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Missbrauchsverdacht in Riesaer Kita

Die Einrichtung hat Strafanzeige gestellt. Die Eltern sind verunsichert.

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© Sebastian Schultz

Von Stefan Lehmann

Riesa. Noch sind es lediglich Beschuldigungen, die in der Kita Villa auf dem Kirschberg die Runde machen, doch die Verunsicherung unter den Eltern ist groß. In der Einrichtung soll es zu einem Fall von Kindesmisshandlung gekommen sein. Nach SZ-Informationen liegt ein Anfangsverdacht vor, dem die Polizei nun nachgeht. Ob sich die Vorwürfe um sexuellen Missbrauch oder körperliche Misshandlung drehen, war am Freitag nicht zu erfahren.

Kita stellt Strafanzeige

Die Kindertagesstätte wollte sich am Freitag gegenüber der SZ nicht zu den Vorwürfen äußern. „Wir geben dazu keine Auskunft“, sagte Gabriela Mentzer vom Trägerverein Villa auf dem Kirschberg und verweist an die Anwaltskanzlei BSKP. Deren geschäftsführender Gesellschafter Sebastian Lohse bestätigt auf Nachfrage lediglich, dass der Trägerverein eine Strafanzeige gestellt habe. Weitere Details zu Beschuldigten oder konkreten Tatvorwürfen könne er aber mit Verweis auf die Verschwiegenheitspflicht nicht preisgeben.

Auch die zuständige Pressestelle der Polizeidirektion in Dresden hält sich bedeckt. „Zu dem von Ihnen benannten Sachverhalt werden wir seitens der Polizei keine Aussagen treffen“, erklärt Sprecher Markus Laske. Dazu habe man sich in Absprache mit der Staatsanwaltschaft entschieden. Es handle sich um ein „hochsensibles Thema“.

Die Vorsicht der Behörden hat gute Gründe. Denn bewiesen scheint noch nichts. Es wäre nicht der erste Fall, in dem sich Misshandlungs-Vorwürfe im Nachhinein als aus der Luft gegriffen herausstellen. So hatte vor mehr als vier Jahren eine ehemalige Mitarbeiterin der Kita Kunterbunter Schmetterling erklärt, eine Kollegin habe Kinder geschüttelt, zwangsgefüttert und festgebunden. Diese Vorwürfe erhärteten sich nicht. Bei Untersuchungen waren keine Verletzungen bei den Kindern festzustellen. Außerdem äußerten sich andere Kollegen nur lobend über die Beschuldigte. Die Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen schließlich ein. Der Kita-Betreiber vermutete damals Rache als Motiv für die Anschuldigungen: Der Frau war wenige Tage vor der Anzeige gekündigt worden.

Kritik an der Kita-Leitung

Ob die Vorwürfe im aktuellen Fall stimmen, müssen nun die weiteren Ermittlungen zeigen. Egal, wie diese ausfallen: Unter den Eltern herrscht zurzeit Verunsicherung – und vereinzelt auch Enttäuschung. Es habe seitens der Verantwortlichen zunächst keine Information an die Eltern gegeben, so lautet ein Vorwurf. Einige Eltern schicken nach unbestätigten SZ-Informationen ihre Kinder nun in eine andere Einrichtung. Auch die Stadtverwaltung hatte offenbar bislang noch nichts von den Anschuldigungen erfahren. Der Vorfall sei der Stadt „bisher nicht bekannt gewesen“, erklärte Sprecher Uwe Päsler am Freitag. „Die Verwaltung wird sich beim Träger umgehend nähere Informationen einholen“, so der Stadtsprecher.

Die Kita Villa auf dem Kirschberg wird seit 2005 vom gleichnamigen, gemeinnützigen Trägerverein betrieben. Für die Tagesstätte sind insgesamt 161 Plätze ausgewiesen, von denen einige auch für Integrationskinder vorgesehen sind. Neben Krippe und Kindergarten betreibt der Verein auch einen Hort.