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Nach dem Einbruch kommt die Angst

Kriminelle räumen die Wohnung einer 20-Jährigen in Zeithain aus. Die Mieterin traut sich nun nicht mehr nach Hause.

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© Sebatsian Schultz

Von Antje Steglich

Zeithain. Als Nadine Müller* die Treppe hochläuft, sieht sie gleich, dass etwas nicht stimmt. Ihre Wohnungstür steht einige Zentimeter offen, obwohl sie doch fest verschlossen sein müsste. Die junge Frau läuft schneller, rennt in ihren Flur, dann in ihre Wohnstube. Hier herrscht das reinste Chaos. Dokumente liegen auf dem Boden, Kartons wurden wahllos aus den Schränken gezogen. Das ganze Zimmer ist verwüstet. „Doch das Schlimmste ist: Ich weiß, dass fremde Leute an meinen Sachen waren“, sagt Nadine Müller.

Die Besitzerin hat nun Angst, in ihre Wohnung zurückzukehren.
Die Besitzerin hat nun Angst, in ihre Wohnung zurückzukehren. © Sebastian Schultz

Unbekannte sind vor wenigen Tagen in ihre Wohnung eingebrochen. Brutal haben sie das Schloss an der Tür aufgebrochen, Zimmer für Zimmer durchsucht und beinahe alle wertvollen Gegenstände mitgehen lassen. Die beiden Fernseher und der Receiver sind weg. Und ganz viele Utensilien für Nageldesign. Hochwertiges Gel und zwei UV-Lampen zum Beispiel – das allein hat einen Wert von mehreren Hundert Euro, sagt Nadine Müller. Doch die Einbrecher machten auch vor den persönlichen Sachen der 20-Jährigen nicht Halt. „Geschirr, Schuhe und sogar eine Hose wurden geklaut“, beklagt die junge Frau.

Wann genau, weiß derzeit noch niemand. Nadine Müller war einige Tage nicht zu Hause. Und auch am vergangenen Sonnabend kommt sie eigentlich nur kurz zurück, um ein paar weitere Sachen für den Umzug zu holen. Doch stattdessen muss sie erst einmal die Polizei informieren. Die rückt nach einer guten halben Stunde an, sucht nach Fingerabdrücken und anderen Spuren und befragt die junge Frau, die sich in ihrer Wohnung in Zeithain plötzlich gar nicht mehr wohl fühlt. Dabei ist sie eigentlich kein ängstlicher Typ.

„Als ich hierher gezogen bin, haben mir alle erzählt, hier sei es nicht schön“, sagt Nadine Müller über das Neubaugebiet auf der Nikopoler Straße. Sie zieht vor mehr als einem Jahr trotzdem ins sogenannte „Ghetto“. Allein schon, weil es hier schnell eine preiswerte Wohnung gibt. Und sie fühlt sich wohl in dem gelben Sechsgeschosser. „Hier im Haus ist auch noch nie was passiert. Auch aus den anderen Blöcken habe ich noch nichts von Einbrüchen gehört“, sagt Nadine Müller. Sie und ihr kleines Kind fühlen sich sicher in ihren vier Wänden. Sie genießen den Blick über das Wohnviertel, schätzen die nahen Einkaufsmöglichkeiten und den Kindergarten nur ein paar Hundert Meter weiter.

Und jetzt? Nadine Müller traut sich seit dem Einbruch nicht mehr in ihre Wohnung. Ihr Kind hat sie in der Kita abgemeldet. Selbst die Post lässt sie zurzeit von Freunden aus dem Briefkasten holen. Es reicht ihr schon, sich jeden Tag mit dem Papierkram nach dem Einbruch herumschlagen zu müssen. Listen für die Polizei und die Versicherung erstellen, Kaufbelege suchen, sich nach Ersatz umschauen. Da will sie den Tatort momentan gar nicht sehen. „Es ist einfach kein schönes Gefühl. Vor allem mit Kind. Man glaubt immer, dass einem so etwas nicht passiert“, sagt die junge Frau. Und dann passiert es doch. Dann ist man froh, zu der Zeit wenigstens nicht in der Wohnung gewesen zu sein. „Wer weiß, was dann noch passiert wäre.“

Nadine Müller hofft nun auf die Polizei. Dass der oder die Unbekannten schnell geschnappt werden. Weil es sich um ein laufendes Ermittlungsverfahren handelt, werde man sich nicht zu einzelnen Ermittlungsschritten äußern, erklärt eine Polizeisprecherin. Allerdings läge den Beamten eine weitere Anzeige aus dem Hauseingang vor: So wurde bereits Ende September ein Fahrrad aus dem Keller gestohlen. Ob es einen Zusammenhang zwischen den Taten gibt, ist jedoch unklar.

Im Hauseingang wundert man sich indes über die Geschehnisse der letzten Tage. „Ich habe das gar nicht mitbekommen“, sagt eine Nachbarin. Dabei sei sie meistens zu Hause, die Einbrecher müssen direkt an ihrer Wohnungstür vorbeigelaufen sein. Allerdings kenne man heutzutage auch nicht mehr alle Nachbarn, sagt die Seniorin und beklagt: „Die Türen stehen ja immer offen, da kann ja jeder rein.“

*Name von der Redaktion geändert.