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Mit Fahrradkette gewürgt

Eine Auseinandersetzung unter Migranten beschäftigt das Zwickauer Landgericht. Angeklagt ist ein Mann, der einen Bekannten fast erwürgt haben soll. Doch das vermeintliche Opfer nimmt ihn in Schutz.

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© Frank Rumpenhorst/dpa

Zwickau/Plauen. Er soll versucht haben, in Plauen einen Bekannten mit einer Fahrradkette zu erwürgen. Deswegen steht ein 30-Jähriger vor dem Landgericht Zwickau. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Mann versuchten Totschlag vor. Zum Prozessauftakt am Montag stellte sich der Sachverhalt aufgrund widersprüchlicher Aussagen jedoch nicht eindeutig dar. Das Opfer schilderte die Geschehnisse von Oktober 2017 im Zeugenstand deutlich weniger dramatisch als noch im Herbst bei der Polizei. Laut Gericht steht nun eine Einstellung des Verfahrens im Raum.

Klar scheint: Der Asylbewerber aus Libyen und sein 26 Jahre alter Landsmann gerieten in Streit. Der Angeklagte gab vor Gericht zu, den Bekannten geschlagen zu haben. Er bestritt jedoch, diesen gewürgt zu haben. Das Opfer wollte wiederum von Todesangst vor Gericht nichts mehr wissen. Ein Attest zu möglichen Halsverletzungen gibt es nicht, weil der Mann nicht bei einem Arzt war. Zwar soll es Tatzeugen gegeben haben, diese konnten laut Staatsanwalt jedoch nicht ermittelt werden.

Ob der 26-Jährige vor Gericht aus Angst vor dem Angeklagten seine Aussage änderte oder diesen überhaupt erst auf Druck eines Bekannten zwei Wochen nach der vermeintlichen Tat angezeigt hatte, blieb offen. Laut Gericht agierte dieser Bekannte, ein 44 Jahre alter Mann aus Ägypten, bei der Anzeige im Polizeirevier als Dolmetscher. Er sei jedoch nicht vereidigt und den Angaben zufolge mehrfach vorbestraft, hieß es.

Zwischen ihm und dem Angeklagten soll es im Vorfeld wiederholt zu gewalttätigen Streitigkeiten gekommen sein. Der Mann muss sich deshalb noch in drei weiteren Fällen wegen gefährlicher Körperverletzung und Bedrohung verantworten. Hintergrund der Auseinandersetzungen sind vermutlich Drogengeschäfte. Eine Entscheidung des Gerichts, wie es nun mit dem Prozess weitergeht, wird für kommenden Montag erwartet. (dpa)