: Wenn das Haus fertig ist, werden die Bewohner vom zweiten Obergeschoss einen direkten Blick auf den Saunagarten haben. „Hier bewegen sich natürlich auch Leute nackt, wie es für eine Sauna normal ist. Denen kann man doch nicht ernsthaft zumuten, so auf dem Silbertablett serviert zu werden“, schimpft Karlheinz Peter.

Das Problem ist Karl-Heinz Gräfe, Geschäftsführer des Wellenspiel-Betreibers Städtische Dienste Meißen (SDM), bekannt. Mehrere Gäste hätten Mitarbeiter des Bades schon auf die Problematik angesprochen. Wie man nun auf den unwillkommenen Neubau reagieren will, wisse er zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht, verweist auf die Stadt beziehungsweise die Stadtentwicklungsgesellschaft SEEG als Besitzer des Gebäudes Wellenspiel. Ob ein höherer Zaun eine Lösung sein könnte, ist derzeit noch nicht klar. Dieser müsste mehr als doppelt so hoch wie bisher sein, um die Saunagäste vor Blicken aus dem zweiten Stock zu schützen. „Ich werde mich diese Woche mal mit dem Architekten Knut Hauswald treffen. Vielleicht lässt sich eine gestalterisch vernünftige Lösung finden“, bemerkt Gräfe.

Bleibt die Frage, weshalb der Bau des Hauses an diesem Standort so genehmigt wurde? Nach SZ-Informationen gehört das zugehörige Grundstück einem privaten Bauherren.

Licht ins Dunkel bringt Katharina Reso, Sprecherin der Stadt. Nach Rücksprache mit der Verwaltung erklärt sich das Dilemma mit der langen Zeitspanne, die zwischen der Baugenehmigung für das Wohnhaus und dessen Baubeginn liegt. „Das Eigenheim wurde bereits im November 2012 beantragt und im Februar 2013 genehmigt, samt Baulastübernahme durch die SEEG“, so Reso. Erst im Spätsommer dieses Jahres begann allerdings der Bau. Der Antrag zur Erweiterung des Saunabereichs des Wellenspiels ist laut Reso jedoch erst im November 2013 – und damit ein Jahr nach der des Eigenheims – gestellt worden. „Die Genehmigung erfolgte im Dezember 2013, die Fertigstellung im Oktober 2014.“

Zum Zeitpunkt der Planung der Saunaerweiterung war also bereits bekannt, dass auf dem Nachbargrundstück ein Eigenheim entstehen würde. „Baurechtlich können wir dem Bauherrn des Eigenheimes nicht auferlegen, die Gebäude ohne Fenster zu errichten, da die erforderlichen Abstände zur Grundstücksgrenze gewahrt bleiben. Möglich ist also nur, dass der Saunabereich mit Sichtschutzeinrichtungen gegen Einblicke nachgerüstet wird“, erklärt die Stadtsprecherin.

SEEG-Geschäftsführerin Birgit Richter räumt ein, dass zum Zeitpunkt des Bauantrages für das Haus die Sauna-Erweiterung schlicht übersehen worden ist. Dass ein schnellerer Baubeginn wünschenswert gewesen und der Häuser-Bauer als Nachbar anders reagieren hätte können, sei richtig, aber nicht mehr zu ändern. Die SEEG wolle nun mit an einer Lösung arbeiten, um den berechtigten Wünschen der Saunagänger wie Karlheinz Peter gerecht zu werden.