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Mieterin soll ihre Katzen abschaffen

Die Cunnersdorfer Hausverwaltung hat einer Frau mit Kündigung gedroht. Zehn Tage habe die Frau Zeit, ihre Katzen abzuschaffen.

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© K.-D Brühl

Von Birgit Ulbricht

Kalkreuth. Zehn Tage habe sie Zeit, ihre Katzen abzuschaffen. So steht es wortwörtlich in der angedrohten fristlosen Kündigung der Wohnung, die Steffi Sommerer von der Cunnersdorfer Immobilienverwaltung bekommen hat. „Ich habe alle Tierheime der Gegend angerufen, keiner hat einen Platz frei, ich soll wenigstens warten, bis die Ferien vorbei sind“, sagt Frau Sommerer achselzuckend. Sie sagt auch, die Pensionen verlangen im Schnitt 25 Euro pro Tier im Monat. „Das kann ich mir als Hartz-IV-Empfänger nicht leisten.“

Zu zahlen wäre das aber, solange die Tiere nicht vermittelt sind – doch das ist nahezu aussichtslos. Die Heime sind voll. Nicht umsonst suchen Tierschutzvereine immer wieder Pflegestellen bei privaten Leuten. Mit Steffi Sommerer hat die Pfötchenhilfe Priestewitz im Auftrag des Großenhainer Tierschutzvereins eine gefunden. Das „Katzenproblem“ begann an dem Tag, als die Kalkreutherin die Tiere vorm Block fütterte und schließlich fünf Zöglinge mit zu sich, in die Drei-Raum-Wohnung nahm, wo sie mit ihrer Tochter wohnt. Dort leben die Miezen nun mit Ausgang zum Balkon. Alles Katzen-Mädchen. Der Fakt scheint wichtig, denn während in der Wohnung nichts nach Katze riecht, ist draußen vorm Block in der Rabatte eindeutig Katerduft auszumachen.

„Was soll ich denn den anderen Mietern erzählen?“, lautet die Gegenfrage von Frau Behrisch von der Immobilienverwaltung der Cunnersdorfer Agrar GmbH auf die Frage, ob man denn Frau Sommerer tatsächlich kündigen wolle? Andere Mieter würden sich beschweren, es stinke vorm Haus, die Mülltonnen sind voll, und nachts gehe der Sing-Sang los. Steffi Sommerer zeigt der SZ dagegen eine Liste mit Unterschriften von Mietern, die nichts gegen ihre Katzen haben. Jahrelang gehe das Hin und Her schon, meint die Hausverwaltung. In den Blocks wohnen 48 Mietparteien – man sei doch kein Tierheim. Eine Katze sei Frau Sommerer im Mietvertrag erlaubt worden.

Dabei ist gerade das juristisch problematisch. Immer wieder haben Gerichte betont, der Vermieter dürfe das nicht festlegen. Manche Urteile erlauben zwei, andere vier Katzen in der Wohnung, je nach Größe und Umfeld. Einfach verbieten kann der Vermieter die Haustierhaltung nicht, sagt auch der Großenhainer Anwalt Frank Rabald. Alles andere ist jedoch eine Einzelfallentscheidung. Denn was ist schon „eine vertragsgemäße Nutzung der Wohnung“? Auf einen Rechtsstreit hat Steffi Sommerer nach eigenen Worten gar keine Lust. Sie sieht nur irgendwie keinen Ausweg und kann offenbar nicht Nein sagen, wenn wieder eine Katze herumstromert. In einer Plattenblockwohnung keine gute Voraussetzung, um Ärger zu vermeiden. Hier wird wohl auch ein klärendes Gespräch mit dem Großenhainer Tierschutzverein nötig sein.

Sprecher Armin Krake findet zwar auch, dass fünf Katzen in der Wohnung etwas viel seien, und gibt gern zu, dass Frau Sommerer da etwas eifrig sei – doch er sieht auch Mobbing. „Es ist doch nicht Frau Sommerers Schuld, wenn die unkastrierten Kater zum Block laufen – im Gegenteil, Frau Sommerer ist es zu verdanken, dass viele Streuner vom Verein kastriert worden sind.“ Genau diese Einstellung auf dem Dorf, die Tiere eben nicht zu kastrieren, führe ja erst zu den vielen Katzen. Nach einer Lösung würde er mit der Hausverwaltung trotzdem gern suchen.