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Meißen statt Dresden

Im Wohngebiet „Ziegeleipark“ sind zwei Drittel Zuzügler von außerhalb, darunter viele Familien. Die SZ stellt eine vor.

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© Claudia Hübschmann

Von Marcus Herrmann

Sie kommen aus Bayern, Stuttgart, Dresden oder Niedersachsen. Anhand der Pkw-Kennzeichen im neuen Wohngebiet „Ziegeleipark“ am Carl-Schäfer-Weg zeigt sich deutlich: Die Ankündigung, die Maik Lehmann von der zuständigen Lehmann Immobilien GmbH schon während der Erschließung der 16 Eigenheimstandorte im Jahr 2016 gemacht hatte, hat sich bewahrheitet. Viele Interessenten sind von weit her nach Meißen gezogen.

Die Entfernung, welche die Familie Rumpel von ihrem letzten Wohnsitz in Dresden zurücklegte, gehört zwar zu den geringsten im Neubaugebiet. Aber die Wurzeln von Familienvater Christian, 38 Jahre alt, liegen in den alten Bundesländern. Noch heute leben seine Eltern in Braunschweig-Wolfenbüttel. Zusammen mit seiner vier Jahre jüngeren Frau Michaela wohnte der Techniker in der Halbleiterindustrie zwischen 2011 und 2016 in einer Dreizimmerwohnung im gutbürgerlichen Viertel Dresden-Striesen.

Als die Familie einzieht, ist Michaela mit dem heute sechs Jahre alten Otto schwanger. Nur zwei Jahre später wird Edda geboren. Die 80-Quadratmeter-Wohnung für 800 Euro wird zu klein – zumal der Wunsch nach einem dritten Kind besteht. Michaela Rumpel ist gebürtige Dresdnerin, liebt ihre Heimatstadt. Die Familie fühlt sich wohl. Doch das Angebot an geeigneten Eigentumswohnungen, die nicht weit über 400 000 Euro kosten, ist gering. Auch die Suche nach einem Baugrundstück gestaltet sich schwierig.

„Zwei Jahre haben wir zunächst nach Bestandsimmobilien geschaut. Aber entweder waren sie zu klein, zu teuer oder beides. Außerdem wären wir fast überall an einen vorgegebenen Bauträger gebunden gewesen“, sagt Michaela Rumpel, die in der Wasserwirtschaft auf der Dresdner Südhöhe arbeitet.

Als auch die Grundstückssuche nicht den gewünschten Erfolg zeigt, werden die Rumpels auf eine Zeitungsannonce der Meißner Lehmann-Immobilien aufmerksam. Laut Inserat sollen die bauträgerfreien Grundstücke zwischen 80 und 95 Euro pro Quadratmeter kosten. „Ein 650 Quadratmeter großes war noch frei. Das haben wir nach einer ersten Kontaktaufnahme angeschaut und waren schnell überzeugt“, erinnert sich Christian Rumpel.

Im Sommer 2016 fällt die Entscheidung für Meißen, wird der Bauantrag gestellt, im Herbst 2016 folgt Stein auf Stein. „Wir waren die Dritten oder Vierten, die hier losgelegt haben“, so Rumpel. Mit einem von der Verbraucherzentrale empfohlenen Baubetreuer können die Rumpels ihre Wünsche unkompliziert auf dem Meißner Bauland verwirklichen lassen.

Zwei Stockwerke hoch wird das grau-weiße Wohnhaus mit sechs Wohnräumen, darunter drei Kinderzimmer. Zwei Bäder, ein Keller und eine Terrasse runden das Wohnensemble ab. Hier und da, sagt Christian Rumpel, hat er noch einige Arbeiten selbst zu erledigen – von der fehlenden Duschkabine bis hin zum Carport. Ende des Jahres soll alles fertig sein. Seit einem halben Jahr gehört nun auch der kleine Adam zur Familie, die damit fünfköpfig ist. Platz genug ist in der neuen Heimat allemal. Während Otto im August in der Afra-Grundschule das Einmaleins lernt, hat Edda noch zwei Jahre in der Kita Plossenkäfer vor sich. Den Kindern gehe es sehr gut. „Und auch mein Arbeitsweg zu Globalfoundries nach Wilschdorf ist kein Problem. Ich fahre täglich mit dem Rad hin und zurück“, erzählt Christian Rumpel. Seine Frau befindet sich in der Elternzeit.

Zur Wahrheit gehört jedoch auch, dass die Umstellung auf Meißner Verhältnisse nicht immer leicht war. Michaela Rumpel spricht von einem „kleinen Naturschock“ zu Anfang. Es sei eben etwas anderes, ob man im Meißner Triebischtal einkaufen geht oder in Dresden-Striesen oder Blasewitz.

Der Ruf Meißens als schöne Tourismus- und Kulturstadt habe die Familie angezogen. „Aber davon spürt man in manchen Teilen der Stadt leider nichts“, sagt die dreifache Mutti. Dennoch haben die Rumpels die Entscheidung für die Domstadt nicht bereut. Neben den vielfältigen Kunst-, Familien- und Kulturfesten schätzen sie auch die Ruhe und gute Nachbarschaft an ihrem neuen Wohnort. Den meisten Nachbarn – egal ob aus Bayern, Stuttgart oder Niedersachsen – dürfte es ähnlich gehen.