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Mehr Wohnungseinbrüche

Im Landkreis Bautzen steigt die Zahl der Taten – und sie werden seltener aufgeklärt.

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© dpa

Marleen Hollenbach

Bautzen. Sie schlagen Fensterscheiben ein, hebeln Türen auf, durchsuchen Schränke, nehmen Geld und Schmuck mit. Einbrecher, die in Wohnungen eindringen, richten großen Schaden an. Und selbst wenn die Beute gering ausfällt, bleibt bei den Hausbesitzern ein Gefühl der Unsicherheit. Eben weil es um die Intimsphäre geht, hat die Bekämpfung dieser Fälle bei der Polizei oberste Priorität, erklärt Thomas Knaup, Sprecher der Polizeidirektion Görlitz.

© Grafik: Sylvia Tietze

Doch nun hat das Innenministerium Zahlen veröffentlicht, die Hausbesitzer beunruhigen dürften. Demnach werden jedes Jahr im Landkreis Bautzen im Schnitt 100 Wohnungseinbrüche gezählt. 2015 waren es sogar 116. Tendenz steigend. Zwar gibt es noch keine Zahl für das Gesamtjahr 2016. Doch allein im Zeitraum Januar bis September gab es 113 Einbrüche und damit fast genauso viele wie im gesamten Jahr zuvor. Und noch etwas verrät die Statistik: Die Täter bleiben oft unerkannt. Im Kreis Bautzen wurden im Jahr 2015 nur 25 Prozent der Wohnungseinbrüche aufgeklärt. Von Januar bis September 2016 lag die Aufklärungsquote mit 19,5 Prozent sogar noch darunter. Vor sechs Jahren sah das noch anders aus. Damals konnte bei fast jedem zweiten Wohnungseinbruch ein Tatverdächtiger ermittelt werden.

Polizei sieht keinen Grund zur Panik

Für die Polizei ist das aber kein Grund zur Panik. Im Gegenteil. „Unsere Aufklärungsquote beträgt im Landkreis Bautzen 47,3 Prozent und liegt damit über dem Durchschnitt des Freistaats“, erklärt Polizeisprecher Thomas Knaup. 47 Prozent oder 20 Prozent, was ist nun richtig? Die verschiedenen Werte zeigen, wie schwierig es ist, das Sicherheitsgefühl in einer Region an Statistiken festzumachen. Die Zahlen des Innenministeriums beziehen sich auf Fälle, bei denen die Täter mit Gewalt in eine Wohnung eingedrungen sind, also Türen und Fenster aufgehebelt haben. Die Polizei erfasst hingegen alle Diebstähle in und aus Wohnungen. Das heißt, die Beamten zähen auch Kriminelle dazu, die sich eine offene Wohnungstür zunutze machen. Auch Trickbetrüger, die freiwillig ins Haus gelassen werden, fallen in die Kategorie. Zusammen mit diesen Delikten erhöhen sich die 116 angezeigten Taten auf 294 im Jahr 2015. Daraus ergibt sich auch eine neue Aufklärungsquote: Bei fast jedem zweiten Fall konnte die Polizei demnach einen Täter fassen. „Das ist durchaus ein vorzeigbares Ergebnis“, so Thomas Knaup.

Doch warum ist es für die Beamten so schwer, die Einbrecher zu fassen? Bei der Aufklärung dieser Fälle spielen aufmerksame Nachbarn eine große Rolle. Für die Polizei sei es entscheidend, ob es Zeugenhinweise gibt, und ob am Tatort Spuren gesichert werden können. „Sind keine erfolgversprechenden Ermittlungsansätze vorhanden, wird es den Ermittlern auch mit viel Mühe nicht gelingen können, die Straftat beweissicher aufzuklären“, so Knaup.

Schwerpunkt: die größeren Städte

Der Polizeisprecher weiß auch, wo im Kreis die meisten Einbrecher unterwegs sind. Besonders in größeren Städten wie Hoyerswerda, Kamenz und Radeberg hat es die Polizei immer wieder mit ungebetenen Gästen zu tun. Negativer Spitzenreiter ist die Stadt Bautzen. Von den 294 Diebstahlsfällen aus Wohnungen im Landkreis kommen allein 60 Taten aus dem Stadtgebiet.

Mit welchen Tätern es die Beamten zu tun haben, kann Thomas Geithner von der Dresdner Polizeidirektion erklären.

Er kennt drei Typen. Zum einen seien kriminelle Banden aus dem osteuropäischen Raum unterwegs, die Objekte gezielt ausspähen und hohe Beute erzielen. Aber auch Gelegenheitstäter, die irgendwo ein angelehntes Fenster sehen und die Chance nutzen, sind den Beamten nicht fremd. „Die dritte Gruppe umfasst Täter, die einbrechen, um sich Geld für Drogen und sonstige Süchte zu beschaffen“, so Geithner. Ein Blick auf die Statistik zeigt aber auch: Im Kreis Bautzen handelt es sich bei den gefassten Wohnungseinbrechern meistens um Täter mit deutscher Staatsbürgerschaft. So hatten es die Beamten 2015 mit 27 deutschen Tätern und lediglich zwei Einbrechern aus dem Ausland zu tun.

Es den Einbrechern schwer machen

Um gar nicht erst Opfer eines Einbruchs zu werden, sollten es Hausbesitzer den Kriminellen so schwer wie möglich machen. Die Polizei rät dazu, zusätzliche Beleuchtung aufzustellen und Kameras zu installieren. Auch sei es wichtig, Fenster und Türen zu verstärken. Das weiß auch Gabriel Reichelt. Der Chef der Bautzener Tür- und Beschlagsfirma erkennt schon an der Klinke, ob die Tür etwas taugt. Immer wieder sieht er Klinken, die noch aus DDR-Zeiten stammen und viel zu leicht abgeschraubt werden können. Vor allem Vermieter würden oft sparen und zu billigen Wohnungstüren greifen. „Dabei gibt es schon besondere Türen, die jeden Einbrecher abschrecken“, sagt der Firmenchef.

Zu allen Sicherheitsfragen berät Polizeikommissar Rolf Kasper: Telefon  03591 2938411.