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Münsteraner neuer Bischof von Dresden-Meißen

Vom Oldenburger Land an die Elbe - für den neuen Bischof von Dresden-Meißen kein kleiner Schritt. Doch auch die Diaspora kennt Heinrich Timmerevers und hofft, dass die Sachsen ihm die neue Heimat nahebringen.

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© dpa

Von Helmut Reuter

Münster/Dresden.Dresden kennt Heinrich Timmerevers bislang nur als Tourist. „Ich komme in ein unbekanntes Land“, sagt der neue Bischof für Dresden-Meißen. „Diaspora“ und „Terra incognita“ beschreiben die Lage in dem Bistum ganz gut: Nur 3,3 Prozent des 4,2 Millionen Einwohner zählenden Bistumsgebiets sind Katholiken. Da ist noch viel Luft nach oben. Aber der 63-jährige Weihbischof nimmt - mit der „Hilfe Gottes“ - die Herausforderung an.

Der Seelsorger und Theologe kennt beide Seiten: Die der Diaspora, in der Katholiken am Rand und in Minderzahl sind. Und die des katholischen Stammgebietes, wo die Menschen natürlich am Sonntag zur Messe gehen - und sich danach gern noch zum Frühschoppen treffen, vielleicht sogar mit dem Pfarrer.

Diaspora - das war das nördliche Oldenburger Land, für das er die vergangenen 15 Jahre als „Offizial“, also quasi als Stellvertreter des Bischofs von Münster, die Amtsgewalt ausübte.

Katholisches Stammland - das war und ist das beschauliche Visbek (Kreis Vechta), das Timmerevers als Pfarrer prägte. In dem knapp 10 000 Einwohner zählende Ort sind mehr oder weniger 70 Prozent der Menschen katholisch. „Ich glaube, dass Visbek der entscheidende Baustein im meinen Leben war. Die Visbeker haben aus mir gemacht, was ich bin“, sagte er einmal.

Aber es war doch Münster, das Timmerevers zur geistigen Heimat wurde. Dort studierte er, dort wurde er 1980 im Dom zum Priester und 2001 zum Bischof geweiht. Wer in Münster lebt und katholisch ist, der kommt an einem Namen nicht vorbei: Clemens August Kardinal Graf von Galen, der von 1933 bis 1946 Bischof in Münster war. Wortgewaltig und mutig hatte sich dieser dem Euthanasie-Programm der Nazis entgegengestellt.

„Das war meine zweite Biografie, die ich im Alter von 13 oder 14 Jahren gelesen habe“, erinnert sich Timmerevers. Und er zitiert den Wahlspruch des auch als „Löwen von Münster“ bekannten von Galen: „Nec laudibus, nec timore“ - Weder Lob noch Furcht sollen mich von Gottes Weg abbringen. „Diese Worte sind groß“, so der neue Bischof von Dresden.

Der in Nikolausdorf im Landkreis Cloppenburg geborene Timmerevers freut sich auf die Menschen im Bistum Dresden-Meißen, auch wenn er Sächsisch erst noch lernen müsse. Er zieht aber auch mit schwerem Herzen aus seinem Oldenburger Land. Seine vier Brüder mit Familien leben dort, Verwandtschaft und Freunde. „Das tut auch ein bisschen weh.“ Sein Bischofswahlspruch mag ihm beim Abschied helfen: „Suchet wo Christus ist“. Dieser Suche sind nach katholischer Überzeugung keine Grenzen gesetzt, schon gar keine örtlichen.

Den Menschen in seinem neuen Bistum zollt er hohen Respekt. Er weiß um die Diasporasituation sowie um die Bedrängnis der Kirchen und Christen in der früheren DDR. In schweren Zeiten hätten sie ihren Glauben gelebt, bezeugt und ihn weitergegeben. „Davor habe ich großen Respekt.“

Der Bischof von Münster, Felix Genn, lässt seine Mitbruder eigentlich nur ungern ziehen, auch wenn er ihn im Kreise der Bischöfe regelmäßig treffen dürfte. Die Menschen in Dresden-Meißen hätten auf jeden Fall Grund zu Freude. Und Genn erinnert Timmerevers an einen seiner Amtsvorgänger auf dem Bischofsstuhl in Meißen, den Heiligen Benno. Der sei 40 Jahre lang - von 1066 bis 1106 - Bischof dort gewesen. „Man kann es dort offensichtlich gut aushalten“, so Genn. (dpa)