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Staatsanwalt ermittelt in Leisnig

Noch immer herrscht in Leisnig Fassungslosigkeit über das Verbrechen, das sich am Freitagabend auf dem Marktplatz ereignet hat.

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© Archiv/André Braun

Von Tina Soltysiak

Leisnig. Noch immer herrscht in Leisnig Fassungslosigkeit über das Verbrechen, das sich am Freitagabend auf dem Marktplatz ereignet hat. Ein 25-Jähriger soll einen 53-Jährigen bei einer Messerattacke so schwer verletzt haben, dass das Opfer infolge des Angriffs verstarb. Zuvor soll es eine verbale Auseinandersetzung zwischen den beiden Männern gegeben haben, bevor der Jüngere ein Messer zur Hand nahm und auf den Mann einstach.

Der Hergang des Unglücks erinnert stark an die Schilderungen von Döbelns Revierleiter Andree Wagner, wie Drogensüchtige auf Kritik reagieren. Sie fühlen sich schnell persönlich beleidigt, haben ein hohes Gewaltpotenzial und eine niedrige Hemmschwelle. Ob in diesem Fall Drogen im Spiel waren, dazu äußerte sich die Pressestelle der Polizeidirektion Chemnitz auf DA-Nachfrage nicht. Denn der Fall ist an die Chemnitzer Staatsanwaltschaft übergeben worden.

Oberstaatsanwältin Ingrid Burghart habe noch keine Erkenntnisse zu diesem speziellen Detail. „Wir ermitteln wegen Totschlags“, sagte sie. Die Rekonstruktion des Vorfalls würde andauern. Ebenso wenig wird bekannt gegeben, ob der mutmaßliche Täter ein Geständnis abgelegt hat. Es soll zahlreiche Zeugen für die Auseinandersetzung mit dem tödlichen Ausgang gegeben haben. Ob deren Befragung erfolgt ist, und welche Hinweise sich daraus ergeben, ist Gegenstand der laufenden Ermittlungen. Dazu werden generell keine Auskünfte erteilt. Wie der DA aus zuverlässiger Quelle erfahren hat, lägen die Ergebnisse entsprechender Tests, unter anderem der auf Drogen und Betäubungsmittel, noch nicht vor.

Aggressives Verhalten des Täters

Martin Creutz, Leiter der Diakonie-Suchtberatungs- und -behandlungsstelle (SBB) Döbeln, möchte sich nicht festlegen, ob Drogen im Spiel waren. „Es ist durchaus möglich, aber nicht zwingend“, sagte er auf Anfrage. Wenn jemand so aggressiv auf einen Hund eintritt und dann die Kontrolle über sich verliert, könne das vielfältige Ursachen haben. Den mutmaßlichen Hergang des Unglücks kennt er nur durch den gestern im DA erschienenen Bericht.

Menschen, die solch ein extremes Verhalten an den Tag gelegt haben, treten erst wesentlich später nach Verurteilung und Verbüßen der Strafe in der SBB in Erscheinung. „Wenn Substanzen ursächlich für eine Straftat sind, werden dann meist durch die zuständigen Gerichte auch Strafen in Form eine Zwangstherapie nach Paragraf 63 Strafgesetzbuch Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus beziehungsweise Paragraf 64 Unterbringung in einer Entziehungsanstalt verhängt“, erklärte Martin Creutz.

Menschen mit Drogenproblemen gibt es auch im Raum Leisnig, von denen suchen auch einige in der SBB Hilfe. Wie viele es sind, könne er nicht sagen. „Es ist aber nicht die Masse. Es gilt der Grundsatz, dass mit der Anzahl der Einwohner auch deren Anzahl steigt“, so Martin Creutz.

Wie geschildert, soll der mutmaßliche Angreifer auf einen Hund eingetreten haben. Er sei nicht der eigentliche Besitzer des Tieres gewesen, dennoch habe es bei ihm gelebt, sagte Rosi Pfumfel, Leiterin des Leisniger Tierheims. „Er soll den Hund, einen Labradormischling, schon häufiger geschlagen haben“, sagte sie.

Tierfreunde erschüttert

Ihr ist ein Bild des mutmaßlichen Täters geschickt worden. „Solche gruseligen Augen kann man nur haben, wenn man voller Wut ist“, sagte sie. Das Foto, das dem DA vorliegt, zeigt einen jungen Mann mit einem durchdringenden, fast irren Blick. Der Tierschutzverein bemüht sich, den Hund in seine Obhut zu nehmen. „Das Tier selbst ist lieb“, sagte sie. Weil sich das spätere Opfer so sehr für das Wohlergehen des Hundes eingesetzt habe, wolle sich der Verein während der Beerdigung dafür erkenntlich zeigen.

Die Messerattacke mit tödlichem Ausgang hatte sich am Freitagabend auf dem Leisniger Marktplatz ereignet. Dort sollte, wie berichtet, am darauffolgenden Abend das Weinfest gefeiert werden. Es wurde abgesagt. „Die Beteiligten haben größtenteils mit Verständnis reagiert. Bisher sind keine Forderungen seitens der Händler oder der Bands bei uns eingegangen“, sagte Sven Wolf, Vorsitzender des Leisniger Gewerbevereins.

Spendenboxen zum Weinfest

Er habe noch in der Nacht durch einen Anruf des Leisniger Ordnungsamtschefs Uwe Dietrich von dem Unglück erfahren. Daraufhin hatte Wolf die Beteiligten am Sonnabendvormittag über die Absage informiert. „Es hat letzte Nacht einen Mord auf dem Festgelände gegeben. Aus diesem Grund kann ich einer ausgelassenen Feier nicht entgegensehen“, schrieb er. Nach derzeitigem Stand solle das Weinfest am 1. Oktober ausgerichtet werden. Vermutlich müsse eine der Buden, die derzeit auf den Parkplätzen steht, vorübergehend abgebaut werden. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch nicht gefallen. Fest steht jedoch: „Wir werden Spendenboxen aufstellen. Das Geld wollen wir der Hinterbliebenen übergeben. Das haben wir nach Rücksprache mit den Vereinsmitgliedern so entschieden“, sagte der Vorsitzende.