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Muskau muss Moskau fragen

Das sowjetische Ehrenmal in Bad Muskau soll auf den Nordfriedhof umziehen. Denn der Platz wird gebraucht.

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© Joachim Rehle

Von Alexander Buchmann

Im dritten Anlauf soll es klappen. Nach zwei ergebnislosen Versuchen, das sowjetische Ehrenmal am Postplatz auf den Nordfriedhof zu verlegen, will es die Stadt nun noch einmal probieren. Doch dafür müssen erst die Russen grünes Licht geben. Die russische Botschaft in Berlin hatte dem Vorhaben vor Jahren zwar schon einmal zugestimmt, doch nun liegt die Entscheidung beim Verteidigungsministerium in Moskau. Ein Zustimmung wäre vor allem für die Grundschule „Fürst Pückler“ Bad Muskau eine gute Nachricht.

Bereits im kommenden Jahr könnte mit der Umverlegung begonnen werden, erklärt Bad Muskaus Bürgermeister Andreas Bänder in der jüngsten Sitzung des Stadtrats. Der Grund für den Optimismus ist ein Termin im Juli. Bei dem haben sich je ein Vertreter des Büros für Kriegsgräberfürsorge und Gedenkarbeit bei der Botschaft der Russischen Föderation und des Volksbunds Deutsche Kriegsgräberfürsorge vor Ort ein Bild von den örtlichen Gegebenheiten gemacht. Dabei hätten sich beide von der Notwendigkeit einer Verlegung überzeugen können, sagt Andreas Bänder. Denn aus städtebaulicher Sicht könnte das Areal besser genutzt werden.

Eine Verlegung des Ehrenmals und die Umbettung der dort bestatteten Rotarmisten muss sich die Stadt allerdings von Russland genehmigen lassen. Ein entsprechender Antrag wird aktuell erarbeitet. Dieser ist notwendig, weil sich die Situation seit der Genehmigung durch die Botschaft geändert habe, erklärt der Bürgermeister in der Ratssitzung. Nun muss das Verteidigungsministerium von dem Projekt überzeugt werden. Dafür habe der Vertreter der Botschaft gegenüber der Stadt auch schon Hinweise zu notwendigen Änderungen in den Planungen gegeben. Letztere stammen noch aus dem Jahr 2007 und werden nun von der Landschaftsarchitektin Alexandra Liewald überarbeitet. „Die Umplanung ist in Arbeit“, sagt Andreas Bänder auf Nachfrage der SZ. Neben den Planungen, wie das Ehrenmal am neuen Standort im hinteren Bereich des Nordfriedhofs einmal aussehen soll, muss die Stadt auch noch die mit der Kriegsgräberfürsorge abgestimmte Gräberliste, die Grabfelder und eine Begründung für die Umverlegung einreichen, erklärt der Bürgermeister. Auf die Stadtverwaltung kommt deshalb in den kommenden Wochen noch einige Arbeit zu.

Die Idee, den Ehrenhain zu verlegen, ist ursprünglich entstanden, weil die Parksituation am Postplatz verbessert werden sollte. Der Hauptgrund ist jedoch, dass der gemeinsame Außenbereich der benachbarten Grundschule und des Horts für die Zahl der Kinder schlicht zu klein ist. Schulleiterin Bärbel Aulich hatte die Platzverhältnisse auf den Außenanlagen zuletzt Mitte des Jahres in einer Sitzung des Stadtrats bemängelt. Den Bolzplatz, den sich die Grundschule mit dem ebenfalls in dem Gebäude befindlichen Hort teilt, könne man eigentlich nicht als solchen bezeichnen. Denn abgesehen von der Größe verwandelt sich der Bereich nach jedem Regenschauer in eine Schlammlandschaft. Ihr Wunsch wäre es, in diesem Punkt etwas zu ändern, sagt Bärbel Aulich daher im Rat. Die frei werdende Fläche des Ehrenmals könnte hier die Lösung sein. Denn dann kann der Bolzplatz auf die Fläche neben der Turnhalle ziehen.

Oder besser gesagt: Er kann dort neu entstehen. Über das Förderprogramm „Brücken in die Zukunft“ hat die Stadt nämlich Gelder für eine neue Anlage zum Fußballspielen bewilligt bekommen. Insgesamt betrage die Förderung 20 000  Euro, erklärt Bad Muskaus Hauptamtsleiter Dirk Eidtner auf SZ-Nachfrage. Zwar könne der Bolzplatz auch auf dem bisherigen Schulhof aufgebaut werden, doch das wäre nur die Notlösung. Außerdem wird die Anschaffung auch noch etwas dauern. Das Förderprogramm laufe noch bis 2019 und der Bolzplatz werde nicht gleich die erste Maßnahme sein, sagt Dirk Eidtner. Stattdessen soll im Sommer kommenden Jahres zunächst der wellige Boden der Turnhalle erneuert werden. Bis es zum Bau des Bolzplatzes kommt, kann die Entscheidung zur Verlegung des Ehrenmals somit also vielleicht schon gefallen sein.

Was diese im Endeffekt kosten wird, steht allerdings noch nicht fest. Zumindest will sich der Bürgermeister im Gespräch mit der SZ auf keine Summe festlegen. Die Kosten der Umbettung trage der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge. Neben dem Obelisken umfasst das sowjetische Ehrenmal noch etwa 120 Einzelgräber und ein Massengrab. Insgesamt sind auf dem Areal 800 Soldaten der Roten Armee beigesetzt worden.