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Neonazi als Kinderschänder verdächtigt

Vor einem Jahr wurden in Niederwiesa zwei Mädchen missbraucht–jetzt steht ein 20-Jähriger im Verdacht, den der Staatsschutz kennt.

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Von Thomas Schade

Ein 20-jähriger Mann aus dem Raum Mittweida sitzt derzeit in Untersuchungshaft, weil er dringend verdächtigt wird, am 5. Dezember 2007 zwei Mädchen in Niederwiesa bei Chemnitz schwer sexuell missbraucht zu haben.

Wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Freitag mitteilten, ist der Verdächtige auch wegen anderer Straftaten bekannt, darunter Diebstähle und Staatsschutzdelikte wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Kennzeichen.

Die beiden heute elf und zwölf Jahre alten Mädchen waren am Morgen des 5. Dezember auf dem Schulweg in der Nähe der Gartenanlage „Hopfenberg“ von einem Unbekannten bedroht und in eine Laube gezwungen worden. Dort verging sich der Mann an der Elfjährigen. Die ein Jahr jüngere Schulfreundin musste zusehen.

Fast ein Jahr lang hat die Freiberger Polizei nach dem Täter gesucht. Nach zahlreichen Zeugenbefragungen konnte mit einem Phantombild nach dem Mann gefahndet werden. Die Beamten gingen Hinweisen zu sechs namentlich genannten Männern nach, die aufgrund der Personenbeschreibung und der Beschreibung ihrer Bekleidung ins Visier geraten waren. Aber alle schieden als Täter aus.

Am Tatort fanden Kriminaltechniker mehr als 30 Spuren. Die Auswertung einer DNA-Spur in der Kriminaltechnik des sächsischen Landeskriminalamtes führte schließlich auf eine heiße Spur. In der bundesweiten DNA-Datei erzielten die Spezialisten einen Treffer. In der Datei befand sich eine Spur, die bei einem Wohnungseinbruch im Mai 2008 in Frankenberg bei Chemnitz gesichert worden war.

Diese DNA stimmte mit der DNA der Täterspur aus der Gartenlaube in Niederwiesa überein. Bei dem Einbruch in Frankenberg war ein heute 20-Jähriger aus dem Raum Mittweida als Tatverdächtiger ermittelt worden.

Speichelprobe erfolgreich

Der Polizei zufolge bestätigte nun eine erneute Speichelprobe des jungen Mannes das Fahndungsergebnis in der DNA-Datenbank. Der Verdächtige wurde danach festgenommen. Er machte gegenüber der Polizei und dem Ermittlungsrichter keine Angaben. Ein Polizeisprecher in Chemnitz bestätigte, dass der Verdächtige durch Staatsschutzdelikte aus dem rechten Spektrum bekannt sei.

Bestätigt sich der Verdacht, so würde der Fall ein bezeichnendes Licht auf die rechtsextreme Szene nicht nur in Sachsen werfen. Sowohl am politischen rechten Rand als auch in der Neonaziszene taucht besonders nach Sexualstraftaten an Kindern immer wieder die Forderung nach einer härteren Bestrafung der Täter auf. So demonstrierten nach dem Tod der achtjährigen Michelle in Leipzig Neonazis des sogenannten freien Netzes mit der Losung „Todesstrafe für Kinderschänder“.

Auch Jahre zuvor im Dresdner Fall Stephanie hatte die rechtsextreme NPD-Nachwuchsorganisation „die härteste und höchste Strafe für Kinderschänder“ gefordert.