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Nationalpark macht mit Holz viel Geld

Baumfällungen bringen seit Jahren gute Gewinne ein. Doch der Einsatz schwerer Maschinen steht in der Kritik.

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© Archivfoto: Mike Jäger

Von Gunnar Klehm

Sächsische Schweiz. Die Zahlen sprechen für sich: Der Einschlag und der Verkauf von Holz sind für den Nationalpark Sächsische Schweiz von einem Verlustgeschäft zu einer sprudelnden Geldquelle geworden. Riss die Holzwirtschaft vor zehn Jahren noch ein Loch in die Kassen, werden inzwischen konstant Gewinne erwirtschaftet. Das liegt hauptsächlich an zwei Dingen: Zum einen stieg der Holzpreis, zum anderen wird wesentlich effektiver gearbeitet. Seit 2012 kommen nur noch Vollerntemaschinen zum Einsatz, sogenannte Harvester.

Die Holzmenge, die im Nationalpark geschlagen wurde, ist in den vergangenen zehn Jahren relativ konstant gewesen. Das geht aus der Antwort des Sächsischen Umweltministers Thomas Schmidt (CDU) auf eine Anfrage des Grünen-Landtagsabgeordneten Wolfram Günther hervor. Dieser kritisiert nun den verstärkten Maschineneinsatz. „Im Nationalpark müssen Naturschutzinteressen dauerhaft stärker wiegen als ökonomische Interessen“, sagt der Abgeordnete.

Warum überhaupt im Nationalpark Bäume gefällt werden, wird mit dem Waldumbau sowie der Verkehrssicherung von Straßen und markierten Wegen begründet. Umgebaut werden muss der Wald deshalb, weil aus früherer Forstwirtschaft noch größere Fichtenbestände existieren, die nicht dem naturnahen Wald entsprechen. Außerdem erklärt Minister Schmidt, dass selbst in der Kernzone noch Baumfällarbeiten notwendig sein können, wenn sie im Nationalpark-Programm benannt sind: „ln diesem Rahmen erfolgten Holzentnahmen bei Sanitärhieben, Verkehrssicherungsmaßnahmen und bei der Zurückdrängung gebietsfremder, besonders expansiver Baumarten.“

Mehr als eine Million Gewinn

Kompliziert wird die Frage der Baumfällungen dadurch, dass die Behörden intern die Naturzone A – den Ruhebereich –, von der Naturzone B sowie einer Pflegezone unterscheiden. Bei den Verhaltensregeln für Besucher wird dagegen in normalen Nationalpark und Kernzone unterschieden. Letztere liegt in der Naturzone A, ist mit ihr aber nicht identisch.

Im Jahr 2012 wurden laut Statistik 1 141 Kubikmeter Holz aus der Naturzone A entnommen, zu der auch die Kernzone gehört. „Ich bezweifle, dass eine solche Menge Holz tatsächlich nur für diese eng gesteckten Zwecke gefällt wurde“, sagt Wolfram Günther. Er fordert nun weitere Daten an. Damals hieß es aus der Nationalparkverwaltung, dass nach einem Sturm etwa 6 000 Kubikmeter Bruchholz auf rund 200 Hektar in den Nationalparkrevieren Zeughaus und Hinterhermsdorf angefallen waren. Viel davon wurde abtransportiert, weil einer Borkenkäferplage vorgebeugt werden sollte.

Danach sanken die Erntemengen in der Naturzone A rapide. 2015 wurde dort laut Statistik sogar kein einziger Stamm mehr herausgeholt und verkauft. Umso mehr wurde aber in der Pflegezone gefällt.

Seit 2012 macht der Nationalpark ordentlich Gewinne mit dem Holzeinschlag und dem Verkauf. Im Jahr 2014 lag er bei über einer Million Euro. An dem Sprung ist gut erkennbar, wie effektiv der Einsatz der Harvester unter dem Kostenaspekt ist.

Maschinen machen es Hochwasser leicht

Der Einsatz findet aber nicht überall positiven Anklang. Regelmäßig kritisieren Wanderer die zerfahrenen Wege. Die werden zwar aufwendig repariert. Das zu bezahlen, scheint dank der gestiegenen Gewinne kein Problem zu sein. Dass die Reparaturen nachhaltig sind, dafür führt die Nationalparkverwaltung immer wieder das bekannte Beispiel Weißbachtal bei Hinterhermsdorf an.

Die Grünen kritisieren den Einsatz schwerer Maschinen trotzdem, weil dadurch der Waldboden insbesondere in den Rückeschneisen verdichtet wird. Verdichtete Böden können schlecht Wasser aufnehmen, Regen- und Schmelzwasser müssen sich andere Wege suchen, heißt es. Das sei besonders in Hochwasserentstehungsgebieten problematisch. Im Jahr 2010 richtete die Kirnitzsch nach Starkregenfällen erhebliche Schäden an. „Zumindest für die Naturzone A des Nationalparks erwarte ich, dass auf Harvester-Einsatz künftig verzichtet wird“, so Günther.

Zur Statistik gehört auch, dass der Nationalpark insgesamt seit zehn Jahren stabil einen Verlust von gut drei Millionen Euro pro Jahr bilanziert, obwohl die Einnahmen aus dem Holzverkauf stark gestiegen sind. Zwar wurden 2015 immerhin 267 000 Euro für Wege- und Brückenbau im Nationalpark ausgegeben. Das ist aber nur unwesentlich mehr als in den Jahren zuvor. In den 1990er-Jahren schlugen für Wegebau schon mal 400 000 Euro und mehr pro Jahr zu Buche.