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Mit der Seilbahn auf den Königstein

Der Plan, die Festung mit der Stadt zu verbinden, schien schon beerdigt. Jetzt gibt es einen neuen Anlauf für das Vorhaben.

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© Katja Frohberg

Von Ines Mallek-Klein

Man muss Visionen haben, um eine Region voranzubringen. Sven-Erik Hitzer gehört zu den Unternehmern, die das Träumen noch nicht verlernt haben und die bereit sind, für die Realisierung auch Geld zu investieren. 2006 hat er eine Studie der Technischen Universität Dresden finanziert, die klären sollte, ob man die Festung Königstein mit der Stadt über eine Seilbahn verbinden könnte. Die Ergebnisse sind positiv, die Baukosten allerdings gigantisch. Sechs Millionen Euro wurden für den Bau der 1,5 Kilometer langen Trasse veranschlagt. Inzwischen rechnet Sven-Erik Hitzer mit mindestens acht Millionen Euro. „Wir brauchen also unbedingt einen Investor, um das Projekt zu finanzieren“, sagt Bürgermeister Frieder Haase (parteilos). „Aber wenn der Bau gelingt, dann wäre das ein echter Knaller für Königstein“, so der Stadtchef weiter.

© dpa

2014 zählte die Festung über eine halbe Million Besucher. Wenn es nur gelänge, einen Teil davon mit der Seilbahn in die Stadt zu holen, würde das für die Kommune völlig neue Perspektiven eröffnen, so Haase. Derzeit steht ein Großteil der Läden im Zentrum leer. Das dürfte sich mit dem Touristenstrom schlagartig ändern, so die Hoffnung des Bürgermeisters, der sich in diesem Jahr für eine dritte Amtszeit zur Wahl stellen möchte.

Die Pläne für die Standseilbahn sind schon sehr konkret. Experten vom Bergbahnbauer Doppelmayr aus Österreich hatten sich das Geländeprofil angesehen und Empfehlungen abgegeben. Angedacht ist eine Seilbahn mit zwei Kabinen, die wechselseitig zwischen der Festung und der Stadt pendeln. Das Trassensystem soll dabei allerdings nicht schnurgerade auf das Plateau führen, sondern sich in kleinen Serpentinen hinaufwinden. Damit Tiere und Natur so wenig wie möglich beeinflusst werden, ist angedacht, die Bahn in zwei bis drei Metern aufzuständern. „Das hätte den Vorteil, dass das Wild die Trasse gefahrlos queren kann und Zäune überflüssig werden“, sagt Sven-Erik Hitzer.

Er selbst hat die Machbarkeitsstudie erst einmal weggepackt. „Ich müsste schon etwas kramen, um sie jetzt wiederzufinden“, gesteht der Unternehmer, der zwischenzeitlich viele andere Projekte begonnen hat, darunter ist auch den Wiederaufbau der Schmilkschen Mühle.

Dass das Thema jetzt wieder aktuell wird, ist aber alles andere als ein Zufall. Königstein hat vor wenigen Monaten ein Tourismuskonzept beschlossen und möchte damit zu einem Zentrum für Aktivurlauber werden. Die Seilbahn wird in dem Papier zwar mit keinem Wort erwähnt, könnte aber von den Fördermöglichkeiten profitieren, die sich Königstein mit dem Konzept eröffnen will. Auch deshalb hat es bereits ein Telefonat zwischen dem Bürgermeister und Sven-Erik Hitzer gegeben. Der Unternehmer erklärte, dass es bereits 2006 lange Debatten um eine mögliche Trassenführung gegeben hat. Die Idee, die Seilbahn vom Bahnhof zur Festung zu führen, ist nicht nur wegen der deutlich höheren Kosten verworfen worden. „Wir wollen mit der neuen Talstation an der Kirche auch erreichen, dass die Gäste in die Stadt kommen“, sagt Hitzer.

Besondere Brisanz bekommt das Vorhaben aber auch wegen der Pläne der Sächsischen Immobilien- und Baumanagement GmbH. Die SIB möchte den Festungsvorplatz umbauen. Voraussichtlich 2016 sollen die Arbeiten am Fuße des Felsens beginnen. Angedacht ist dabei auch eine Art Tiefgarage, in der Mitarbeiter parken können. Dort wäre es auch möglich, die Bergstation der Standseilbahn zu integrieren, sagt Sven-Erik Hitzer. Die Fahrgäste würden aussteigen und dann über einen Fahrstuhl, ähnlich wie auf dem Dresdner Neumarkt, auf dem Festungsplateau ankommen. Wenn die Bahn kommen soll, dann muss das jetzt, vor den Umbauplänen, entschieden werden, sagt Sven-Erik Hitzer. Er glaubt an das Projekt und hat in der Vergangenheit bereits einen Großteil der Flächen für die Bahntrasse gekauft.

Das Vorhaben beschäftigt auch die Nationalparkverwaltung. Sie bestätigt, dass die Seilbahn durch das Landschaftsschutzgebiet verlaufen würde. Auch wenn die Pläne schon älter sind, es ist deutlich zu erkennen, dass beim Bau „einzelne naturschutzrechtliche Verbotstatbestände und erlaubnispflichtige Handlungen“ zu beachten sein werden, heißt es aus Bad Schandau.

Dass man in sensiblen Bereichen unterwegs ist, weiß auch Sven-Erik Hitzer. Deshalb hat man sich für den Betrieb der Bahn etwas ganz Besonderes einfallen lassen. Die Waggons sollen mit dem Abwasser aus der Festung betrieben werden. Das wird auf der Bergstation automatisch in einen Tank unter der Bahn gepumpt und in der Talstation wieder abgelassen.

Unterdessen gibt es aber auch schon Pläne für einen zweiten Bauabschnitt, der von der Festung nach Leupoldishain führt. Er ist mit seinen 2,9 Kilometern etwa doppelt so lang und müsste über einen Schienenstrang geführt werden. Für diesen Teil gibt es noch nicht einmal eine Investitionssumme.

Ursprünglich war angedacht, in Leupoldishain einen riesigen Park-&-Ride-Platz zu schaffen und die Gäste der Sächsischen Schweiz zu motivieren, dort ihr Auto stehen zu lassen und die Region zu Fuß, mit dem Rad oder öffentlichen Verkehrsmitteln zu erkunden, sagt Sven-Erik Hitzer. Auch dieser Teil der Pläne bekommt neue Aktualität, seitdem Landrat Michael Geisler die sanfte Mobilität für den Tourismus in der Sächsischen Schweiz als wichtige Entwicklungsstrategie propagiert.