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Ministerin rechtfertigt Rauswurf

Kulturministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) hat die Kündigung des Semperoper-Intendanten Serge Dorny abermals gerechtfertigt. Ein Streit sei aber nicht der Grund für den Rauswurf gewesen.

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© dpa

Dresden. Kunstministerin Sabine von Schorlemer (parteilos) hat die Kündigung des Semperoper-Intendanten Serge Dorny abermals gerechtfertigt. „Dies war für mich eine sehr schwere Entscheidung“, sagte sie am Mittwoch bei einer Regierungserklärung im Landtag in Dresden. Es sei nicht um einen Streit zwischen dem Chefdirigenten der Staatskapelle, Christian Thielemann, und Dorny gegangen, sondern um die Frage, wie man erfolgreich ein Repertoire-Theater in die Zukunft führen könne.

„Wenn jemand mit einer Option „Alles oder Nichts“ an mich herantritt und diese mit unangemessenen und unrealistischen Forderungen und Fristsetzungen verbindet, dann spricht dieses Vorgehen meines Erachtens für sich selbst“, sagte sie. Der Vertrag war noch vor dem Amtsantritt gekündigt worden. Dorny klagt dagegen.

Einen ersten Termin hat das Arbeitsgericht Dresden für den 26. März angesetzt. „Bei dem öffentlichen Gütetermin wird der Streit erörtert mit dem Ziel einer gütlichen Einigung“, sagte Gerichtssprecherin Katrin Vetter am Mittwoch. Dorny will mit der Klage gegen den Freistaat Sachsen die Unwirksamkeit der Kündigung erreichen.

Vertreter der Oppositionsfraktionen, aber auch vom Koalitionspartner FDP sprachen von einem Desaster. Die Kündigung sei vermutlich richtig gewesen, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Grünen, Karl-Heinz Gerstenberg. Viele Mitarbeiter der Oper seien froh über diese Entscheidung.

Aber: „Wenn eine Findungskommission Serge Dorny auswählt und er anschließend zum höchstbezahlten Intendanten eines deutschen Opernhauses gemacht wird - wieso erkundigt sich dann niemand an den bisherigen Wirkungsstätten? Den autokratischen Führungsstil von Herrn Dorny scheinen in Lyon ja die Spatzen von den Dächern zu pfeifen.“

Dem kulturpolitischen Sprecher der Linken, Volker Külow, zufolge wirft der Vorgang kein gutes Licht auf die sächsische Kulturpolitik. „Es geht hier um Ihren Politikstil. Dem Ansehen des Freistaates in der Kunst- und Opernwelt haben Sie damit gewiss keinen Gefallen getan“, sagte er an die Adresse der Ministerin. Zudem könne der Vorgang das Land teuer zu stehen kommen. Im Gespräch sei eine Summe von 1,5 Millionen Euro, die der geschasste Intendant jetzt einklagen könne, sagte Külow.

Bei ihrer Regierungserklärung bekräftigte die Ministerin auch, sich für eine Aufstockung der Mittel für die sogenannten Kulturräume in Sachsen im nächsten Haushalt einzusetzen. Kulturelle Angebote seien flächendeckend wichtig, sagte sie. Es dürften nicht nur kulturelle Leuchttürme gefördert werden. Zudem sprach sie sich für eine Stärkung der sächsischen Industriekultur aus.

Sprecher der Opposition nannten die Kulturpolitik der Ministerin ideenlos. „Den großen Herausforderungen stellen Sie sich nicht“, sagte Gerstenberg. „Es gibt keine Leitlinien, keine Vision, keine Entwicklungsperspektive, sondern eine chronische konzeptionelle Armut.“ Der Fraktionschef der SPD, Martin Dulig, warf der Ministerin vor, dass sich das Land mit Kürzungen und Privatisierungen immer mehr seiner kulturpolitischen Verantwortung entziehe. (dpa)