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Neues Leben für die Heilstätte Sonnenstein

Dresdner Investoren wollen die letzten beiden Ruinen im Schlosspark in Pirna zu Wohnungen ausbauen. Ganz günstig werden sie aber nicht zu haben sein.

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© Visualisierung: archlab

Von Thomas Möckel

Was aus alten Häusern wird, die erst leer- und dann offenstehen, zeigt sich am Beispiel der früheren Heilstätte Pirna-Sonnenstein. Die Gebäude Schlosspark Nummer 13 und 14 gammeln seit Jahren vor sich hin, die historische Bausubstanz bröckelt. Ungebetene Gäste hinterließen in manchen Räumen ein Trümmerfeld, sie legten sogar mehrfach Feuer. Aus dem Glanz früherer Zeiten ist längst ein Bild des Jammers geworden. Ein Ende des Verfalls ist aber in Sicht.

Die „repima Schlosspark GmbH“ aus Dresden will den verlotterten Heilstätten-Buden wieder neues Leben einhauchen. Die letzten beiden großen Ruinen im ehemaligen Männergartenbereich, so der Plan, könnten bald wieder in neuem Glanz erstrahlen. Aus den Krankengebäuden, später als Lazarett und zu DDR-Zeiten erst vom VEB Entwicklungsbau und dann vom VEB Strömungsmaschinen genutzt, sollen Wohnhäuser werden. Die Wahl der Investoren fiel auf Pirna, weil in Dresden kaum noch gute denkmalgeschützte Häuser zu haben sind. „Dabei ist es für uns gerade reizvoll, einzigartige historische Gebäude wieder zum Leben zu erwecken“, sagt Sören Bankert, kaufmännischer Geschäftsführer der repima GmbH.

Und die Häuser sind in der Tat vollgepackt mit Geschichte. Boris Böhm, Leiter der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein, hat viel über sie geforscht und veröffentlicht. Das Haus Schlosspark 13, auch Männerkrankengebäude C 20, wurde 1912 als „Haus für 52 unruhige Männer“ errichtet. Von 1942 bis 1945 diente es als Wehrmachtslazarett. Zu Strömungsmaschinen-Zeiten logierte die Hauptabteilung Technologie in dem Haus. Sein Nachbar, Haus Nummer 14 oder Männerkrankengebäude C 21, wurde als „Haus für 48 überwachungsbedürftige Männer mit Infektionskrankheiten“ als letztes Gebäude der Landesanstalt 1914 fertiggestellt. Im Krieg ebenfalls Lazarett, nutzte es der DDR-Großbetrieb für technische Prüfungen. Seit Anfang der 1990er-Jahre stehen die Häuser leer. Nun zieht bald die Moderne ein.

Die Investoren beginnen zunächst damit, Haus 14 herzurichten. Der Baustart ist für das erste Halbjahr 2016 avisiert, laut Bankert sollten die ersten Wohnungen bis Jahresende fertig sein. Für das Gebäude ist ein sogenannter Haus-im-Haus-Stil vorgesehen, das komplette Objekt wird in mehrere Reihenhäuser unterteilt. Jedes dieser Reihenhäuser erstreckt sich über mehrere Etagen, ist unterkellert und hat jeweils einen Gartenanteil. Die Wohnungsgrößen bewegen sich zwischen 125 und 155 Quadratmetern. Sämtliche sanierte Wohneinheiten sollen als Eigentumswohnungen verkauft werden. Ganz billig ist das allerdings nicht. Rund zehn Millionen Euro investiert die repima GmbH laut Bankert insgesamt in das Vorhaben, das noch viel mehr als die Sanierung von Haus 14 umfasst. Insgesamt werden einmal rund 4 000 Quadratmeter Wohnfläche auf dem etwa 14 000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen. Verkauft werden die Reihenhäuser im Gebäude 14 für 2 600 bis 2 700 Euro je Quadratmeter.

Ist das erste Haus fertig, folgt Gebäude Nummer 13, auch darin entstehen einmal Wohnungen. Und Weiteres ist in Planung: Auf dem Grundstück steht noch eine alte Halle, einst Lehrwerkstatt des VEB-Strömungsmaschinen, inzwischen längst fensterlos und kaputt. Die Halle soll abgerissen werden, unter dem Areal entsteht eine Tiefgarage für alle Wohnungen, die repima auf ihrem Grundstück sanieren lässt. Ist die Garage fertig, wollen die Investoren laut Bankert anstelle der früheren Halle zwei neue Häuser mit jeweils sechs Wohnungen errichten. Der Denkmalschutz lasse ein solches Vorhaben zu.

Beim Garten wollen sich die Bauherren ebenfalls am Denkmalschutz orientieren, die Parkanlage soll nach Plänen von 1900 hergerichtet werden, der große Baumbestand bleibt unangetastet. Der Park wird weder Zäune noch Tore haben, weil ihn öffentliche Wege kreuzen – er bleibt zugänglich für jedermann. Angesichts der Pläne gerät Bankert schon jetzt ins Schwärmen: „Der Pirnaer Schlosspark“, sagt er, „ist angesichts seiner Schönheit derzeit mit nichts anderem aufzuwiegen.“