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Muslime wollen reden und fast keinen interessiert es

Die Ahmadiyya-Gemeinschaft Deutschland startet eine Informationskampagne und steht vor einem Problem.

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© Daniel Förster

Von Heike Sabel

Pirna. Es ist heiß, es ist Sonnabend, es ist Schulanfang und es fehlen die Luftballons. Als die vier Männer der Ahmadiyya-Gemeinschaft Deutschland am Sonnabend ihren Informationsstand in Pirnas Jacobäerstraße aufbauen, sind sie optimistisch. Bautzen, Dresden, Meißen – überall haben sie gute Gespräche geführt. „Die universellen moralischen Werte“ interessieren hier niemanden, sagt Sial Shehroz, und nimmt die Broschüre wieder vom Tisch. Er weiß, die Leute wollen meist über die Stellung der Frau im Islam und die Meinung der Muslime zum Krieg reden. Der junge Mann ist in Deutschland geboren, hat pakistanische Wurzeln, studiert in Frankfurt am Main Informatik und gehört zu den 40 000 Ahmadiyya-Mitgliedern in Deutschland.

An ihrem Informationsstand steht „Liebe für alle, Hass für keinen“. Sie gehen freundlich auf die Menschen zu, drücken ihnen ihre Faltblätter in die Hand. „Wir sind alle Deutschland“ steht darauf. Viele nehmen es mit, etliche sagen auch Nein. Eine Kaugummi kauende junge Frau mit einem kleinen Kind schimpft beim Blick auf die Losung von der Liebe: „Das ist ja der Hammer, jeder weiß doch, was die wollen.“ Ein älterer Mann wünscht im Vorbeigehen „alle Gute“. Zwei Polizisten kommen vorbei, kontrollieren die Standgenehmigung, die Ausweise, tauschen Telefonnummern aus für den Fall, dass etwas passiert. Ein junger Mann wird von Sial zum zweiten Mal angesprochen. „Nein, immer noch nicht“, sagt er, geht weiter. „Schönen Tag noch“, sagen Sial und die anderen, wie bei jedem. Ein Mann fragt nach einem Koran. Der ehemalige Polizeibeamte arbeite mit Flüchtlingen und möchte ihre kulturellen Hintergründe verstehen. Sial gibt ihm eine Adresse, bei der er das Buch bestellen kann. Die vier jungen Männer aus Frankfurt am Main wundern sich über die wenigen Leute. Sie staunen, dass die Geschäfte in Pirna schon um 13 beziehungsweise 14 Uhr schließen. Sial und seine Mitstreiter halten noch vier Stunden länger durch.

Sial Shehroz ist am Ende trotzdem zufrieden. „Wir konnten intensive Gespräche führen und haben so auch einen Einblick gewonnen, was die Leute am meisten am Islam interessiert – Kopftuch, Hass und fehlende Nächstenliebe.“ Themen, über die Sial zu reden nicht müde wird. Er fände es deshalb gut, wenn es in Pirna auch eine Gesprächsrunde gäbe. Die Informationskampagne im Landkreis soll weitergehen. Die nächsten Stationen legt die Zentrale in Frankfurt am Main fest.