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Lotto-Schwindel aufgedeckt

Angebliche Gewinnbescheide eines Glücksspiel-Anbieter sind im Umlauf. Den Anbieter gibt es wirklich. Ein Moritzburger deckt aber auf, dass etwas Anderes aber faul ist.

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© Claudia Hübschmann

Von Peter Anderson

Volker Heinrich aus Moritzburg hat offenbar das große Los gezogen. In einem Anschreiben der Firma Lottoland wird ihm mitgeteilt, er habe gut zwei Millionen Euro gewonnen. Ein grünes Kleeblatt auf dem Briefpapier gibt dem Glücksgriff sinnfällig Ausdruck. Überhaupt macht das Schreiben einen sehr seriösen Eindruck. Da gibt es ein echt aussehendes Stempelchen, einen Barcode und die fein ziselierte Unterschrift von Promotions Director Christian Augustin.

Trotzdem: Vorsichtshalber tippt der angehende Moritzburger Glückspilz den Begriff Lottoland in die Suchmaschine ein. Die Ergebnisse erhärten den Eindruck, dass der Anbieter als vertrauenswürdig gelten darf. Im Online-Lexikon Wikipedia existiert ein ausführlicher Eintrag. Lottoland biete die Möglichkeit, auf die Ergebnisse von mehr als 30 verschiedenen Lotterien zu wetten, heißt es dort. Weiter unten ist zu lesen, seit Herbst 2016 existiere eine rechtlich unabhängige Lottoland Stiftung mit Sitz in Hamburg. Diese verfolge gemeinnützige Zwecke zur Förderung des Sports von behinderten und nichtbehinderten Menschen insbesondere im deutschsprachigen Raum. Sie unterstütze unter anderem den Rennrollstuhlsportler sowie verschiedene Projekte der Arche.

Was spricht unter diesen Umständen eigentlich dagegen, umgehend eine Flasche Champagner zu köpfen? Volker Heinrich allerdings bleibt skeptisch. Ihn verwundert vor allem, weshalb gerade er durch Fortuna ausgewählt worden sein sollte. „Ich habe doch noch nie in meinem Leben Lotto gespielt“, sagt er. Weshalb würden ihm ohne jeglichen Einsatz nun plötzlich über zwei Millionen Euro geschenkt?

Und noch ein weiteres Details erregt seinen Argwohn. So ganz umsonst soll er die hohe Summe nämlich nicht erhalten. Für den Transport des Geldes müsse eine entsprechende Versicherung abgeschlossen werden. Dafür seien 2 352 Euro fällig. So ist es in einem Schreiben zu lesen, welches angeblich von der Allianz Versicherung in Istanbul stammt.

An diesem Punkt tauchen die ersten Ungereimtheiten auf. In den Allgemeinen Geschäftsbedingungen von Lottoland ist unter dem Punkt 6 nichts von solchen Gebühren und der Übergabe von Bargeld zu finden. Stattdessen ist hier die Rede davon, dass Gewinne überwiesen würden, nachdem sich der Gewinner durch seinen Ausweis legitimiert habe. Zudem macht stutzig, weshalb als Adresse des Absenders nicht der Allianz Tower angegeben ist. Stattdessen erscheint eine Ortsangabe, welche zumindest vom Suchdienst Google nicht ermittelt werden kann.

Noch ominöser wird die ganze Geschichte, wenn es um die Spedition geht, welche das viele Geld nach Moritzburg bringen soll. In einer Mail an Volker Heinrich ist die Rede von einer International Transport GmbH mit Sitz auf dem Igelweg 18 im österreichischen Linz. Weshalb sollte das Unternehmen dann aber – wie es wenige Zeilen später angegeben ist – im Handelsregister von Linz am Rhein eingetragen sein? Und warum zeigt die fix zusammengeschusterte Internetseite des Unternehmens ein hübsches Vorstadthäuschen mit überdachtem Pool als Sitz der Firma an? Hinzu kommt, dass die „Geschäftsführer“ des laut eigener Aussage 500 Mitarbeiter beschäftigenden Unternehmens nur E-Mail-Adressen bei Gmail haben, anstatt bei der eigenen Domain.

Für Volker Heinrich gibt es unter diesen Umständen keinen Zweifel mehr, dass Betrüger am Werk sind. Er wolle jetzt bei der Polizei Anzeige erstatten, sagt der Moritzburger der SZ. Umgehend tätig geworden ist auch Lottoland. „Um dieses Thema kümmert sich jetzt unsere Rechtsabteilung“, so Dr. Rolf Stypmann, Unternehmenssprecher von Lottoland.