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Muslimisches Zentrum in Meißen bleibt offen

Die Kontakte zur Stadt halten sich derzeit aber in engen Grenzen. Verblüffend ist die Finanzkraft der Muslime.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Meißen. Der starke Zustrom muslimischer Glaubensbrüder bringt die Sächsische Begegnungsstätte an Grenzen. Der Geschäftsführer der muslimischen Unternehmer- gemeinschaft SBS Saad Elgazar sagte am Mittwoch gegenüber der SZ, dass die unter der Dachorganisation SBS angesiedelte Gemeinde in Meißen derzeit vor allem daran arbeite, Flüchtlingen beim Deutschlernen zu helfen. Damit seien die Mitglieder voll ausgelastet. Bisher habe die Kraft nicht ausgereicht, tiefere Kontakte in die Stadt zu suchen Es geben jedoch die Idee, einen Tag der offenen Tür zu nutzen, um die Meißner in die Begegnungsstätte auf der Neugasse einzuladen.

Gleichzeitig zeigte sich Elgazar offen für Kontaktaufnahmen durch Vereine oder andere Interessenten. Genutzt werden die Räume in dem Wohn- und Geschäftshaus seinen Angaben zufolge in der Woche zumeist durch kleinere Gruppen zu Treffen und zum Lernen. Freitags würden sich zwischen 40 und 50 Muslime zum Freitagsgebet treffen. Mit der Nachbarschaft gebe es keine Schwierigkeiten, so der aus Ägypten stammende Physiker Elgazar.

Ähnlich zurückhaltend wie die Muslime agieren Vertreter der Stadt. Mit dem Gemeindezentrum auf der Neugasse habe sich die CDU-Stadtratsfraktion noch nicht befasst, teilt deren Vorsitzender Falk Werner Orgus am Mittwoch mit. Bestätigt wird dies vom ULM-Fraktionschef Wolfgang Tücks. Es gebe keinen Austausch zwischen der Stadt und der Sächsischen Begegnungsstätte. Ihm wäre es lieb, wenn die Muslime etwa in Räumlichkeiten des Bündnisses Buntes Meißen unterkämen und sich nicht weiter absonderten. Mit Blick auf Riesa und Görlitz regt der ULM-Politiker an, die Verwaltung solle prüfen, ob die Räume in der Neugasse für ein Gemeindezentrum zugelassen seien. Erst vor wenigen Tagen hatten die Rathäuser sowohl von Görlitz als auch von Riesa muslimische Zentren mit Verweis auf bauordnungsrechtliche Probleme geschlossen.

Meißens Rathaus sieht dazu jedoch keinen Anlass. „Uns sind dort keine Beschwerden oder sonstige besorgniserregende Vorkommnisse bekannt und auch baurechtlich haben sich keine geänderten Notwendigkeiten ergeben“, so Sprecherin Katharina Reso auf SZ-Nachfrage.

Einen direkte Draht zu Mitgliedern der SBB pflegt der Verein Buntes Meißen. Diese würden – wie viele andere – die Angebote des Bündnisses regelmäßig in Anspruch nehmen, schreibt am Mittwoch Sören Skalicks von Buntes Meißen. Als Reaktion auf durch die SZ veröffentlichten Zeitungsartikel sei er mit einigen Muslimen zum Thema Muslimbruderschaft ins Gespräch gekommen. Alle hätten ihm und anderen gegenüber verneint, dass die radikale und terroristischer Handlungen beschuldigte Muslimbruderschaft irgendwelche Aktivitäten in den Räumen auf der Neugasse ausübe. Selbst der Imam werde aus den Reihen der Flüchtlinge aus Meißen selbst gewählt und nicht von außerhalb eingesetzt.

Zweifel an der Unabhängigkeit und Neutralität der Sächsischen Begegnungsstätte weckt unterdessen deren erstaunliches Wachstum. Vertreter der SBS verweisen darauf, dass sich die Tätigkeit der Unternehmergesellschaft nur aus Spenden und Beiträgen finanziere. In kürzester Zeit wurde in Sachsen sechs Gemeindezentren aufgebaut, Räume für 20 bis 40 Jahre gepachtet und in Pirna eine Immobilie für 300 000 Euro gekauft. So ist es der Internetseite der Gemeinschaft zu entnehmen. „Da kann man sich berechtigt fragen, wer diese erheblichen Kosten trägt, wer eventuell für den Kauf die Sicherheiten stellte“, schreibt die hessische Islamismus-Expertin Sigrid Herrmann-Marschall in einer der SZ vorliegenden Analyse der SBS.

SZ-Informationen zufolge soll der ebenfalls zum Führungszirkel der SBS gehörende Geschäftsmann Awad Al Mahamied zudem eine Immobilie an der Meißner Rauhentalstraße erworben haben, vermutlich die frühere Gaststätte Sächsischer Jäger. Informationen aus Sicherheitskreisen zufolge bieten Vertreter der SBS an, sechsstellige Kaufsummen für Immobilien in bar zu bezahlen. Sachsens Verfassungsschützer gehen davon aus, dass die Begegnungsstätte Kontakte zur islamistischen Muslimbruderschaft unterhält.